Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Abend-Gebett am Mittwoche.
unsere Gedancken, und leg uns unvermerckt die
Jacobs-Leiter an: Sey bey den Traurigen, Ver-
folgeten und Krancken, daß jeder seine Noth bey
dir vergessen kan. Laß den verblichnen Tag mir
diese Lehre geben, wie er als Mittwoch hier der Wo-
chen Mittel sey: So sey ich Sterblicher, auch mit-
ten in dem Leben, mit Noth und Tod umringt, und
nie vom Sterben frey. Soll heute nun mein
Schlaf sich mit dem Tode küssen, so nehm ich dei-
nen Tod, o JEsu! mit ins Grab, der kan die Bit-
terkeit im Tode mir versüssen; O selig, wer so stirbt,
der scheidet frölich ab.

Abend-Lied.
Mel. Wer nur den lieben GOtt läßt walten, etc.

ICh suche dich in meinem Bethe, holdseligster Immanuel:
o daß ich dich gefunden hätte; so freute sich mein Leib
und Seel. Komm, kehre willig bey mir ein; Mein Hertz
soll deine Kammer seyn.

2. Kanst du dein Haupt sonst nirgend legen, ach leg es
hier auf meine Brust. So kan ich süsse Ruhe pflegen, und
nichts verstöhret meine Lust; So schläft der Leib, das Hertze
wacht, so wird es Tag bey finstrer Nacht.

3. Ihr angenehmen JEsus-Hände, kommt, drückt die
müden Augen zu, und schreibt diß Wort an alle Wände:
Ein GOttes-Kind hat hier die Ruh. Werfft allen Kummer
hinter mich, und schwächt des Satans Fersen-Stich.

4. Laß mich die schöne Morgenröthe in deinem Lichte wie-
der sehn, daß sie die Nacht der Sünden tödte, und lehre mich
die Welt verschmähn, die nur Egyptens Schatten liebt, und
wenig Licht der Tugend giebt.

5. Wohlan! du treuer Freund der Seelen, ich habe dich,
ich halte dich; schlaf ich in deiner Wunden Höhlen, so ist mir
gar nichts hinderlich. Ich weiß, daß, wo du, JEsus! bist,
mein Bethe gar der Himmel ist.

Mor-
B b b 3

Abend-Gebett am Mittwoche.
unſere Gedancken, und leg uns unvermerckt die
Jacobs-Leiter an: Sey bey den Traurigen, Ver-
folgeten und Krancken, daß jeder ſeine Noth bey
dir vergeſſen kan. Laß den verblichnen Tag mir
dieſe Lehre geben, wie er als Mittwoch hier der Wo-
chen Mittel ſey: So ſey ich Sterblicher, auch mit-
ten in dem Leben, mit Noth und Tod umringt, und
nie vom Sterben frey. Soll heute nun mein
Schlaf ſich mit dem Tode küſſen, ſo nehm ich dei-
nen Tod, o JEſu! mit ins Grab, der kan die Bit-
terkeit im Tode mir verſüſſen; O ſelig, wer ſo ſtirbt,
der ſcheidet frölich ab.

Abend-Lied.
Mel. Wer nur den lieben GOtt läßt walten, ꝛc.

ICh ſuche dich in meinem Bethe, holdſeligſter Immanuel:
o daß ich dich gefunden hätte; ſo freute ſich mein Leib
und Seel. Komm, kehre willig bey mir ein; Mein Hertz
ſoll deine Kammer ſeyn.

2. Kanſt du dein Haupt ſonſt nirgend legen, ach leg es
hier auf meine Bruſt. So kan ich ſüſſe Ruhe pflegen, und
nichts verſtöhret meine Luſt; So ſchläft der Leib, das Hertze
wacht, ſo wird es Tag bey finſtrer Nacht.

3. Ihr angenehmen JEſus-Hände, kommt, drückt die
müden Augen zu, und ſchreibt diß Wort an alle Wände:
Ein GOttes-Kind hat hier die Ruh. Werfft allen Kummer
hinter mich, und ſchwächt des Satans Ferſen-Stich.

4. Laß mich die ſchöne Morgenröthe in deinem Lichte wie-
der ſehn, daß ſie die Nacht der Sünden tödte, und lehre mich
die Welt verſchmähn, die nur Egyptens Schatten liebt, und
wenig Licht der Tugend giebt.

5. Wohlan! du treuer Freund der Seelen, ich habe dich,
ich halte dich; ſchlaf ich in deiner Wunden Höhlen, ſo iſt mir
gar nichts hinderlich. Ich weiß, daß, wo du, JEſus! biſt,
mein Bethe gar der Himmel iſt.

