Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgen-Gebett am Donnerstage.
nähret und bewahret hast, sondern daß du auch die-
se vergangene Nacht mein Schutz und Beystand bist
gewesen, also, daß ich zu deinem Lob wiederum ge-
sund von meinem Lager aufstehen, und das angeneh-
me Tages-Licht anschauen kan. O du Liebhaber
des Lebens, was ist der Mensch, daß du sein ge-
denckest, und des Menschen Kind, daß du dich
seiner annimmst? Ich wußte im Schlaf von
mir selbsten nicht, aber dein Aufsehen hat mei-
nen Odem bewahret; du hast mich und mein
Haus mit deiner Engel - Wacht umgeben, daß
mich kein Unfall rühren, und kein Unglück be-
schädigen können. Du hast mich durch eine
sanffte Ruhe erquicket, welcher vielleicht viele
Krancke, Betrübte und Geängstete entbehren müs-
sen, da ich wohl eben so viel, ja noch mehr Züchtigung
verdienet, als sie, indem ich dir vor die unsägliche
Wohlthaten, so ich Zeit meines Lebens empfan-
gen, nicht so danckbar gewesen, als es meine Pflicht
gegen dich, mein Schöpffer und Erhalter, erfordert
hätte, nemlich ein immerwährendes Lob und de-
müthigen Danck. Nun, ich will heute anfangen
durch deine Gnade zu ersetzen, was ich durch mei-
ne Schuld versäumet habe. Ich verspreche in die-
ser Morgen-Stunde, dir mit Leib und Seele zu
dienen und zu eigen zu geben. Ich habe mir vor-
gesetzt, daß mein Mund heute nicht soll übertret-
ten, oder mit Narrentheidung und sündlichen un-
nützen Worten eine schwere Rechenschafft auf
mich laden. Ich will meinem Fuß wehren alle

sünd-
E e e

Morgen-Gebett am Donnerſtage.
nähret und bewahret haſt, ſondern daß du auch die-
ſe vergangene Nacht mein Schutz und Beyſtand biſt
geweſen, alſo, daß ich zu deinem Lob wiederum ge-
ſund von meinem Lager aufſtehen, und das angeneh-
me Tages-Licht anſchauen kan. O du Liebhaber
des Lebens, was iſt der Menſch, daß du ſein ge-
denckeſt, und des Menſchen Kind, daß du dich
ſeiner annimmſt? Ich wußte im Schlaf von
mir ſelbſten nicht, aber dein Aufſehen hat mei-
nen Odem bewahret; du haſt mich und mein
Haus mit deiner Engel - Wacht umgeben, daß
mich kein Unfall rühren, und kein Unglück be-
ſchädigen können. Du haſt mich durch eine
ſanffte Ruhe erquicket, welcher vielleicht viele
Krancke, Betrübte und Geängſtete entbehren müſ-
ſen, da ich wohl eben ſo viel, ja noch mehr Züchtigung
verdienet, als ſie, indem ich dir vor die unſägliche
Wohlthaten, ſo ich Zeit meines Lebens empfan-
gen, nicht ſo danckbar geweſen, als es meine Pflicht
gegen dich, mein Schöpffer und Erhalter, erfordert
hätte, nemlich ein immerwährendes Lob und de-
müthigen Danck. Nun, ich will heute anfangen
durch deine Gnade zu erſetzen, was ich durch mei-
ne Schuld verſäumet habe. Ich verſpreche in die-
ſer Morgen-Stunde, dir mit Leib und Seele zu
dienen und zu eigen zu geben. Ich habe mir vor-
geſetzt, daß mein Mund heute nicht ſoll übertret-
ten, oder mit Narrentheidung und ſündlichen un-
nützen Worten eine ſchwere Rechenſchafft auf
mich laden. Ich will meinem Fuß wehren alle

