amerikanische Faßmaschine, welche auf der letzten Pariser Ausstellung zu sehen war und nach der Versicherung des Ausstellers 1 täglich 1100 Fässer aus rohem Holz bis zum Binden fertig macht, dürfte kaum in Deutsch- land existiren und wenn sie eingeführt wird, dem Bött- cher in der Stadt wohl, aber kaum dem auf dem Lande Konkurrenz machen.
Neben den Bedürfnissen des landwirthschaftlichen Betriebes kommen die Bau- und Wohnungsbedürfnisse. Den Maurer und Zimmermann, den Schlosser und Tischler kann das größere Dorf schwer entbehren. Da- gegen ist der Müller von den Nahrungsgewerben der einzig nothwendige. Die Zahl der Brauer, der Bäcker, der Fleischer und der Wirthe hängt von dem Grade der Arbeitstheilung und dem Verkehr, von Sitten und Wohlstand ab.
Die meisten der ländlichen Handwerker sind daneben Bauern oder Tagelöhner und je nachdem in sehr ver- schiedener Lage. Da sie vielfach ohne alle Gehülfen arbeiten, sind ihre Leistungen technisch gering, aber doch dem Zweck entsprechend.
Weniger ob die erwähnten, als ob auch noch andere Arten des Handwerks sich auf dem Lande, beson- ders in den großen Dörfern befanden, hing, so lange die Städte ausschließliche Gewerberechte hatten, von der Verwaltung ab.
1 Siehe die deutsche Ausstellungszeitung. Paris 1867. Nro. 15.
Die nothwendigen ländlichen Handwerker.
amerikaniſche Faßmaſchine, welche auf der letzten Pariſer Ausſtellung zu ſehen war und nach der Verſicherung des Ausſtellers 1 täglich 1100 Fäſſer aus rohem Holz bis zum Binden fertig macht, dürfte kaum in Deutſch- land exiſtiren und wenn ſie eingeführt wird, dem Bött- cher in der Stadt wohl, aber kaum dem auf dem Lande Konkurrenz machen.
Neben den Bedürfniſſen des landwirthſchaftlichen Betriebes kommen die Bau- und Wohnungsbedürfniſſe. Den Maurer und Zimmermann, den Schloſſer und Tiſchler kann das größere Dorf ſchwer entbehren. Da- gegen iſt der Müller von den Nahrungsgewerben der einzig nothwendige. Die Zahl der Brauer, der Bäcker, der Fleiſcher und der Wirthe hängt von dem Grade der Arbeitstheilung und dem Verkehr, von Sitten und Wohlſtand ab.
Die meiſten der ländlichen Handwerker ſind daneben Bauern oder Tagelöhner und je nachdem in ſehr ver- ſchiedener Lage. Da ſie vielfach ohne alle Gehülfen arbeiten, ſind ihre Leiſtungen techniſch gering, aber doch dem Zweck entſprechend.
Weniger ob die erwähnten, als ob auch noch andere Arten des Handwerks ſich auf dem Lande, beſon- ders in den großen Dörfern befanden, hing, ſo lange die Städte ausſchließliche Gewerberechte hatten, von der Verwaltung ab.
1 Siehe die deutſche Ausſtellungszeitung. Paris 1867. Nro. 15.
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Die nothwendigen ländlichen Handwerker.
amerikaniſche Faßmaſchine, welche auf der letzten Pariſer
Ausſtellung zu ſehen war und nach der Verſicherung
des Ausſtellers 1 täglich 1100 Fäſſer aus rohem Holz
bis zum Binden fertig macht, dürfte kaum in Deutſch-
land exiſtiren und wenn ſie eingeführt wird, dem Bött-
cher in der Stadt wohl, aber kaum dem auf dem
Lande Konkurrenz machen.
Neben den Bedürfniſſen des landwirthſchaftlichen
Betriebes kommen die Bau- und Wohnungsbedürfniſſe.
Den Maurer und Zimmermann, den Schloſſer und
Tiſchler kann das größere Dorf ſchwer entbehren. Da-
gegen iſt der Müller von den Nahrungsgewerben der
einzig nothwendige. Die Zahl der Brauer, der Bäcker,
der Fleiſcher und der Wirthe hängt von dem Grade der
Arbeitstheilung und dem Verkehr, von Sitten und
Wohlſtand ab.
Die meiſten der ländlichen Handwerker ſind daneben
Bauern oder Tagelöhner und je nachdem in ſehr ver-
ſchiedener Lage. Da ſie vielfach ohne alle Gehülfen
arbeiten, ſind ihre Leiſtungen techniſch gering, aber doch
dem Zweck entſprechend.
Weniger ob die erwähnten, als ob auch noch
andere Arten des Handwerks ſich auf dem Lande, beſon-
ders in den großen Dörfern befanden, hing, ſo lange
die Städte ausſchließliche Gewerberechte hatten, von der
Verwaltung ab.
1 Siehe die deutſche Ausſtellungszeitung. Paris 1867.
Nro. 15.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/285>, abgerufen am 24.11.2024.
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