Mor-
B b b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0779" n="757"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Mittwoche.</fw><lb/>
un&#x017F;ere Gedancken, und leg uns unvermerckt die<lb/>
Jacobs-Leiter an: Sey bey den Traurigen, Ver-<lb/>
folgeten und Krancken, daß jeder &#x017F;eine Noth bey<lb/>
dir verge&#x017F;&#x017F;en kan. Laß den verblichnen Tag mir<lb/>
die&#x017F;e Lehre geben, wie er als Mittwoch hier der Wo-<lb/>
chen Mittel &#x017F;ey: So &#x017F;ey ich Sterblicher, auch mit-<lb/>
ten in dem Leben, mit Noth und Tod umringt, und<lb/>
nie vom Sterben frey. Soll heute nun mein<lb/>
Schlaf &#x017F;ich mit dem Tode kü&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o nehm ich dei-<lb/>
nen Tod, o JE&#x017F;u! mit ins Grab, der kan die Bit-<lb/>
terkeit im Tode mir ver&#x017F;ü&#x017F;&#x017F;en; O &#x017F;elig, wer &#x017F;o &#x017F;tirbt,<lb/>
der &#x017F;cheidet frölich ab.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#fr">Abend-Lied.<lb/>
Mel.</hi> Wer nur den lieben GOtt läßt walten, &#xA75B;c.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch &#x017F;uche dich in meinem Bethe, hold&#x017F;elig&#x017F;ter Immanuel:<lb/>
o daß ich dich gefunden hätte; &#x017F;o freute &#x017F;ich mein Leib<lb/>
und Seel. Komm, kehre willig bey mir ein; Mein Hertz<lb/>
&#x017F;oll deine Kammer &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>2. Kan&#x017F;t du dein Haupt &#x017F;on&#x017F;t nirgend legen, ach leg es<lb/>
hier auf meine Bru&#x017F;t. So kan ich &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e Ruhe pflegen, und<lb/>
nichts ver&#x017F;töhret meine Lu&#x017F;t; So &#x017F;chläft der Leib, das Hertze<lb/>
wacht, &#x017F;o wird es Tag bey fin&#x017F;trer Nacht.</p><lb/>
            <p>3. Ihr angenehmen JE&#x017F;us-Hände, kommt, drückt die<lb/>
müden Augen zu, und &#x017F;chreibt diß Wort an alle Wände:<lb/>
Ein GOttes-Kind hat hier die Ruh. Werfft allen Kummer<lb/>
hinter mich, und &#x017F;chwächt des Satans Fer&#x017F;en-Stich.</p><lb/>
            <p>4. Laß mich die &#x017F;chöne Morgenröthe in deinem Lichte wie-<lb/>
der &#x017F;ehn, daß &#x017F;ie die Nacht der Sünden tödte, und lehre mich<lb/>
die Welt ver&#x017F;chmähn, die nur Egyptens Schatten liebt, und<lb/>
wenig Licht der Tugend giebt.</p><lb/>
            <p>5. Wohlan! du treuer Freund der Seelen, ich habe dich,<lb/>
ich halte dich; &#x017F;chlaf ich in deiner Wunden Höhlen, &#x017F;o i&#x017F;t mir<lb/>
gar nichts hinderlich. Ich weiß, daß, wo du, JE&#x017F;us! bi&#x017F;t,<lb/>
mein Bethe gar der Himmel i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B b b 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Mor-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[757/0779] Abend-Gebett am Mittwoche. unſere Gedancken, und leg uns unvermerckt die Jacobs-Leiter an: Sey bey den Traurigen, Ver- folgeten und Krancken, daß jeder ſeine Noth bey dir vergeſſen kan. Laß den verblichnen Tag mir dieſe Lehre geben, wie er als Mittwoch hier der Wo- chen Mittel ſey: So ſey ich Sterblicher, auch mit- ten in dem Leben, mit Noth und Tod umringt, und nie vom Sterben frey. Soll heute nun mein Schlaf ſich mit dem Tode küſſen, ſo nehm ich dei- nen Tod, o JEſu! mit ins Grab, der kan die Bit- terkeit im Tode mir verſüſſen; O ſelig, wer ſo ſtirbt, der ſcheidet frölich ab. Abend-Lied. Mel. Wer nur den lieben GOtt läßt walten, ꝛc. ICh ſuche dich in meinem Bethe, holdſeligſter Immanuel: o daß ich dich gefunden hätte; ſo freute ſich mein Leib und Seel. Komm, kehre willig bey mir ein; Mein Hertz ſoll deine Kammer ſeyn. 2. Kanſt du dein Haupt ſonſt nirgend legen, ach leg es hier auf meine Bruſt. So kan ich ſüſſe Ruhe pflegen, und nichts verſtöhret meine Luſt; So ſchläft der Leib, das Hertze wacht, ſo wird es Tag bey finſtrer Nacht. 3. Ihr angenehmen JEſus-Hände, kommt, drückt die müden Augen zu, und ſchreibt diß Wort an alle Wände: Ein GOttes-Kind hat hier die Ruh. Werfft allen Kummer hinter mich, und ſchwächt des Satans Ferſen-Stich. 4. Laß mich die ſchöne Morgenröthe in deinem Lichte wie- der ſehn, daß ſie die Nacht der Sünden tödte, und lehre mich die Welt verſchmähn, die nur Egyptens Schatten liebt, und wenig Licht der Tugend giebt. 5. Wohlan! du treuer Freund der Seelen, ich habe dich, ich halte dich; ſchlaf ich in deiner Wunden Höhlen, ſo iſt mir gar nichts hinderlich. Ich weiß, daß, wo du, JEſus! biſt, mein Bethe gar der Himmel iſt. Mor- B b b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/779
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/779>, abgerufen am 22.11.2024.