ſünd-
E e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0823" n="801"/><fw place="top" type="header">Morgen-Gebett am Donner&#x017F;tage.</fw><lb/>
nähret und bewahret ha&#x017F;t, &#x017F;ondern daß du auch die-<lb/>
&#x017F;e vergangene Nacht mein Schutz und Bey&#x017F;tand bi&#x017F;t<lb/>
gewe&#x017F;en, al&#x017F;o, daß ich zu deinem Lob wiederum ge-<lb/>
&#x017F;und von meinem Lager auf&#x017F;tehen, und das angeneh-<lb/>
me Tages-Licht an&#x017F;chauen kan. O du Liebhaber<lb/>
des Lebens, was i&#x017F;t der Men&#x017F;ch, daß du &#x017F;ein ge-<lb/>
dencke&#x017F;t, und des Men&#x017F;chen Kind, daß du dich<lb/>
&#x017F;einer annimm&#x017F;t? Ich wußte im Schlaf von<lb/>
mir &#x017F;elb&#x017F;ten nicht, aber dein Auf&#x017F;ehen hat mei-<lb/>
nen Odem bewahret; du ha&#x017F;t mich und mein<lb/>
Haus mit deiner Engel - Wacht umgeben, daß<lb/>
mich kein Unfall rühren, und kein Unglück be-<lb/>
&#x017F;chädigen können. Du ha&#x017F;t mich durch eine<lb/>
&#x017F;anffte Ruhe erquicket, welcher vielleicht viele<lb/>
Krancke, Betrübte und Geäng&#x017F;tete entbehren mü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, da ich wohl eben &#x017F;o viel, ja noch mehr Züchtigung<lb/>
verdienet, als &#x017F;ie, indem ich dir vor die un&#x017F;ägliche<lb/>
Wohlthaten, &#x017F;o ich Zeit meines Lebens empfan-<lb/>
gen, nicht &#x017F;o danckbar gewe&#x017F;en, als es meine Pflicht<lb/>
gegen dich, mein Schöpffer und Erhalter, erfordert<lb/>
hätte, nemlich ein immerwährendes Lob und de-<lb/>
müthigen Danck. Nun, ich will heute anfangen<lb/>
durch deine Gnade zu er&#x017F;etzen, was ich durch mei-<lb/>
ne Schuld ver&#x017F;äumet habe. Ich ver&#x017F;preche in die-<lb/>
&#x017F;er Morgen-Stunde, dir mit Leib und Seele zu<lb/>
dienen und zu eigen zu geben. Ich habe mir vor-<lb/>
ge&#x017F;etzt, daß mein Mund heute nicht &#x017F;oll übertret-<lb/>
ten, oder mit Narrentheidung und &#x017F;ündlichen un-<lb/>
nützen Worten eine &#x017F;chwere Rechen&#x017F;chafft auf<lb/>
mich laden. Ich will meinem Fuß wehren alle<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ünd-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[801/0823] Morgen-Gebett am Donnerſtage. nähret und bewahret haſt, ſondern daß du auch die- ſe vergangene Nacht mein Schutz und Beyſtand biſt geweſen, alſo, daß ich zu deinem Lob wiederum ge- ſund von meinem Lager aufſtehen, und das angeneh- me Tages-Licht anſchauen kan. O du Liebhaber des Lebens, was iſt der Menſch, daß du ſein ge- denckeſt, und des Menſchen Kind, daß du dich ſeiner annimmſt? Ich wußte im Schlaf von mir ſelbſten nicht, aber dein Aufſehen hat mei- nen Odem bewahret; du haſt mich und mein Haus mit deiner Engel - Wacht umgeben, daß mich kein Unfall rühren, und kein Unglück be- ſchädigen können. Du haſt mich durch eine ſanffte Ruhe erquicket, welcher vielleicht viele Krancke, Betrübte und Geängſtete entbehren müſ- ſen, da ich wohl eben ſo viel, ja noch mehr Züchtigung verdienet, als ſie, indem ich dir vor die unſägliche Wohlthaten, ſo ich Zeit meines Lebens empfan- gen, nicht ſo danckbar geweſen, als es meine Pflicht gegen dich, mein Schöpffer und Erhalter, erfordert hätte, nemlich ein immerwährendes Lob und de- müthigen Danck. Nun, ich will heute anfangen durch deine Gnade zu erſetzen, was ich durch mei- ne Schuld verſäumet habe. Ich verſpreche in die- ſer Morgen-Stunde, dir mit Leib und Seele zu dienen und zu eigen zu geben. Ich habe mir vor- geſetzt, daß mein Mund heute nicht ſoll übertret- ten, oder mit Narrentheidung und ſündlichen un- nützen Worten eine ſchwere Rechenſchafft auf mich laden. Ich will meinem Fuß wehren alle ſünd- E e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/823
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/823>, abgerufen am 24.11.2024.