was ich im Allgemeinen behauptete, sich hier im Spe- ziellen bestätigt.
Die Hauptpunkte freilich, um die es sich dabei handelt, entziehen sich aller statistischen Erfaßbarkeit. Aber immer läßt sich die Prüfung wenigstens nach ein- zelnen Seiten hin vollziehen und zugleich schließen sich daran Untersuchungen, die auch ein selbständiges Interesse für sich in Anspruch nehmen.
Wir beginnen mit der Frage nach der lokalen Ver- theilung des Handwerks. Diese Vertheilung kann bei der Art der statistischen Aufnahmen, die wir besitzen, nach zwei Richtungen untersucht werden. Man kann fragen, wie verhält sich Stadt und Land im Durch- schnitt von ganz Preußen, Sachsen, Baiern, und man kann fragen, wie vertheilt sich das Handwerk nach den einzelnen deutschen Staaten und nach den Provinzen des preußischen Staats?
Bleiben wir zunächst bei dem Verhältnisse von Stadt und Land, so liegen die wesentlichen Ursachen der verschiedenen Vertheilung des Handwerks natur- gemäß in dem volkswirthschaftlichen Gegensatz von Stadt und Land selbst, in der verschiedenen wirthschaft- lichen Bedeutung, welche die Städte und das platte Land früher gehabt haben und gegenwärtig haben. Nur in zweiter Linie kommt die Gesetzgebung in Betracht, die von jeweiligen Theorien, von anderweiten Gesichts- punkten aus die Vertheilung des Handwerks beherrschen wollte, aber gegenüber den realen Bedürfnissen das doch immer nur bis auf einen gewissen Grad vermochte.
Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
was ich im Allgemeinen behauptete, ſich hier im Spe- ziellen beſtätigt.
Die Hauptpunkte freilich, um die es ſich dabei handelt, entziehen ſich aller ſtatiſtiſchen Erfaßbarkeit. Aber immer läßt ſich die Prüfung wenigſtens nach ein- zelnen Seiten hin vollziehen und zugleich ſchließen ſich daran Unterſuchungen, die auch ein ſelbſtändiges Intereſſe für ſich in Anſpruch nehmen.
Wir beginnen mit der Frage nach der lokalen Ver- theilung des Handwerks. Dieſe Vertheilung kann bei der Art der ſtatiſtiſchen Aufnahmen, die wir beſitzen, nach zwei Richtungen unterſucht werden. Man kann fragen, wie verhält ſich Stadt und Land im Durch- ſchnitt von ganz Preußen, Sachſen, Baiern, und man kann fragen, wie vertheilt ſich das Handwerk nach den einzelnen deutſchen Staaten und nach den Provinzen des preußiſchen Staats?
Bleiben wir zunächſt bei dem Verhältniſſe von Stadt und Land, ſo liegen die weſentlichen Urſachen der verſchiedenen Vertheilung des Handwerks natur- gemäß in dem volkswirthſchaftlichen Gegenſatz von Stadt und Land ſelbſt, in der verſchiedenen wirthſchaft- lichen Bedeutung, welche die Städte und das platte Land früher gehabt haben und gegenwärtig haben. Nur in zweiter Linie kommt die Geſetzgebung in Betracht, die von jeweiligen Theorien, von anderweiten Geſichts- punkten aus die Vertheilung des Handwerks beherrſchen wollte, aber gegenüber den realen Bedürfniſſen das doch immer nur bis auf einen gewiſſen Grad vermochte.
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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
was ich im Allgemeinen behauptete, ſich hier im Spe-
ziellen beſtätigt.
Die Hauptpunkte freilich, um die es ſich dabei
handelt, entziehen ſich aller ſtatiſtiſchen Erfaßbarkeit.
Aber immer läßt ſich die Prüfung wenigſtens nach ein-
zelnen Seiten hin vollziehen und zugleich ſchließen ſich
daran Unterſuchungen, die auch ein ſelbſtändiges Intereſſe
für ſich in Anſpruch nehmen.
Wir beginnen mit der Frage nach der lokalen Ver-
theilung des Handwerks. Dieſe Vertheilung kann bei
der Art der ſtatiſtiſchen Aufnahmen, die wir beſitzen,
nach zwei Richtungen unterſucht werden. Man kann
fragen, wie verhält ſich Stadt und Land im Durch-
ſchnitt von ganz Preußen, Sachſen, Baiern, und man
kann fragen, wie vertheilt ſich das Handwerk nach den
einzelnen deutſchen Staaten und nach den Provinzen des
preußiſchen Staats?
Bleiben wir zunächſt bei dem Verhältniſſe von
Stadt und Land, ſo liegen die weſentlichen Urſachen
der verſchiedenen Vertheilung des Handwerks natur-
gemäß in dem volkswirthſchaftlichen Gegenſatz von
Stadt und Land ſelbſt, in der verſchiedenen wirthſchaft-
lichen Bedeutung, welche die Städte und das platte
Land früher gehabt haben und gegenwärtig haben. Nur
in zweiter Linie kommt die Geſetzgebung in Betracht,
die von jeweiligen Theorien, von anderweiten Geſichts-
punkten aus die Vertheilung des Handwerks beherrſchen
wollte, aber gegenüber den realen Bedürfniſſen das doch
immer nur bis auf einen gewiſſen Grad vermochte.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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