Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgen-Gebett am Freytage.
deinen Armen frey. Du hattest meine Ruh mit En-
geln gantz umgeben, und ihre Wagenburg war mei-
ne Lagerstatt; So durffte nicht ein Haar vor Sa-
tans Grimme beben, wie eifrig er die Nacht mir
nachgestellet hat. Ach HErr! ich bin zu schwach
vor alles dich zu preisen, so nimm nun vor die That
den guten Willen an; Ich will dir Lebenslang ver-
bundne Pflicht erweisen, bis ich im Himmel dort
dein Lob verbessern kan. Doch meine Danckbarkeit
ist eine neue Bitte; Der Freytag brauchet auch die
Blicke deiner Huld; so zeichne demnach ihn mit dei-
ner Wunder-Güte; verbinde heute mich zu einer
neuen Schuld. Laß mich den Tag begehn zu deines
Sohnes Ehren, es war sein Leidens-Tag und auch
sein Sterbe-Tag; was könnt ich schöners wohl von
seinem Tode hören, als daß ich Vatter dich in Chri-
sto nennen mag. Die Morgenröthe kan mit ihrem
Purpur prangen: Mir heisset JEsus Blut das
schönste Morgenroth, darinn die Sonne mir zum
Leben aufgegangen, sonst wär ich in der Nacht, ja
gar in Sünden todt. Gieb also, daß ich stets an den
Erlöser dencke, daß ich ihn heute nicht aufs neue
creutzige, und meine Blicke stets auf seine Wunden
lencke, damit ein Wohlgeruch zum Leben draus ent-
steh. Wenn sich Gelegenheit zu einer Sünde zei-
get, so zeige mir sein Blut und seine Todes-Pein, und
wenn mein Hertze sich zur Welt und Wollust nei-
get, laß seinen Dornen-Crantz mir bald vor Au-
gen seyn. Laß seinen Angst-Schweiß sich mit mei-
nem Schweisse mischen, den mein Beruf mir

hie

Morgen-Gebett am Freytage.
deinen Armen frey. Du hatteſt meine Ruh mit En-
geln gantz umgeben, und ihre Wagenburg war mei-
ne Lagerſtatt; So durffte nicht ein Haar vor Sa-
tans Grimme beben, wie eifrig er die Nacht mir
nachgeſtellet hat. Ach HErr! ich bin zu ſchwach
vor alles dich zu preiſen, ſo nimm nun vor die That
den guten Willen an; Ich will dir Lebenslang ver-
bundne Pflicht erweiſen, bis ich im Himmel dort
dein Lob verbeſſern kan. Doch meine Danckbarkeit
iſt eine neue Bitte; Der Freytag brauchet auch die
Blicke deiner Huld; ſo zeichne demnach ihn mit dei-
ner Wunder-Güte; verbinde heute mich zu einer
neuen Schuld. Laß mich den Tag begehn zu deines
Sohnes Ehren, es war ſein Leidens-Tag und auch
ſein Sterbe-Tag; was könnt ich ſchöners wohl von
ſeinem Tode hören, als daß ich Vatter dich in Chri-
ſto nennen mag. Die Morgenröthe kan mit ihrem
Purpur prangen: Mir heiſſet JEſus Blut das
ſchönſte Morgenroth, darinn die Sonne mir zum
Leben aufgegangen, ſonſt wär ich in der Nacht, ja
gar in Sünden todt. Gieb alſo, daß ich ſtets an den
Erlöſer dencke, daß ich ihn heute nicht aufs neue
creutzige, und meine Blicke ſtets auf ſeine Wunden
lencke, damit ein Wohlgeruch zum Leben draus ent-
ſteh. Wenn ſich Gelegenheit zu einer Sünde zei-
get, ſo zeige mir ſein Blut und ſeine Todes-Pein, und
wenn mein Hertze ſich zur Welt und Wolluſt nei-
get, laß ſeinen Dornen-Crantz mir bald vor Au-
gen ſeyn. Laß ſeinen Angſt-Schweiß ſich mit mei-
nem Schweiſſe miſchen, den mein Beruf mir

