Haupt zum Schlafe niedersencket, so brenn ich dir zuvor der Lippen Weyrauch an; Du hast mir so viel Heyl die Woche durch geschencket, daß ich dir deine Treu nicht gnug verdancken kan. Kein Tag gieng mir vorbey, ich zählte keine Stunde, es war kein Augenblick, der nicht gesegnet hieß, mein Wohl- seyn stuhnd bey dir auf einem vesten Grunde, daran der arge Feind sich selbst den Kopf zerstieß. Du hast im Geistlichen die Seele wohl berathen, und auch im Irdischen den armen Leib bedacht; Mein armes Leben zeugt von deinen Wunderthaten, du hast es auch mit mir im Creutze gut gemacht. Dein Se- gen war bey mir, daß ich in meinem Schweisse mein Brod mit Freuden aß, und mir begnügen ließ: Es kam von deiner Krafft, und nicht von meinem Fleis- se, wenn ich was nützliches in meinem Amte wies. Wer weiß, was sonsten mich vor Elend hätte trof- fen, wenn du das Beste nicht, o GOtt! bey mir ge- than; so hast du über mir dein Auge täglich offen, daß ich vor mancher Noth befreyet leben kan. Was bin ich besser wohl als andre Menschen-Kinder, die du die Woche durch im Zorne heimgesucht? Die andern straffest du, und fährst mit mir gelinder, da dein Gesätze mir, sowol als ihnen, flucht. O Langmuth! O Gedult! O freundliches Er- barmen! Wo schreib ich solche Treu und sol- che Gnade hin? Ich werffe mich davor in dei- ne Liebes-Armen, und sage, daß ich gantz und gar dein eigen bin. O Vatter voller Huld! O Heyland voller Leben! O Geist voll Süs-
sig-
Abend-Gebett am Sonnabend.
Haupt zum Schlafe niederſencket, ſo brenn ich dir zuvor der Lippen Weyrauch an; Du haſt mir ſo viel Heyl die Woche durch geſchencket, daß ich dir deine Treu nicht gnug verdancken kan. Kein Tag gieng mir vorbey, ich zählte keine Stunde, es war kein Augenblick, der nicht geſegnet hieß, mein Wohl- ſeyn ſtuhnd bey dir auf einem veſten Grunde, daran der arge Feind ſich ſelbſt den Kopf zerſtieß. Du haſt im Geiſtlichen die Seele wohl berathen, und auch im Irdiſchen den armen Leib bedacht; Mein armes Leben zeugt von deinen Wunderthaten, du haſt es auch mit mir im Creutze gut gemacht. Dein Se- gen war bey mir, daß ich in meinem Schweiſſe mein Brod mit Freuden aß, und mir begnügen ließ: Es kam von deiner Krafft, und nicht von meinem Fleiſ- ſe, wenn ich was nützliches in meinem Amte wies. Wer weiß, was ſonſten mich vor Elend hätte trof- fen, wenn du das Beſte nicht, o GOtt! bey mir ge- than; ſo haſt du über mir dein Auge täglich offen, daß ich vor mancher Noth befreyet leben kan. Was bin ich beſſer wohl als andre Menſchen-Kinder, die du die Woche durch im Zorne heimgeſucht? Die andern ſtraffeſt du, und fährſt mit mir gelinder, da dein Geſätze mir, ſowol als ihnen, flucht. O Langmuth! O Gedult! O freundliches Er- barmen! Wo ſchreib ich ſolche Treu und ſol- che Gnade hin? Ich werffe mich davor in dei- ne Liebes-Armen, und ſage, daß ich gantz und gar dein eigen bin. O Vatter voller Huld! O Heyland voller Leben! O Geiſt voll Süſ-
ſig-
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Abend-Gebett am Sonnabend.
Haupt zum Schlafe niederſencket, ſo brenn ich dir
zuvor der Lippen Weyrauch an; Du haſt mir ſo viel
Heyl die Woche durch geſchencket, daß ich dir deine
Treu nicht gnug verdancken kan. Kein Tag gieng
mir vorbey, ich zählte keine Stunde, es war kein
Augenblick, der nicht geſegnet hieß, mein Wohl-
ſeyn ſtuhnd bey dir auf einem veſten Grunde, daran
der arge Feind ſich ſelbſt den Kopf zerſtieß. Du haſt
im Geiſtlichen die Seele wohl berathen, und auch
im Irdiſchen den armen Leib bedacht; Mein armes
Leben zeugt von deinen Wunderthaten, du haſt es
auch mit mir im Creutze gut gemacht. Dein Se-
gen war bey mir, daß ich in meinem Schweiſſe mein
Brod mit Freuden aß, und mir begnügen ließ: Es
kam von deiner Krafft, und nicht von meinem Fleiſ-
ſe, wenn ich was nützliches in meinem Amte wies.
Wer weiß, was ſonſten mich vor Elend hätte trof-
fen, wenn du das Beſte nicht, o GOtt! bey mir ge-
than; ſo haſt du über mir dein Auge täglich offen,
daß ich vor mancher Noth befreyet leben kan. Was
bin ich beſſer wohl als andre Menſchen-Kinder, die
du die Woche durch im Zorne heimgeſucht? Die
andern ſtraffeſt du, und fährſt mit mir gelinder,
da dein Geſätze mir, ſowol als ihnen, flucht.
O Langmuth! O Gedult! O freundliches Er-
barmen! Wo ſchreib ich ſolche Treu und ſol-
che Gnade hin? Ich werffe mich davor in dei-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/798>, abgerufen am 02.07.2024.
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