4. Unser wäre längst vergessen, unser Bethe längst ein Grab; doch du wachtest unterdessen, bis der Schlaf sich weg begab, und so ists, als stuhnden wir neugebohren hier vor dir.
5. O du hochgepriesner Schöpffer, laß nicht deiner Hände Werck: Wir sind Thon, du bist der Töpffer, wir voll Schwachheit, du voll Stärck. Hast du uns ans Licht ge- bracht, schütz uns auch durch deine Macht.
6. Schreib du das, was wir verrichten, in das grosse Se- gens-Buch. Unser Reden, Thun und Tichten, sey vor dir ein Wohlgeruch, daß die angewandte Müh viel Gedeyen nach sich zieh.
7. Lock uns stäts mit deinem Himmel, schröck uns mit der Höllen ab; zeig uns bey dem Welt-Getümmel, was zu- letzte folgt, das Grab: Daß man an das Ende denckt, und das Hertz auf Klugheit lenckt.
8. Folgt der Tod uns auf dem Fusse, ach so schärff uns täglich ein; wie man immer in der Busse seiner müß gewär- tig seyn, daß auf diesen Donnerstag uns kein Donner schre- cken mag.
Abend-Gebett am Donnerstage.
GOTT lob! der Donnerstag ist auch nun über- lebet; Ach donnerte, mein GOtt! nur dein Ge- sätze nicht! Denn weil ich diesen Tag dir öffters wi- derstrebet, so zieht ein Wetter auf, und dräut mir dein Gericht. Mein Hertze schlägt mir schon, ach schone du mit Schlagen, doch wo du schlagen willt, so denck an deinen Sohn, der hat ja meine Schuld und dei- nen Zorn getragen, ich werffe mich zerknirscht vor diesen Gnaden-Thron. Ist meine Sünde groß, du hast viel grössre Gnade, ist sie wie Sand am Meer, gehäuffter denn mein Haar, ich weiß, daß deine Huld sie dennoch überlade, und meines JEsu Blut stellt viel mehr Tropffen dar. Nimm diesen Bürgen an,
und
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Abend-Gebett am Donnerſtage.
4. Unſer wäre längſt vergeſſen, unſer Bethe längſt ein Grab; doch du wachteſt unterdeſſen, bis der Schlaf ſich weg begab, und ſo iſts, als ſtuhnden wir neugebohren hier vor dir.
5. O du hochgepriesner Schöpffer, laß nicht deiner Hände Werck: Wir ſind Thon, du biſt der Töpffer, wir voll Schwachheit, du voll Stärck. Haſt du uns ans Licht ge- bracht, ſchütz uns auch durch deine Macht.
6. Schreib du das, was wir verrichten, in das groſſe Se- gens-Buch. Unſer Reden, Thun und Tichten, ſey vor dir ein Wohlgeruch, daß die angewandte Müh viel Gedeyen nach ſich zieh.
7. Lock uns ſtäts mit deinem Himmel, ſchröck uns mit der Höllen ab; zeig uns bey dem Welt-Getümmel, was zu- letzte folgt, das Grab: Daß man an das Ende denckt, und das Hertz auf Klugheit lenckt.
8. Folgt der Tod uns auf dem Fuſſe, ach ſo ſchärff uns täglich ein; wie man immer in der Buſſe ſeiner müß gewär- tig ſeyn, daß auf dieſen Donnerſtag uns kein Donner ſchre- cken mag.
Abend-Gebett am Donnerſtage.
GOTT lob! der Donnerſtag iſt auch nun über- lebet; Ach donnerte, mein GOtt! nur dein Ge- ſätze nicht! Denn weil ich dieſen Tag dir öffters wi- derſtrebet, ſo zieht ein Wetter auf, und dräut mir dein Gericht. Mein Hertze ſchlägt mir ſchon, ach ſchone du mit Schlagen, doch wo du ſchlagen willt, ſo denck an deinen Sohn, der hat ja meine Schuld und dei- nen Zorn getragen, ich werffe mich zerknirſcht vor dieſen Gnaden-Thron. Iſt meine Sünde groß, du haſt viel gröſſre Gnade, iſt ſie wie Sand am Meer, gehäuffter denn mein Haar, ich weiß, daß deine Huld ſie dennoch überlade, und meines JEſu Blut ſtellt viel mehr Tropffen dar. Nimm dieſen Bürgen an,
und
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Abend-Gebett am Donnerſtage.
4. Unſer wäre längſt vergeſſen, unſer Bethe längſt ein
Grab; doch du wachteſt unterdeſſen, bis der Schlaf ſich weg
begab, und ſo iſts, als ſtuhnden wir neugebohren hier vor dir.
5. O du hochgepriesner Schöpffer, laß nicht deiner Hände
Werck: Wir ſind Thon, du biſt der Töpffer, wir voll
Schwachheit, du voll Stärck. Haſt du uns ans Licht ge-
bracht, ſchütz uns auch durch deine Macht.
6. Schreib du das, was wir verrichten, in das groſſe Se-
gens-Buch. Unſer Reden, Thun und Tichten, ſey vor dir
ein Wohlgeruch, daß die angewandte Müh viel Gedeyen
nach ſich zieh.
7. Lock uns ſtäts mit deinem Himmel, ſchröck uns mit
der Höllen ab; zeig uns bey dem Welt-Getümmel, was zu-
letzte folgt, das Grab: Daß man an das Ende denckt, und
das Hertz auf Klugheit lenckt.
8. Folgt der Tod uns auf dem Fuſſe, ach ſo ſchärff uns
täglich ein; wie man immer in der Buſſe ſeiner müß gewär-
tig ſeyn, daß auf dieſen Donnerſtag uns kein Donner ſchre-
cken mag.
Abend-Gebett am Donnerſtage.
GOTT lob! der Donnerſtag iſt auch nun über-
lebet; Ach donnerte, mein GOtt! nur dein Ge-
ſätze nicht! Denn weil ich dieſen Tag dir öffters wi-
derſtrebet, ſo zieht ein Wetter auf, und dräut mir dein
Gericht. Mein Hertze ſchlägt mir ſchon, ach ſchone
du mit Schlagen, doch wo du ſchlagen willt, ſo denck
an deinen Sohn, der hat ja meine Schuld und dei-
nen Zorn getragen, ich werffe mich zerknirſcht vor
dieſen Gnaden-Thron. Iſt meine Sünde groß, du
haſt viel gröſſre Gnade, iſt ſie wie Sand am Meer,
gehäuffter denn mein Haar, ich weiß, daß deine Huld
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/783>, abgerufen am 22.11.2024.
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