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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Abend-Gebett am Dienstage.

DEr HErr ist mit mir, darum fürchte ich mich
nicht, was können mir Menschen thun? Also
spreche ich jetzo, o du gnädiger und liebreicher GOtt!
in dieser Abend - Stunde, und sage dir demüthigen
Danck, daß du mich diesen Tag unter deinem vätter-
lichen Schutz, liebreichen Vorsorge, gnädigen Füh-
rung, und reichen Segen hast zurück legen lassen.
HErr! deine Güte ist groß, und deine Barmhertzig-
keit hat kein Ende. Der HErr ist nahe allen, die
ihn anruffen, allen, die ihn mit Ernst anruffen, er thut,
was die Gottsfürchtigen begehren, er höret ihr
Schreyen und hilfft ihnen. Ach mein GOtt! wie
geschwind gehet doch ein Tag dahin, wie ein Pfeil
wird abgeschossen, so geschwinde verfliessen unsere
Jahre. Darum lehre mich doch, daß es ein Ende
mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat,
und ich davon muß. Siehe, meine Tage sind einer
Hand breit für dir, und mein Leben ist wie nichts
für dir. Wir müssen alle offenbar werden vor dem
Richterstuhl Christi, daß ein jeder empfahe, nachdem
er gehandelt hat bey Leibes Leben, es sey Gutes oder
Böses. Darum richte ich mich selbst und frage:
Meine Seele, wie hast du heute den Tag hin-
gebracht? Hast du auch was Gutes gedacht? Ist
GOTT heute mit dir vereinigt blieben, oder hast
du ihn mit vorsetzlichen und wissentlichen Sün-
den von dir getrieben? Mein Mund, was
hast du heut geredet; hast du gesprochen, was

ehr-
D d d 5
Abend-Gebett am Dienſtage.

DEr HErr iſt mit mir, darum fürchte ich mich
nicht, was können mir Menſchen thun? Alſo
ſpreche ich jetzo, o du gnädiger und liebreicher GOtt!
in dieſer Abend - Stunde, und ſage dir demüthigen
Danck, daß du mich dieſen Tag unter deinem vätter-
lichen Schutz, liebreichen Vorſorge, gnädigen Füh-
rung, und reichen Segen haſt zurück legen laſſen.
HErr! deine Güte iſt groß, und deine Barmhertzig-
keit hat kein Ende. Der HErr iſt nahe allen, die
ihn anruffen, allen, die ihn mit Ernſt anruffen, er thut,
was die Gottsfürchtigen begehren, er höret ihr
Schreyen und hilfft ihnen. Ach mein GOtt! wie
geſchwind gehet doch ein Tag dahin, wie ein Pfeil
wird abgeſchoſſen, ſo geſchwinde verflieſſen unſere
Jahre. Darum lehre mich doch, daß es ein Ende
mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat,
und ich davon muß. Siehe, meine Tage ſind einer
Hand breit für dir, und mein Leben iſt wie nichts
für dir. Wir müſſen alle offenbar werden vor dem
Richterſtuhl Chriſti, daß ein jeder empfahe, nachdem
er gehandelt hat bey Leibes Leben, es ſey Gutes oder
Böſes. Darum richte ich mich ſelbſt und frage:
Meine Seele, wie haſt du heute den Tag hin-
gebracht? Haſt du auch was Gutes gedacht? Iſt
GOTT heute mit dir vereinigt blieben, oder haſt
du ihn mit vorſetzlichen und wiſſentlichen Sün-
den von dir getrieben? Mein Mund, was
haſt du heut geredet; haſt du geſprochen, was

ehr-
D d d 5
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[793/0815] Abend-Gebett am Dienſtage. DEr HErr iſt mit mir, darum fürchte ich mich nicht, was können mir Menſchen thun? Alſo ſpreche ich jetzo, o du gnädiger und liebreicher GOtt! in dieſer Abend - Stunde, und ſage dir demüthigen Danck, daß du mich dieſen Tag unter deinem vätter- lichen Schutz, liebreichen Vorſorge, gnädigen Füh- rung, und reichen Segen haſt zurück legen laſſen. HErr! deine Güte iſt groß, und deine Barmhertzig- keit hat kein Ende. Der HErr iſt nahe allen, die ihn anruffen, allen, die ihn mit Ernſt anruffen, er thut, was die Gottsfürchtigen begehren, er höret ihr Schreyen und hilfft ihnen. Ach mein GOtt! wie geſchwind gehet doch ein Tag dahin, wie ein Pfeil wird abgeſchoſſen, ſo geſchwinde verflieſſen unſere Jahre. Darum lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muß. Siehe, meine Tage ſind einer Hand breit für dir, und mein Leben iſt wie nichts für dir. Wir müſſen alle offenbar werden vor dem Richterſtuhl Chriſti, daß ein jeder empfahe, nachdem er gehandelt hat bey Leibes Leben, es ſey Gutes oder Böſes. Darum richte ich mich ſelbſt und frage: Meine Seele, wie haſt du heute den Tag hin- gebracht? Haſt du auch was Gutes gedacht? Iſt GOTT heute mit dir vereinigt blieben, oder haſt du ihn mit vorſetzlichen und wiſſentlichen Sün- den von dir getrieben? Mein Mund, was haſt du heut geredet; haſt du geſprochen, was ehr- D d d 5

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/815>, abgerufen am 24.11.2024.