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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
einzelnen Gewerben gezeigt. Und überall bedurfte auch
damals schon die rein bäuerliche Wirthschaft der Hülfe
wenigstens einiger Handwerker. Diese mußte man
zulassen. Es ist vielleicht gut, zunächst von diesen heute
wie damals auch für die rein landwirthschaftlichen
Gegenden nothwendigen Handwerkern uns ein Bild zu
machen.

Die Schmiede und Stellmacher oder Wagner stehen
in erster Linie. Der Schmied ist unentbehrlich für den
Beschlag der Pferde, des Fuhrwerks, der Ackerwerkzeuge,
für alle Eisenreparaturen. Der Stellmacher ist heute
mehr auf dem Lande zu Hause als in der Stadt, wo
der Wagenfabrikant theilweise an seine Stelle getreten ist.
Die einfachen Wagengestelle, die Räder, die Holztheile
an Pflug und Egge kann er leicht fertigen. Wo mehr
landwirthschaftliche Maschinen angewandt werden, da
hat er auch vielfach mit ihnen zu thun. Die Arbeiten
beider Handwerke sind so umfassend, daß selbst ein
mäßiges Dorf schon mehrere Meister von jedem der
beiden Gewerbe beschäftigt, daß größere Güter je einen
Meister für sich in Anspruch nehmen. Schon weniger
Arbeit findet der Riemer oder Sattler auf dem Lande,
und doch ist er für Sattelzeug und Pferdegeschirr ein
nothwendiger Gehülfe; die Produkte seines Handwerks
kauft der Bauer freilich mit Vorliebe auf dem Jahr-
markt, dem Dorfmeister bleiben mehr die Reparaturen,
wenn er nicht selbst den Jahrmarkt bezieht. Die Fässer,
die Kübel, die Geräthschaften des Böttchers fehlen in
keiner ländlichen Wirthschaft ganz; das Produkt ist ein
so einfaches, daß der kleinste Betrieb möglich ist. Die

Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
einzelnen Gewerben gezeigt. Und überall bedurfte auch
damals ſchon die rein bäuerliche Wirthſchaft der Hülfe
wenigſtens einiger Handwerker. Dieſe mußte man
zulaſſen. Es iſt vielleicht gut, zunächſt von dieſen heute
wie damals auch für die rein landwirthſchaftlichen
Gegenden nothwendigen Handwerkern uns ein Bild zu
machen.

Die Schmiede und Stellmacher oder Wagner ſtehen
in erſter Linie. Der Schmied iſt unentbehrlich für den
Beſchlag der Pferde, des Fuhrwerks, der Ackerwerkzeuge,
für alle Eiſenreparaturen. Der Stellmacher iſt heute
mehr auf dem Lande zu Hauſe als in der Stadt, wo
der Wagenfabrikant theilweiſe an ſeine Stelle getreten iſt.
Die einfachen Wagengeſtelle, die Räder, die Holztheile
an Pflug und Egge kann er leicht fertigen. Wo mehr
landwirthſchaftliche Maſchinen angewandt werden, da
hat er auch vielfach mit ihnen zu thun. Die Arbeiten
beider Handwerke ſind ſo umfaſſend, daß ſelbſt ein
mäßiges Dorf ſchon mehrere Meiſter von jedem der
beiden Gewerbe beſchäftigt, daß größere Güter je einen
Meiſter für ſich in Anſpruch nehmen. Schon weniger
Arbeit findet der Riemer oder Sattler auf dem Lande,
und doch iſt er für Sattelzeug und Pferdegeſchirr ein
nothwendiger Gehülfe; die Produkte ſeines Handwerks
kauft der Bauer freilich mit Vorliebe auf dem Jahr-
markt, dem Dorfmeiſter bleiben mehr die Reparaturen,
wenn er nicht ſelbſt den Jahrmarkt bezieht. Die Fäſſer,
die Kübel, die Geräthſchaften des Böttchers fehlen in
keiner ländlichen Wirthſchaft ganz; das Produkt iſt ein
ſo einfaches, daß der kleinſte Betrieb möglich iſt. Die

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[262/0284] Die Vertheilung der Gewerbetreibenden. einzelnen Gewerben gezeigt. Und überall bedurfte auch damals ſchon die rein bäuerliche Wirthſchaft der Hülfe wenigſtens einiger Handwerker. Dieſe mußte man zulaſſen. Es iſt vielleicht gut, zunächſt von dieſen heute wie damals auch für die rein landwirthſchaftlichen Gegenden nothwendigen Handwerkern uns ein Bild zu machen. Die Schmiede und Stellmacher oder Wagner ſtehen in erſter Linie. Der Schmied iſt unentbehrlich für den Beſchlag der Pferde, des Fuhrwerks, der Ackerwerkzeuge, für alle Eiſenreparaturen. Der Stellmacher iſt heute mehr auf dem Lande zu Hauſe als in der Stadt, wo der Wagenfabrikant theilweiſe an ſeine Stelle getreten iſt. Die einfachen Wagengeſtelle, die Räder, die Holztheile an Pflug und Egge kann er leicht fertigen. Wo mehr landwirthſchaftliche Maſchinen angewandt werden, da hat er auch vielfach mit ihnen zu thun. Die Arbeiten beider Handwerke ſind ſo umfaſſend, daß ſelbſt ein mäßiges Dorf ſchon mehrere Meiſter von jedem der beiden Gewerbe beſchäftigt, daß größere Güter je einen Meiſter für ſich in Anſpruch nehmen. Schon weniger Arbeit findet der Riemer oder Sattler auf dem Lande, und doch iſt er für Sattelzeug und Pferdegeſchirr ein nothwendiger Gehülfe; die Produkte ſeines Handwerks kauft der Bauer freilich mit Vorliebe auf dem Jahr- markt, dem Dorfmeiſter bleiben mehr die Reparaturen, wenn er nicht ſelbſt den Jahrmarkt bezieht. Die Fäſſer, die Kübel, die Geräthſchaften des Böttchers fehlen in keiner ländlichen Wirthſchaft ganz; das Produkt iſt ein ſo einfaches, daß der kleinſte Betrieb möglich iſt. Die

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/284>, abgerufen am 24.11.2024.