Produktion, die Anschauungen und Bedürfnisse der Menschen, wie ihre Sitten und Lebensgewohnheiten umgestaltet. Durch diesen Verkehr vor Allem ist es anders geworden in der Welt, seit der Großvater die Großmutter nahm, ist es anders geworden in Haus und Hof, am Familientisch wie in der Gesindestube, auf dem Jahr- und Wochenmarkt wie im Laden des Städtchens, auf den großen Börsen wie auf den rie- sigen Stapelplätzen, wo zwei Welten ihre Schätze tauschen.
Die totale Aenderung der Verkehrsverhältnisse und die hieraus folgende Revolution in der ganzen Pro- duktion und in der lokalen und geschäftlichen Gruppirung der Menschen hat auch die Unzufriedenheit mit der früher bestehenden Gewerbe- und Niederlassungsgesetzgebung erst so gesteigert, daß sie mit Recht Beachtung verlangte. Solange die Zustände sich nicht wesentlich änderten, die großen und kleinen Städte, Städte und plattes Land in denselben Verhältnissen blieben, da war zwischen Gewerbe- freiheit und einem Zunft- und Konzessionssystem, das liberal gehandhabt wurde, kein so großer Unterschied. Als aber alles in Fluß kam, als alle Zustände andere wurden, als die Technik, die Arbeitstheilung, die Ge- schäftsorganisation total andere wurden, ohne daß die Bureaukratie oder irgend Jemand anders die Tragweite der nothwendigen Aenderungen und Uebersiedlungen auch nur entfernt ermessen konnte, da erst hörte jede Mög- lichkeit, ein staatliches Zunft- und Konzessionswesen, einen in alter Weise polizeilich kontrolirten Detail- und Hausirhandel der realen Umbildung entsprechend zu leiten,
Die Folgen der Verkehrsänderungen.
Produktion, die Anſchauungen und Bedürfniſſe der Menſchen, wie ihre Sitten und Lebensgewohnheiten umgeſtaltet. Durch dieſen Verkehr vor Allem iſt es anders geworden in der Welt, ſeit der Großvater die Großmutter nahm, iſt es anders geworden in Haus und Hof, am Familientiſch wie in der Geſindeſtube, auf dem Jahr- und Wochenmarkt wie im Laden des Städtchens, auf den großen Börſen wie auf den rie- ſigen Stapelplätzen, wo zwei Welten ihre Schätze tauſchen.
Die totale Aenderung der Verkehrsverhältniſſe und die hieraus folgende Revolution in der ganzen Pro- duktion und in der lokalen und geſchäftlichen Gruppirung der Menſchen hat auch die Unzufriedenheit mit der früher beſtehenden Gewerbe- und Niederlaſſungsgeſetzgebung erſt ſo geſteigert, daß ſie mit Recht Beachtung verlangte. Solange die Zuſtände ſich nicht weſentlich änderten, die großen und kleinen Städte, Städte und plattes Land in denſelben Verhältniſſen blieben, da war zwiſchen Gewerbe- freiheit und einem Zunft- und Konzeſſionsſyſtem, das liberal gehandhabt wurde, kein ſo großer Unterſchied. Als aber alles in Fluß kam, als alle Zuſtände andere wurden, als die Technik, die Arbeitstheilung, die Ge- ſchäftsorganiſation total andere wurden, ohne daß die Bureaukratie oder irgend Jemand anders die Tragweite der nothwendigen Aenderungen und Ueberſiedlungen auch nur entfernt ermeſſen konnte, da erſt hörte jede Mög- lichkeit, ein ſtaatliches Zunft- und Konzeſſionsweſen, einen in alter Weiſe polizeilich kontrolirten Detail- und Hauſirhandel der realen Umbildung entſprechend zu leiten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0197"n="175"/><fwplace="top"type="header">Die Folgen der Verkehrsänderungen.</fw><lb/>
Produktion, die Anſchauungen und Bedürfniſſe der<lb/>
Menſchen, wie ihre Sitten und Lebensgewohnheiten<lb/>
