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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Abnahme des ältern Hausirhandels.
industrie setzen ihre Produkte jetzt mehr auf andere
Weise ab. Der Tyroler Hausirer mit seinen Lederwaaren
und Handschuhen besucht jetzt die Messen und Märkte,
vielfach hat er sich fest angesiedelt, als Hausirer trifft
man ihn selten mehr. Die Gegenden und Ortschaften,
die beinahe ausschließlich vom Hausirhandel lebten, gehen
wesentlich zurück oder nehmen die Betriebsweisen eines
geordneten stehenden Handels an. Wenn der west-
fälische Hausirer -- so erzählt Jacobi -- früher oft
1000 Fl. von einer Jahrestour aus Holland zurück-
brachte, so ist er jetzt mit 100 Thlr. durchschnittlich zu-
frieden. In immer weitere Kreise muß er ziehen, um
sich zu nähren. Von den süddeutschen Hausirern der
Ehninger Gegend, die in aller Welt bekannt sind,
berichtet Mährlen:1 "Der Hausirhandel, wie er bisher
von den Krämern in Ehningen mit einem Jahresum-
schlag von einigen Millionen Gulden betrieben wurde,
ist in starker Abnahme begriffen, und es haben manche
der zahlreichen Firmen dieses Orts bereits angefangen,
ihren Uebergang zur Seßhaftigkeit durch Kommanditen
im In- und Auslande anzubahnen." Während aber
so auf der einen Seite von selbst und durch die Be-
mühung der Verwaltung einzelne Arten des Hausir-
handels abnahmen, mußten die neuesten Verkehrs-
änderungen wieder andere zur Ausdehnung veran-
lassen.

Ladengeschäfte und Handwerk nahmen seit der Zeit
der Eisenbahnen auf dem Lande nicht mehr so zu wie

1 Königreich Württemberg S. 623.
16 *

Die Abnahme des ältern Hauſirhandels.
induſtrie ſetzen ihre Produkte jetzt mehr auf andere
Weiſe ab. Der Tyroler Hauſirer mit ſeinen Lederwaaren
und Handſchuhen beſucht jetzt die Meſſen und Märkte,
vielfach hat er ſich feſt angeſiedelt, als Hauſirer trifft
man ihn ſelten mehr. Die Gegenden und Ortſchaften,
die beinahe ausſchließlich vom Hauſirhandel lebten, gehen
weſentlich zurück oder nehmen die Betriebsweiſen eines
geordneten ſtehenden Handels an. Wenn der weſt-
fäliſche Hauſirer — ſo erzählt Jacobi — früher oft
1000 Fl. von einer Jahrestour aus Holland zurück-
brachte, ſo iſt er jetzt mit 100 Thlr. durchſchnittlich zu-
frieden. In immer weitere Kreiſe muß er ziehen, um
ſich zu nähren. Von den ſüddeutſchen Hauſirern der
Ehninger Gegend, die in aller Welt bekannt ſind,
berichtet Mährlen:1 „Der Hauſirhandel, wie er bisher
von den Krämern in Ehningen mit einem Jahresum-
ſchlag von einigen Millionen Gulden betrieben wurde,
iſt in ſtarker Abnahme begriffen, und es haben manche
der zahlreichen Firmen dieſes Orts bereits angefangen,
ihren Uebergang zur Seßhaftigkeit durch Kommanditen
im In- und Auslande anzubahnen.“ Während aber
ſo auf der einen Seite von ſelbſt und durch die Be-
mühung der Verwaltung einzelne Arten des Hauſir-
handels abnahmen, mußten die neueſten Verkehrs-
änderungen wieder andere zur Ausdehnung veran-
laſſen.

Ladengeſchäfte und Handwerk nahmen ſeit der Zeit
der Eiſenbahnen auf dem Lande nicht mehr ſo zu wie

1 Königreich Württemberg S. 623.
16 *
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[243/0265] Die Abnahme des ältern Hauſirhandels. induſtrie ſetzen ihre Produkte jetzt mehr auf andere Weiſe ab. Der Tyroler Hauſirer mit ſeinen Lederwaaren und Handſchuhen beſucht jetzt die Meſſen und Märkte, vielfach hat er ſich feſt angeſiedelt, als Hauſirer trifft man ihn ſelten mehr. Die Gegenden und Ortſchaften, die beinahe ausſchließlich vom Hauſirhandel lebten, gehen weſentlich zurück oder nehmen die Betriebsweiſen eines geordneten ſtehenden Handels an. Wenn der weſt- fäliſche Hauſirer — ſo erzählt Jacobi — früher oft 1000 Fl. von einer Jahrestour aus Holland zurück- brachte, ſo iſt er jetzt mit 100 Thlr. durchſchnittlich zu- frieden. In immer weitere Kreiſe muß er ziehen, um ſich zu nähren. Von den ſüddeutſchen Hauſirern der Ehninger Gegend, die in aller Welt bekannt ſind, berichtet Mährlen: 1 „Der Hauſirhandel, wie er bisher von den Krämern in Ehningen mit einem Jahresum- ſchlag von einigen Millionen Gulden betrieben wurde, iſt in ſtarker Abnahme begriffen, und es haben manche der zahlreichen Firmen dieſes Orts bereits angefangen, ihren Uebergang zur Seßhaftigkeit durch Kommanditen im In- und Auslande anzubahnen.“ Während aber ſo auf der einen Seite von ſelbſt und durch die Be- mühung der Verwaltung einzelne Arten des Hauſir- handels abnahmen, mußten die neueſten Verkehrs- änderungen wieder andere zur Ausdehnung veran- laſſen. Ladengeſchäfte und Handwerk nahmen ſeit der Zeit der Eiſenbahnen auf dem Lande nicht mehr ſo zu wie 1 Königreich Württemberg S. 623. 16 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/265>, abgerufen am 24.11.2024.