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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umgestaltung von Produktion und Verkehr.
die Brennereien und Mühlen immer größer werden?
Das ist eine Sache für sich.

Dieser Einwand ist richtig; er zeigt uns wenigstens,
daß die landläufige Phrase, die Großindustrie habe das
Handwerk verdrängt, die Sache nicht erschöpft. Viele,
man könnte sagen die meisten, Großindustrien berühren
das Handwerk nicht direkt; sie beziehen sich auf neue
Betriebe, auf solche, welche nie dem Handwerk ange-
hörten; daß sie selbst in immer größere Etablissements
sich konzentriren, kann dem Handwerk nicht schaden.
Ihr Wachsthum muß im Gegentheil, wie das Wachsen
der Verkehrsanstalten, der Eisenbahnen, der Posten,
mehr Handwerker beschäftigen.

Es gilt dieß freilich nicht von allen den heutigen
großen Fabriken und Etablissements; die Spinnereien
haben allerdings die professionsmäßigen Spinner ver-
drängt; die ganze Gewebeindustrie ist heute noch mitten
im Kampf zwischen Handwerk und Fabrik begriffen;
ähnlich ein Theil der Metallindustrie und der Holz-
waarenindustrie.

Aber immer sind das nur einzelne bestimmte Ge-
werbszweige, die so direkt mit den Fabriken zu kämpfen
haben. Und doch sehen wir in der Gesammtheit der
Kleingewerbe Aenderungen, deren Ursachen wir uns klar
zu machen haben. Um diesen näher zu treten, müssen
wir etwas weiter ausholen.

Die tiefer liegende Ursache, die auch der Mechanik
und Technik der Neuzeit erst die Möglichkeit einer allge-
meinen Anwendung verschaffte, ist die Aenderung des
Verkehrs, aller Verkehrsformen. Ich will nur an

Die Umgeſtaltung von Produktion und Verkehr.
die Brennereien und Mühlen immer größer werden?
Das iſt eine Sache für ſich.

Dieſer Einwand iſt richtig; er zeigt uns wenigſtens,
daß die landläufige Phraſe, die Großinduſtrie habe das
Handwerk verdrängt, die Sache nicht erſchöpft. Viele,
man könnte ſagen die meiſten, Großinduſtrien berühren
das Handwerk nicht direkt; ſie beziehen ſich auf neue
Betriebe, auf ſolche, welche nie dem Handwerk ange-
hörten; daß ſie ſelbſt in immer größere Etabliſſements
ſich konzentriren, kann dem Handwerk nicht ſchaden.
Ihr Wachsthum muß im Gegentheil, wie das Wachſen
der Verkehrsanſtalten, der Eiſenbahnen, der Poſten,
mehr Handwerker beſchäftigen.

Es gilt dieß freilich nicht von allen den heutigen
großen Fabriken und Etabliſſements; die Spinnereien
haben allerdings die profeſſionsmäßigen Spinner ver-
drängt; die ganze Gewebeinduſtrie iſt heute noch mitten
im Kampf zwiſchen Handwerk und Fabrik begriffen;
ähnlich ein Theil der Metallinduſtrie und der Holz-
waareninduſtrie.

Aber immer ſind das nur einzelne beſtimmte Ge-
werbszweige, die ſo direkt mit den Fabriken zu kämpfen
haben. Und doch ſehen wir in der Geſammtheit der
Kleingewerbe Aenderungen, deren Urſachen wir uns klar
zu machen haben. Um dieſen näher zu treten, müſſen
wir etwas weiter ausholen.

Die tiefer liegende Urſache, die auch der Mechanik
und Technik der Neuzeit erſt die Möglichkeit einer allge-
meinen Anwendung verſchaffte, iſt die Aenderung des
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[166/0188] Die Umgeſtaltung von Produktion und Verkehr. die Brennereien und Mühlen immer größer werden? Das iſt eine Sache für ſich. Dieſer Einwand iſt richtig; er zeigt uns wenigſtens, daß die landläufige Phraſe, die Großinduſtrie habe das Handwerk verdrängt, die Sache nicht erſchöpft. Viele, man könnte ſagen die meiſten, Großinduſtrien berühren das Handwerk nicht direkt; ſie beziehen ſich auf neue Betriebe, auf ſolche, welche nie dem Handwerk ange- hörten; daß ſie ſelbſt in immer größere Etabliſſements ſich konzentriren, kann dem Handwerk nicht ſchaden. Ihr Wachsthum muß im Gegentheil, wie das Wachſen der Verkehrsanſtalten, der Eiſenbahnen, der Poſten, mehr Handwerker beſchäftigen. Es gilt dieß freilich nicht von allen den heutigen großen Fabriken und Etabliſſements; die Spinnereien haben allerdings die profeſſionsmäßigen Spinner ver- drängt; die ganze Gewebeinduſtrie iſt heute noch mitten im Kampf zwiſchen Handwerk und Fabrik begriffen; ähnlich ein Theil der Metallinduſtrie und der Holz- waareninduſtrie. Aber immer ſind das nur einzelne beſtimmte Ge- werbszweige, die ſo direkt mit den Fabriken zu kämpfen haben. Und doch ſehen wir in der Geſammtheit der Kleingewerbe Aenderungen, deren Urſachen wir uns klar zu machen haben. Um dieſen näher zu treten, müſſen wir etwas weiter ausholen. Die tiefer liegende Urſache, die auch der Mechanik und Technik der Neuzeit erſt die Möglichkeit einer allge- meinen Anwendung verſchaffte, iſt die Aenderung des Verkehrs, aller Verkehrsformen. Ich will nur an

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/188>, abgerufen am 22.11.2024.