Bronze- und Eisengewinnung. Westasiatische Technik.
Kostbares: auf einem Gutshof Karls d. Gr. sind zwei Äxte, zwei breite Hacken, zwei Bohrer, ein Beil, ein Schnitzmesser.
Immer waren die Folgen schon sehr große. Mit der Bronze- und Eisenaxt, mit der Säge und dem Bohrer war das Eindringen in den Urwald, die Rodung und Baumfällung, der Haus-, Schiffs- und Brückenbau, mit dem eisernen und stählernen Meißel die Bearbeitung der Gesteine ganz anders möglich als früher. Die metallenen Waffen erzeugten viel wirksameren Angriff; das eiserne Zeitalter der Stammes- und Völkerkämpfe wird durch sie herbeigeführt. Auch der bessere Schmuck und die feinere Verzierung der Kleidung und der Wohnung wird erst mit feineren und mannigfaltigeren Metallwerkzeugen möglich; die Metalle selbst geben den Stoff für Nadeln, Ringe und anderen Schmuck. Die Überlegenheit der Stämme und Familien, welche die Metall- technik besaßen, als Geheimnis bewahrten und überlieferten, mußte eine außerordentliche werden. Der Urtypus des Gewerbsmannes entsteht: der Schmied; er tritt uns zuerst als Aristokrat und Zauberer, als Kenner aller Geheimnisse der Natur, als Arzt, oft auch als Musiker, als Wirt, bei dem sich alle versammeln, als Händler, bei dem alle tauschen, entgegen. Aller Handel und Verkehr wurde mit der Metalltechnik, mit der Verbreitung von Bronze-, Eisen-, Gold- und Silberstücken ein anderer. Metallstücke bestimmter Form und Größe wurden das beliebteste Tausch- und Verkehrsmittel; Geld und Münze ist die Folge hiervon.
Im einzelnen ist die Wirkung sehr verschieden, im ganzen ist sie kaum zu über- schätzen; die sämtlichen sogenannten Halb- und Ganzkulturvölker von den Chinesen, Sumeriern und Akkadiern, Ägyptern, Assyrern, Phönikern an sind ohne Metalltechnik nicht zu denken.
82. Die Technik der alten, westasiatischen Völker. Mit der Vieh- zucht, dem Ackerbau, sowie mit den Metallwaffen und Werkzeugen waren für die befähigtsten Rassen unter günstigen Naturbedingungen die Elemente des Wirtschaftslebens gegeben, welche in den zehntausend Jahren v. Chr. zum erstenmale seßhafte, wohl- habende, teilweise schon nach Millionen zählende Völker und Staaten der Halbkultur schufen. Es handelt sich hauptsächlich um die Akkadier und Sumerier, die Assyrer und Babylonier, die Ägypter und Phöniker, die Inder und Eranier (Perser), deren wirtschaft- lich blühende Reiche in die Zeit von 5000 bis 500 v. Chr. fallen.
Drei große weitere technische Fortschritte wurden von diesen Völkern vollzogen: 1. beobachteten ihre Priester den Himmel und die Gestirne, sie teilten das Jahr in Monate, schufen das Zahlensystem und die Arithmetik, ein geordnetes Maß- und Gewichtssystem, die Schriftzeichen und die Schrift. Sie wurden damit die ersten Begründer alles empirischen Wissens und aller Wissenschaft, sie führten damit zugleich in alle Technik die Anfänge eines planvollen Entwerfens, einer mathematischen Genauig- keit ein. 2. Eng verknüpft hiermit ist der andere Fortschritt der Technik, der diesen Völkern zu danken ist: sie begründeten alles eigentliche Bauwesen. Sie schufen die ersten Steinbauten, die ersten großen Mauer- und Straßenbauten, die ersten großen Wasserbauten; ferner die ersten Wohnhäuser und Tempel aus Stein, endlich die ersten größeren Schiffe. Und im Zusammenhang mit der Bronze- und Eisentechnik und dem Bauwesen schufen sie 3., was damals mit in erster Linie stand, eine hoch stehende Kriegstechnik, komplizierte Kriegsmaschinen, wie sie vorher nicht existiert hatten.
