Es ist daneben nicht ohne Interesse auf die Ver- theilung der Hausirer nach Provinzen 1837 und 1861 einen Blick zu werfen:
[Tabelle]
Wo am meisten Verkehr und Industrie, wo der Kleinbesitz vertreten, wo die wirthschaftliche Kultur am höchsten ist, da finden wir die größte Zahl derselben. Der relative Zuwachs, wenn wir ihn überhaupt nach diesen Zahlen glauben schätzen zu dürfen, ist nächst Preußen am stärksten in Sachsen und am Rhein, am schwächsten in Pommern, Brandenburg, Posen. Das deutet darauf, daß es nicht sowohl die vagabundiren- den, nomadenhaften, auf Diebstahl und Nichtsthun spekulirenden Hausirer, sondern die kleinen, reellen, wahren wirthschaftlichen Bedürfnissen dienenden Auf- und Verkäufer sind, die zunehmen.
Daß trotzdem auch heute noch der Hausirhandel seine wirthschaftlichen und sittlichen Gefahren hat, zeigt sich am besten, wie ich vorhin schon erwähnte, wenn irgendwo die Verwaltung das Lösen der Gewerbescheine erleichtert, die Steuern herabsetzt, oder die Umgehung
Die Preußiſche Statiſtik des Hauſirhandels.
Es iſt daneben nicht ohne Intereſſe auf die Ver- theilung der Hauſirer nach Provinzen 1837 und 1861 einen Blick zu werfen:
[Tabelle]
Wo am meiſten Verkehr und Induſtrie, wo der Kleinbeſitz vertreten, wo die wirthſchaftliche Kultur am höchſten iſt, da finden wir die größte Zahl derſelben. Der relative Zuwachs, wenn wir ihn überhaupt nach dieſen Zahlen glauben ſchätzen zu dürfen, iſt nächſt Preußen am ſtärkſten in Sachſen und am Rhein, am ſchwächſten in Pommern, Brandenburg, Poſen. Das deutet darauf, daß es nicht ſowohl die vagabundiren- den, nomadenhaften, auf Diebſtahl und Nichtsthun ſpekulirenden Hauſirer, ſondern die kleinen, reellen, wahren wirthſchaftlichen Bedürfniſſen dienenden Auf- und Verkäufer ſind, die zunehmen.
Daß trotzdem auch heute noch der Hauſirhandel ſeine wirthſchaftlichen und ſittlichen Gefahren hat, zeigt ſich am beſten, wie ich vorhin ſchon erwähnte, wenn irgendwo die Verwaltung das Löſen der Gewerbeſcheine erleichtert, die Steuern herabſetzt, oder die Umgehung
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Die Preußiſche Statiſtik des Hauſirhandels.
Es iſt daneben nicht ohne Intereſſe auf die Ver-
theilung der Hauſirer nach Provinzen 1837 und 1861
einen Blick zu werfen:
Wo am meiſten Verkehr und Induſtrie, wo der
Kleinbeſitz vertreten, wo die wirthſchaftliche Kultur am
höchſten iſt, da finden wir die größte Zahl derſelben.
Der relative Zuwachs, wenn wir ihn überhaupt nach
dieſen Zahlen glauben ſchätzen zu dürfen, iſt nächſt
Preußen am ſtärkſten in Sachſen und am Rhein, am
ſchwächſten in Pommern, Brandenburg, Poſen. Das
deutet darauf, daß es nicht ſowohl die vagabundiren-
den, nomadenhaften, auf Diebſtahl und Nichtsthun
ſpekulirenden Hauſirer, ſondern die kleinen, reellen,
wahren wirthſchaftlichen Bedürfniſſen dienenden Auf-
und Verkäufer ſind, die zunehmen.
Daß trotzdem auch heute noch der Hauſirhandel
ſeine wirthſchaftlichen und ſittlichen Gefahren hat, zeigt
ſich am beſten, wie ich vorhin ſchon erwähnte, wenn
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/269>, abgerufen am 24.11.2024.
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