der Meister für die Prüfungen eingenommen, die aller- dings für Viele als Sporn, als zu erreichendes Ziel von guter moralischer Wirkung sein können. Wenn die Prü- fungen nicht zu leicht in egoistischen Mißbrauch aus- arteten, wenn sie nicht nothwendig sich verknüpften mit der heute ganz unleidlichen Abgrenzung der Arbeits- zweige, so könnte man allerdings die Frage als eine offene behandeln.
Was die allgemeine Wirkung der Gesetzgebung von 1849 betrifft, so möchte ich dabei die mehr psychologische Wirkung von der realen, direkten Wirkung unter- scheiden.
Die psychologischen Wirkungen waren theils gün- stige, theils ungünstige. Viebahn betont die ersteren besonders, wenn er sagt: "Nach dem Erscheinen dieser Novelle, welche der Innung wieder bestimmtere Rechte und mehr Inhalt verlieh, entstand im Handwerkerstand wieder ein lebhaftes Interesse an diesen Korporationen: die Statuten der alten wurden revidirt, zahlreiche neue errichtet. Die Zusammenkünfte, die Prüfungen und Freisprechungen beförderten das korporative Zusammen- halten und die Bildung unter den Gewerbsgenossen. Die Handwerker-Fortbildungsschulen sind großentheils aus der Anregung oder unter Mitwirkung der Innungen hervorgegangen, und wenn sich der gewerbliche Stand- punkt und die Leistungen der preußischen Handwerker gehoben haben, so kann auch den Innungen ein gewisses Verdienst dabei nicht abgesprochen werden." Das ist bis auf einen gewissen Grad wohl wahr. Das eigentlich Treibende aber, das Leben Gebende war die Noth. Die
Die preußiſchen Aufnahmen.
der Meiſter für die Prüfungen eingenommen, die aller- dings für Viele als Sporn, als zu erreichendes Ziel von guter moraliſcher Wirkung ſein können. Wenn die Prü- fungen nicht zu leicht in egoiſtiſchen Mißbrauch aus- arteten, wenn ſie nicht nothwendig ſich verknüpften mit der heute ganz unleidlichen Abgrenzung der Arbeits- zweige, ſo könnte man allerdings die Frage als eine offene behandeln.
Was die allgemeine Wirkung der Geſetzgebung von 1849 betrifft, ſo möchte ich dabei die mehr pſychologiſche Wirkung von der realen, direkten Wirkung unter- ſcheiden.
Die pſychologiſchen Wirkungen waren theils gün- ſtige, theils ungünſtige. Viebahn betont die erſteren beſonders, wenn er ſagt: „Nach dem Erſcheinen dieſer Novelle, welche der Innung wieder beſtimmtere Rechte und mehr Inhalt verlieh, entſtand im Handwerkerſtand wieder ein lebhaftes Intereſſe an dieſen Korporationen: die Statuten der alten wurden revidirt, zahlreiche neue errichtet. Die Zuſammenkünfte, die Prüfungen und Freiſprechungen beförderten das korporative Zuſammen- halten und die Bildung unter den Gewerbsgenoſſen. Die Handwerker-Fortbildungsſchulen ſind großentheils aus der Anregung oder unter Mitwirkung der Innungen hervorgegangen, und wenn ſich der gewerbliche Stand- punkt und die Leiſtungen der preußiſchen Handwerker gehoben haben, ſo kann auch den Innungen ein gewiſſes Verdienſt dabei nicht abgeſprochen werden.“ Das iſt bis auf einen gewiſſen Grad wohl wahr. Das eigentlich Treibende aber, das Leben Gebende war die Noth. Die
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Die preußiſchen Aufnahmen.
der Meiſter für die Prüfungen eingenommen, die aller-
dings für Viele als Sporn, als zu erreichendes Ziel von
guter moraliſcher Wirkung ſein können. Wenn die Prü-
fungen nicht zu leicht in egoiſtiſchen Mißbrauch aus-
arteten, wenn ſie nicht nothwendig ſich verknüpften mit
der heute ganz unleidlichen Abgrenzung der Arbeits-
zweige, ſo könnte man allerdings die Frage als eine
offene behandeln.
Was die allgemeine Wirkung der Geſetzgebung von
1849 betrifft, ſo möchte ich dabei die mehr pſychologiſche
Wirkung von der realen, direkten Wirkung unter-
ſcheiden.
Die pſychologiſchen Wirkungen waren theils gün-
ſtige, theils ungünſtige. Viebahn betont die erſteren
beſonders, wenn er ſagt: „Nach dem Erſcheinen dieſer
Novelle, welche der Innung wieder beſtimmtere Rechte
und mehr Inhalt verlieh, entſtand im Handwerkerſtand
wieder ein lebhaftes Intereſſe an dieſen Korporationen:
die Statuten der alten wurden revidirt, zahlreiche neue
errichtet. Die Zuſammenkünfte, die Prüfungen und
Freiſprechungen beförderten das korporative Zuſammen-
halten und die Bildung unter den Gewerbsgenoſſen.
Die Handwerker-Fortbildungsſchulen ſind großentheils
aus der Anregung oder unter Mitwirkung der Innungen
hervorgegangen, und wenn ſich der gewerbliche Stand-
punkt und die Leiſtungen der preußiſchen Handwerker
gehoben haben, ſo kann auch den Innungen ein gewiſſes
Verdienſt dabei nicht abgeſprochen werden.“ Das iſt
bis auf einen gewiſſen Grad wohl wahr. Das eigentlich
Treibende aber, das Leben Gebende war die Noth. Die
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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