umgeſtaltet. Durch dieſen Verkehr vor Allem iſt es<lb/>
anders geworden in der Welt, ſeit der Großvater die<lb/>
Großmutter nahm, iſt es anders geworden in Haus<lb/>
und Hof, am Familientiſch wie in der Geſindeſtube,<lb/>
auf dem Jahr- und Wochenmarkt wie im Laden des<lb/>
Städtchens, auf den großen Börſen wie auf den rie-<lb/>ſigen Stapelplätzen, wo zwei Welten ihre Schätze<lb/>
tauſchen.</p><lb/><p>Die totale Aenderung der Verkehrsverhältniſſe und<lb/>
die hieraus folgende Revolution in der ganzen Pro-<lb/>
duktion und in der lokalen und geſchäftlichen Gruppirung<lb/>
der Menſchen hat auch die Unzufriedenheit mit der früher<lb/>
beſtehenden Gewerbe- und Niederlaſſungsgeſetzgebung erſt<lb/>ſo geſteigert, daß ſie mit Recht Beachtung verlangte.<lb/>
Solange die Zuſtände ſich nicht weſentlich änderten, die<lb/>
großen und kleinen Städte, Städte und plattes Land in<lb/>
denſelben Verhältniſſen blieben, da war zwiſchen Gewerbe-<lb/>
freiheit und einem Zunft- und Konzeſſionsſyſtem, das<lb/>
liberal gehandhabt wurde, kein ſo großer Unterſchied.<lb/>
Als aber alles in Fluß kam, als alle Zuſtände andere<lb/>
wurden, als die Technik, die Arbeitstheilung, die Ge-<lb/>ſchäftsorganiſation total andere wurden, ohne daß die<lb/>
Bureaukratie oder irgend Jemand anders die Tragweite<lb/>
der nothwendigen Aenderungen und Ueberſiedlungen auch<lb/>
nur entfernt ermeſſen konnte, da erſt hörte jede Mög-<lb/>
lichkeit, ein ſtaatliches Zunft- und Konzeſſionsweſen,<lb/>
einen in alter Weiſe polizeilich kontrolirten Detail- und<lb/>
Hauſirhandel der realen Umbildung entſprechend zu leiten,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[175/0197]
Die Folgen der Verkehrsänderungen.
Produktion, die Anſchauungen und Bedürfniſſe der
Menſchen, wie ihre Sitten und Lebensgewohnheiten
umgeſtaltet. Durch dieſen Verkehr vor Allem iſt es
anders geworden in der Welt, ſeit der Großvater die
Großmutter nahm, iſt es anders geworden in Haus
und Hof, am Familientiſch wie in der Geſindeſtube,
auf dem Jahr- und Wochenmarkt wie im Laden des
Städtchens, auf den großen Börſen wie auf den rie-
ſigen Stapelplätzen, wo zwei Welten ihre Schätze
tauſchen.
Die totale Aenderung der Verkehrsverhältniſſe und
die hieraus folgende Revolution in der ganzen Pro-
duktion und in der lokalen und geſchäftlichen Gruppirung
der Menſchen hat auch die Unzufriedenheit mit der früher
beſtehenden Gewerbe- und Niederlaſſungsgeſetzgebung erſt
ſo geſteigert, daß ſie mit Recht Beachtung verlangte.
Solange die Zuſtände ſich nicht weſentlich änderten, die
großen und kleinen Städte, Städte und plattes Land in
denſelben Verhältniſſen blieben, da war zwiſchen Gewerbe-
freiheit und einem Zunft- und Konzeſſionsſyſtem, das
liberal gehandhabt wurde, kein ſo großer Unterſchied.
Als aber alles in Fluß kam, als alle Zuſtände andere
wurden, als die Technik, die Arbeitstheilung, die Ge-
ſchäftsorganiſation total andere wurden, ohne daß die
Bureaukratie oder irgend Jemand anders die Tragweite
der nothwendigen Aenderungen und Ueberſiedlungen auch
nur entfernt ermeſſen konnte, da erſt hörte jede Mög-
lichkeit, ein ſtaatliches Zunft- und Konzeſſionsweſen,
einen in alter Weiſe polizeilich kontrolirten Detail- und
Hauſirhandel der realen Umbildung entſprechend zu leiten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/197>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.