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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der Wochenmarkt.
Wochenmarktsartikel erst zugelassen werden, sondern die
städtischen armen Handwerker stellen das Hauptkontin-
gent zu dem Verkauf von Handwerkswaaren auf dem
Wochenmarkte.

Es ist ein zeitraubendes, schlechtes Geschäft. Der
tüchtige Handwerksmann, der seine Kunden, seinen Absatz
hat, läßt sich in seinem Laden, in seiner Werkstatt auf-
suchen. Es suchen sich mit dem Beziehen des Wochen-
marktes die zu helfen, welche die Miethe für einen gut
gelegenen Laden nicht erschwingen können. Es ist häufig
das letzte Auskunftsmittel; deswegen kann gerade eine
große Zahl dem Bankerott nahe stehender Kleingewerbe
den Andrang zum Wochenmarktsverkehr zunächst steigern.

Auch der Jahrmarktsverkehr ist zu einem großen
Theil auf dieses Niveau herabgesunken.

Die Jahrmärkte und Messen hatten früher einen
andern Sinn. 1 Läden, Magazine mit reicher glänzender
Auswahl gab es nicht, nach den großen Städten kam
man nicht. Man war dem Zunftmeister des Ortes
preisgegeben, der mancherlei Waaren gar nicht, andere
nur unvollkommen hatte. Dem gegenüber schufen Märkte
und Messen Tage und Wochen freier Konkurrenz, eine
örtliche und zeitliche Konzentrirung von Angebot und
Nachfrage. Der Konsument fand hier alle seltenern
Artikel, eine reiche Auswahl, billige Preise. Der Pro-
duzent, der Handwerker fand hier allein die Gelegen-
heit, seinem Vorrathshandel Schwung zu geben. Die

1 J. G. Hoffmann, die Befugniß zum Gewerbebetrieb
S. 344 ff.

Der Wochenmarkt.
Wochenmarktsartikel erſt zugelaſſen werden, ſondern die
ſtädtiſchen armen Handwerker ſtellen das Hauptkontin-
gent zu dem Verkauf von Handwerkswaaren auf dem
Wochenmarkte.

Es iſt ein zeitraubendes, ſchlechtes Geſchäft. Der
tüchtige Handwerksmann, der ſeine Kunden, ſeinen Abſatz
hat, läßt ſich in ſeinem Laden, in ſeiner Werkſtatt auf-
ſuchen. Es ſuchen ſich mit dem Beziehen des Wochen-
marktes die zu helfen, welche die Miethe für einen gut
gelegenen Laden nicht erſchwingen können. Es iſt häufig
das letzte Auskunftsmittel; deswegen kann gerade eine
große Zahl dem Bankerott nahe ſtehender Kleingewerbe
den Andrang zum Wochenmarktsverkehr zunächſt ſteigern.

Auch der Jahrmarktsverkehr iſt zu einem großen
Theil auf dieſes Niveau herabgeſunken.

Die Jahrmärkte und Meſſen hatten früher einen
andern Sinn. 1 Läden, Magazine mit reicher glänzender
Auswahl gab es nicht, nach den großen Städten kam
man nicht. Man war dem Zunftmeiſter des Ortes
preisgegeben, der mancherlei Waaren gar nicht, andere
nur unvollkommen hatte. Dem gegenüber ſchufen Märkte
und Meſſen Tage und Wochen freier Konkurrenz, eine
örtliche und zeitliche Konzentrirung von Angebot und
Nachfrage. Der Konſument fand hier alle ſeltenern
Artikel, eine reiche Auswahl, billige Preiſe. Der Pro-
duzent, der Handwerker fand hier allein die Gelegen-
heit, ſeinem Vorrathshandel Schwung zu geben. Die

1 J. G. Hoffmann, die Befugniß zum Gewerbebetrieb
S. 344 ff.
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[217/0239] Der Wochenmarkt. Wochenmarktsartikel erſt zugelaſſen werden, ſondern die ſtädtiſchen armen Handwerker ſtellen das Hauptkontin- gent zu dem Verkauf von Handwerkswaaren auf dem Wochenmarkte. Es iſt ein zeitraubendes, ſchlechtes Geſchäft. Der tüchtige Handwerksmann, der ſeine Kunden, ſeinen Abſatz hat, läßt ſich in ſeinem Laden, in ſeiner Werkſtatt auf- ſuchen. Es ſuchen ſich mit dem Beziehen des Wochen- marktes die zu helfen, welche die Miethe für einen gut gelegenen Laden nicht erſchwingen können. Es iſt häufig das letzte Auskunftsmittel; deswegen kann gerade eine große Zahl dem Bankerott nahe ſtehender Kleingewerbe den Andrang zum Wochenmarktsverkehr zunächſt ſteigern. Auch der Jahrmarktsverkehr iſt zu einem großen Theil auf dieſes Niveau herabgeſunken. Die Jahrmärkte und Meſſen hatten früher einen andern Sinn. 1 Läden, Magazine mit reicher glänzender Auswahl gab es nicht, nach den großen Städten kam man nicht. Man war dem Zunftmeiſter des Ortes preisgegeben, der mancherlei Waaren gar nicht, andere nur unvollkommen hatte. Dem gegenüber ſchufen Märkte und Meſſen Tage und Wochen freier Konkurrenz, eine örtliche und zeitliche Konzentrirung von Angebot und Nachfrage. Der Konſument fand hier alle ſeltenern Artikel, eine reiche Auswahl, billige Preiſe. Der Pro- duzent, der Handwerker fand hier allein die Gelegen- heit, ſeinem Vorrathshandel Schwung zu geben. Die 1 J. G. Hoffmann, die Befugniß zum Gewerbebetrieb S. 344 ff.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/239>, abgerufen am 23.11.2024.