Wir können diese technischen Fortschritte hier nicht alle im einzelnen schildern; nur über den Hausbau und die hauswirtschaftliche Technik einerseits und die Technik großen Stils, die in den Händen der socialen Gemeinschaften lag, andererseits möchten wir einige Worte sagen.
Jahrtausende hindurch hatten die Menschen Schutz gegen Witterung, Kälte und Hitze, Regen und Wind wie gegen Feinde teils in bloßen Schutzdächern, teils in bienen- korbartigen, mit Reisig überdeckten Hütten, teils in Höhlen und überdeckten Erdlöchern gefunden; das Wohnen in Zelten oder Wagen war dem gegenüber schon ein Fortschritt. Die ersten geschlossenen Räume waren sehr klein, dunkel, schmutzig, oft von Menschen und Vieh gemeinsam benutzt; man mied sie, soweit man konnte; das Leben spielte sich
Bronze- und Eiſengewinnung. Weſtaſiatiſche Technik.
Koſtbares: auf einem Gutshof Karls d. Gr. ſind zwei Äxte, zwei breite Hacken, zwei Bohrer, ein Beil, ein Schnitzmeſſer.
Immer waren die Folgen ſchon ſehr große. Mit der Bronze- und Eiſenaxt, mit der Säge und dem Bohrer war das Eindringen in den Urwald, die Rodung und Baumfällung, der Haus-, Schiffs- und Brückenbau, mit dem eiſernen und ſtählernen Meißel die Bearbeitung der Geſteine ganz anders möglich als früher. Die metallenen Waffen erzeugten viel wirkſameren Angriff; das eiſerne Zeitalter der Stammes- und Völkerkämpfe wird durch ſie herbeigeführt. Auch der beſſere Schmuck und die feinere Verzierung der Kleidung und der Wohnung wird erſt mit feineren und mannigfaltigeren Metallwerkzeugen möglich; die Metalle ſelbſt geben den Stoff für Nadeln, Ringe und anderen Schmuck. Die Überlegenheit der Stämme und Familien, welche die Metall- technik beſaßen, als Geheimnis bewahrten und überlieferten, mußte eine außerordentliche werden. Der Urtypus des Gewerbsmannes entſteht: der Schmied; er tritt uns zuerſt als Ariſtokrat und Zauberer, als Kenner aller Geheimniſſe der Natur, als Arzt, oft auch als Muſiker, als Wirt, bei dem ſich alle verſammeln, als Händler, bei dem alle tauſchen, entgegen. Aller Handel und Verkehr wurde mit der Metalltechnik, mit der Verbreitung von Bronze-, Eiſen-, Gold- und Silberſtücken ein anderer. Metallſtücke beſtimmter Form und Größe wurden das beliebteſte Tauſch- und Verkehrsmittel; Geld und Münze iſt die Folge hiervon.
Im einzelnen iſt die Wirkung ſehr verſchieden, im ganzen iſt ſie kaum zu über- ſchätzen; die ſämtlichen ſogenannten Halb- und Ganzkulturvölker von den Chineſen, Sumeriern und Akkadiern, Ägyptern, Aſſyrern, Phönikern an ſind ohne Metalltechnik nicht zu denken.
82. Die Technik der alten, weſtaſiatiſchen Völker. Mit der Vieh- zucht, dem Ackerbau, ſowie mit den Metallwaffen und Werkzeugen waren für die befähigtſten Raſſen unter günſtigen Naturbedingungen die Elemente des Wirtſchaftslebens gegeben, welche in den zehntauſend Jahren v. Chr. zum erſtenmale ſeßhafte, wohl- habende, teilweiſe ſchon nach Millionen zählende Völker und Staaten der Halbkultur ſchufen. Es handelt ſich hauptſächlich um die Akkadier und Sumerier, die Aſſyrer und Babylonier, die Ägypter und Phöniker, die Inder und Eranier (Perſer), deren wirtſchaft- lich blühende Reiche in die Zeit von 5000 bis 500 v. Chr. fallen.
