1847 . . . . 20785 1861 . . . . 23702, also eine Zunahme von 14 %. Die Hauptzunahme bei den Kleingewerben erfolgte somit in der Gehülfenzahl.
Dabei darf man aber nicht vergessen, daß diese Zunahme eine Zunahme ist nach Jahren der Noth und der Decimirung; selbst mit dieser großen Zunahme ist die Gesammtzahl der im Handwerk beschäftigten Perso- nen in der Pfalz immer noch nicht so stark, wie im Durchschnitt des Königreichs Baiern; es kommen im Durchschnitt des Königreichs 1861 auf 14 Menschen 1 Handwerker, in der Pfalz auf 17. Die Zahl der Meister ist jetzt wieder stärker in der Pfalz als im Durchschnitt des Königreichs. Die Zahl der Gehülfen ist trotz der Zunahme noch wesentlich geringer. Die einzelnen Geschäfte sind auch jetzt noch kleiner als in Altbaiern. Der Trieb, sich selbständig zu machen, über- wiegt die Tendenz der Zeit auf größere Geschäfte.
Die Hauptzunahme der Kleingewerbe bis 1861 trifft übrigens in der Pfalz wohl nicht so sehr die für lokalen Bedarf arbeitenden Meister aller Art, sondern vornehm- lich einzelne Hausindustrien, die in technisch vervoll- kommneter Weise für den Großhandel thätig sind, so die Schuhfabrikation in Pirmasens, die Strohflechterei, die Bürstenfabrikation.
Seit 1861, besonders von 1861--65 hat sich der Zustand der Pfalz noch mehr gehoben; bei der im- mer noch geringen Zahl der vorhandenen Handwerker im Jahre 1861 ist das begreiflich. Wenn besonders in einzelnen rasch wachsenden Städten, wie Kaiserslau-
Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
1847 . . . . 20785 1861 . . . . 23702, alſo eine Zunahme von 14 %. Die Hauptzunahme bei den Kleingewerben erfolgte ſomit in der Gehülfenzahl.
Dabei darf man aber nicht vergeſſen, daß dieſe Zunahme eine Zunahme iſt nach Jahren der Noth und der Decimirung; ſelbſt mit dieſer großen Zunahme iſt die Geſammtzahl der im Handwerk beſchäftigten Perſo- nen in der Pfalz immer noch nicht ſo ſtark, wie im Durchſchnitt des Königreichs Baiern; es kommen im Durchſchnitt des Königreichs 1861 auf 14 Menſchen 1 Handwerker, in der Pfalz auf 17. Die Zahl der Meiſter iſt jetzt wieder ſtärker in der Pfalz als im Durchſchnitt des Königreichs. Die Zahl der Gehülfen iſt trotz der Zunahme noch weſentlich geringer. Die einzelnen Geſchäfte ſind auch jetzt noch kleiner als in Altbaiern. Der Trieb, ſich ſelbſtändig zu machen, über- wiegt die Tendenz der Zeit auf größere Geſchäfte.
Die Hauptzunahme der Kleingewerbe bis 1861 trifft übrigens in der Pfalz wohl nicht ſo ſehr die für lokalen Bedarf arbeitenden Meiſter aller Art, ſondern vornehm- lich einzelne Hausinduſtrien, die in techniſch vervoll- kommneter Weiſe für den Großhandel thätig ſind, ſo die Schuhfabrikation in Pirmaſens, die Strohflechterei, die Bürſtenfabrikation.
Seit 1861, beſonders von 1861—65 hat ſich der Zuſtand der Pfalz noch mehr gehoben; bei der im- mer noch geringen Zahl der vorhandenen Handwerker im Jahre 1861 iſt das begreiflich. Wenn beſonders in einzelnen raſch wachſenden Städten, wie Kaiſerslau-
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Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
1847 . . . . 20785
1861 . . . . 23702,
alſo eine Zunahme von 14 %. Die Hauptzunahme
bei den Kleingewerben erfolgte ſomit in der Gehülfenzahl.
Dabei darf man aber nicht vergeſſen, daß dieſe
Zunahme eine Zunahme iſt nach Jahren der Noth und
der Decimirung; ſelbſt mit dieſer großen Zunahme iſt
die Geſammtzahl der im Handwerk beſchäftigten Perſo-
nen in der Pfalz immer noch nicht ſo ſtark, wie im
Durchſchnitt des Königreichs Baiern; es kommen im
Durchſchnitt des Königreichs 1861 auf 14 Menſchen
1 Handwerker, in der Pfalz auf 17. Die Zahl der
Meiſter iſt jetzt wieder ſtärker in der Pfalz als im
Durchſchnitt des Königreichs. Die Zahl der Gehülfen
iſt trotz der Zunahme noch weſentlich geringer. Die
einzelnen Geſchäfte ſind auch jetzt noch kleiner als in
Altbaiern. Der Trieb, ſich ſelbſtändig zu machen, über-
wiegt die Tendenz der Zeit auf größere Geſchäfte.
Die Hauptzunahme der Kleingewerbe bis 1861 trifft
übrigens in der Pfalz wohl nicht ſo ſehr die für lokalen
Bedarf arbeitenden Meiſter aller Art, ſondern vornehm-
lich einzelne Hausinduſtrien, die in techniſch vervoll-
kommneter Weiſe für den Großhandel thätig ſind, ſo
die Schuhfabrikation in Pirmaſens, die Strohflechterei,
die Bürſtenfabrikation.
Seit 1861, beſonders von 1861—65 hat ſich
der Zuſtand der Pfalz noch mehr gehoben; bei der im-
mer noch geringen Zahl der vorhandenen Handwerker
im Jahre 1861 iſt das begreiflich. Wenn beſonders
in einzelnen raſch wachſenden Städten, wie Kaiſerslau-
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/158>, abgerufen am 22.11.2024.
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