hie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0787" n="765"/><fw place="top" type="header">Morgen-Gebett am Freytage.</fw><lb/>
deinen Armen frey. Du hatte&#x017F;t meine Ruh mit En-<lb/>
geln gantz umgeben, und ihre Wagenburg war mei-<lb/>
ne Lager&#x017F;tatt; So durffte nicht ein Haar vor Sa-<lb/>
tans Grimme beben, wie eifrig er die Nacht mir<lb/>
nachge&#x017F;tellet hat. Ach HErr! ich bin zu &#x017F;chwach<lb/>
vor alles dich zu prei&#x017F;en, &#x017F;o nimm nun vor die That<lb/>
den guten Willen an; Ich will dir Lebenslang ver-<lb/>
bundne Pflicht erwei&#x017F;en, bis ich im Himmel dort<lb/>
dein Lob verbe&#x017F;&#x017F;ern kan. Doch meine Danckbarkeit<lb/>
i&#x017F;t eine neue Bitte; Der Freytag brauchet auch die<lb/>
Blicke deiner Huld; &#x017F;o zeichne demnach ihn mit dei-<lb/>
ner Wunder-Güte; verbinde heute mich zu einer<lb/>
neuen Schuld. Laß mich den Tag begehn zu deines<lb/>
Sohnes Ehren, es war &#x017F;ein Leidens-Tag und auch<lb/>
&#x017F;ein Sterbe-Tag; was könnt ich &#x017F;chöners wohl von<lb/>
&#x017F;einem Tode hören, als daß ich Vatter dich in Chri-<lb/>
&#x017F;to nennen mag. Die Morgenröthe kan mit ihrem<lb/>
Purpur prangen: Mir hei&#x017F;&#x017F;et JE&#x017F;us Blut das<lb/>
&#x017F;chön&#x017F;te Morgenroth, darinn die Sonne mir zum<lb/>
Leben aufgegangen, &#x017F;on&#x017F;t wär ich in der Nacht, ja<lb/>
gar in Sünden todt. Gieb al&#x017F;o, daß ich &#x017F;tets an den<lb/>
Erlö&#x017F;er dencke, daß ich ihn heute nicht aufs neue<lb/>
creutzige, und meine Blicke &#x017F;tets auf &#x017F;eine Wunden<lb/>
lencke, damit ein Wohlgeruch zum Leben draus ent-<lb/>
&#x017F;teh. Wenn &#x017F;ich Gelegenheit zu einer Sünde zei-<lb/>
get, &#x017F;o zeige mir &#x017F;ein Blut und &#x017F;eine Todes-Pein, und<lb/>
wenn mein Hertze &#x017F;ich zur Welt und Wollu&#x017F;t nei-<lb/>
get, laß &#x017F;einen Dornen-Crantz mir bald vor Au-<lb/>
gen &#x017F;eyn. Laß &#x017F;einen Ang&#x017F;t-Schweiß &#x017F;ich mit mei-<lb/>
nem Schwei&#x017F;&#x017F;e mi&#x017F;chen, den mein Beruf mir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[765/0787] Morgen-Gebett am Freytage. deinen Armen frey. Du hatteſt meine Ruh mit En- geln gantz umgeben, und ihre Wagenburg war mei- ne Lagerſtatt; So durffte nicht ein Haar vor Sa- tans Grimme beben, wie eifrig er die Nacht mir nachgeſtellet hat. Ach HErr! ich bin zu ſchwach vor alles dich zu preiſen, ſo nimm nun vor die That den guten Willen an; Ich will dir Lebenslang ver- bundne Pflicht erweiſen, bis ich im Himmel dort dein Lob verbeſſern kan. Doch meine Danckbarkeit iſt eine neue Bitte; Der Freytag brauchet auch die Blicke deiner Huld; ſo zeichne demnach ihn mit dei- ner Wunder-Güte; verbinde heute mich zu einer neuen Schuld. Laß mich den Tag begehn zu deines Sohnes Ehren, es war ſein Leidens-Tag und auch ſein Sterbe-Tag; was könnt ich ſchöners wohl von ſeinem Tode hören, als daß ich Vatter dich in Chri- ſto nennen mag. Die Morgenröthe kan mit ihrem Purpur prangen: Mir heiſſet JEſus Blut das ſchönſte Morgenroth, darinn die Sonne mir zum Leben aufgegangen, ſonſt wär ich in der Nacht, ja gar in Sünden todt. Gieb alſo, daß ich ſtets an den Erlöſer dencke, daß ich ihn heute nicht aufs neue creutzige, und meine Blicke ſtets auf ſeine Wunden lencke, damit ein Wohlgeruch zum Leben draus ent- ſteh. Wenn ſich Gelegenheit zu einer Sünde zei- get, ſo zeige mir ſein Blut und ſeine Todes-Pein, und wenn mein Hertze ſich zur Welt und Wolluſt nei- get, laß ſeinen Dornen-Crantz mir bald vor Au- gen ſeyn. Laß ſeinen Angſt-Schweiß ſich mit mei- nem Schweiſſe miſchen, den mein Beruf mir hie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/787
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/787>, abgerufen am 22.11.2024.