Drei große weitere techniſche Fortſchritte wurden von dieſen Völkern vollzogen: 1. beobachteten ihre Prieſter den Himmel und die Geſtirne, ſie teilten das Jahr in Monate, ſchufen das Zahlenſyſtem und die Arithmetik, ein geordnetes Maß- und Gewichtsſyſtem, die Schriftzeichen und die Schrift. Sie wurden damit die erſten Begründer alles empiriſchen Wiſſens und aller Wiſſenſchaft, ſie führten damit zugleich in alle Technik die Anfänge eines planvollen Entwerfens, einer mathematiſchen Genauig- keit ein. 2. Eng verknüpft hiermit iſt der andere Fortſchritt der Technik, der dieſen Völkern zu danken iſt: ſie begründeten alles eigentliche Bauweſen. Sie ſchufen die erſten Steinbauten, die erſten großen Mauer- und Straßenbauten, die erſten großen Waſſerbauten; ferner die erſten Wohnhäuſer und Tempel aus Stein, endlich die erſten größeren Schiffe. Und im Zuſammenhang mit der Bronze- und Eiſentechnik und dem Bauweſen ſchufen ſie 3., was damals mit in erſter Linie ſtand, eine hoch ſtehende Kriegstechnik, komplizierte Kriegsmaſchinen, wie ſie vorher nicht exiſtiert hatten.
Wir können dieſe techniſchen Fortſchritte hier nicht alle im einzelnen ſchildern; nur über den Hausbau und die hauswirtſchaftliche Technik einerſeits und die Technik großen Stils, die in den Händen der ſocialen Gemeinſchaften lag, andererſeits möchten wir einige Worte ſagen.
Jahrtauſende hindurch hatten die Menſchen Schutz gegen Witterung, Kälte und Hitze, Regen und Wind wie gegen Feinde teils in bloßen Schutzdächern, teils in bienen- korbartigen, mit Reiſig überdeckten Hütten, teils in Höhlen und überdeckten Erdlöchern gefunden; das Wohnen in Zelten oder Wagen war dem gegenüber ſchon ein Fortſchritt. Die erſten geſchloſſenen Räume waren ſehr klein, dunkel, ſchmutzig, oft von Menſchen und Vieh gemeinſam benutzt; man mied ſie, ſoweit man konnte; das Leben ſpielte ſich
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Bronze- und Eiſengewinnung. Weſtaſiatiſche Technik.
Koſtbares: auf einem Gutshof Karls d. Gr. ſind zwei Äxte, zwei breite Hacken, zwei
Bohrer, ein Beil, ein Schnitzmeſſer.
Immer waren die Folgen ſchon ſehr große. Mit der Bronze- und Eiſenaxt, mit
der Säge und dem Bohrer war das Eindringen in den Urwald, die Rodung und
Baumfällung, der Haus-, Schiffs- und Brückenbau, mit dem eiſernen und ſtählernen
Meißel die Bearbeitung der Geſteine ganz anders möglich als früher. Die metallenen
Waffen erzeugten viel wirkſameren Angriff; das eiſerne Zeitalter der Stammes- und
Völkerkämpfe wird durch ſie herbeigeführt. Auch der beſſere Schmuck und die feinere
Verzierung der Kleidung und der Wohnung wird erſt mit feineren und mannigfaltigeren
Metallwerkzeugen möglich; die Metalle ſelbſt geben den Stoff für Nadeln, Ringe und
anderen Schmuck. Die Überlegenheit der Stämme und Familien, welche die Metall-
technik beſaßen, als Geheimnis bewahrten und überlieferten, mußte eine außerordentliche
werden. Der Urtypus des Gewerbsmannes entſteht: der Schmied; er tritt uns zuerſt
als Ariſtokrat und Zauberer, als Kenner aller Geheimniſſe der Natur, als Arzt, oft
auch als Muſiker, als Wirt, bei dem ſich alle verſammeln, als Händler, bei dem alle
tauſchen, entgegen. Aller Handel und Verkehr wurde mit der Metalltechnik, mit der
Verbreitung von Bronze-, Eiſen-, Gold- und Silberſtücken ein anderer. Metallſtücke
beſtimmter Form und Größe wurden das beliebteſte Tauſch- und Verkehrsmittel; Geld
und Münze iſt die Folge hiervon.
Im einzelnen iſt die Wirkung ſehr verſchieden, im ganzen iſt ſie kaum zu über-
ſchätzen; die ſämtlichen ſogenannten Halb- und Ganzkulturvölker von den Chineſen,
Sumeriern und Akkadiern, Ägyptern, Aſſyrern, Phönikern an ſind ohne Metalltechnik
nicht zu denken.
82. Die Technik der alten, weſtaſiatiſchen Völker. Mit der Vieh-
zucht, dem Ackerbau, ſowie mit den Metallwaffen und Werkzeugen waren für die
befähigtſten Raſſen unter günſtigen Naturbedingungen die Elemente des Wirtſchaftslebens
gegeben, welche in den zehntauſend Jahren v. Chr. zum erſtenmale ſeßhafte, wohl-
habende, teilweiſe ſchon nach Millionen zählende Völker und Staaten der Halbkultur
ſchufen. Es handelt ſich hauptſächlich um die Akkadier und Sumerier, die Aſſyrer und
Babylonier, die Ägypter und Phöniker, die Inder und Eranier (Perſer), deren wirtſchaft-
lich blühende Reiche in die Zeit von 5000 bis 500 v. Chr. fallen.
Drei große weitere techniſche Fortſchritte wurden von dieſen Völkern vollzogen:
1. beobachteten ihre Prieſter den Himmel und die Geſtirne, ſie teilten das Jahr in
Monate, ſchufen das Zahlenſyſtem und die Arithmetik, ein geordnetes Maß- und
Gewichtsſyſtem, die Schriftzeichen und die Schrift. Sie wurden damit die erſten
Begründer alles empiriſchen Wiſſens und aller Wiſſenſchaft, ſie führten damit zugleich
in alle Technik die Anfänge eines planvollen Entwerfens, einer mathematiſchen Genauig-
keit ein. 2. Eng verknüpft hiermit iſt der andere Fortſchritt der Technik, der dieſen
Völkern zu danken iſt: ſie begründeten alles eigentliche Bauweſen. Sie ſchufen die
erſten Steinbauten, die erſten großen Mauer- und Straßenbauten, die erſten großen
Waſſerbauten; ferner die erſten Wohnhäuſer und Tempel aus Stein, endlich die erſten
größeren Schiffe. Und im Zuſammenhang mit der Bronze- und Eiſentechnik und dem
Bauweſen ſchufen ſie 3., was damals mit in erſter Linie ſtand, eine hoch ſtehende
Kriegstechnik, komplizierte Kriegsmaſchinen, wie ſie vorher nicht exiſtiert hatten.
Wir können dieſe techniſchen Fortſchritte hier nicht alle im einzelnen ſchildern; nur
über den Hausbau und die hauswirtſchaftliche Technik einerſeits und die Technik großen
Stils, die in den Händen der ſocialen Gemeinſchaften lag, andererſeits möchten wir einige
Worte ſagen.
Jahrtauſende hindurch hatten die Menſchen Schutz gegen Witterung, Kälte und
Hitze, Regen und Wind wie gegen Feinde teils in bloßen Schutzdächern, teils in bienen-
korbartigen, mit Reiſig überdeckten Hütten, teils in Höhlen und überdeckten Erdlöchern
gefunden; das Wohnen in Zelten oder Wagen war dem gegenüber ſchon ein Fortſchritt.
Die erſten geſchloſſenen Räume waren ſehr klein, dunkel, ſchmutzig, oft von Menſchen
und Vieh gemeinſam benutzt; man mied ſie, ſoweit man konnte; das Leben ſpielte ſich
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Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900/219>, abgerufen am 19.07.2024.
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