Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Abend-Gebett am Montage.
Abend-Gebett am Montage.

SO stirbt der erste Tag in dieser neuen Wochen;
mein JEsu! habe Danck vor deine Güt und
Treu, und weil die finstre Nacht bereits herein gebro-
chen, so gieb, daß meine Ruh in dir gesegnet sey.
Doch denck ich auch zuvor an meine Missethaten, die
schon den ersten Tag von mir begangen seyn; in was
vor grosse Schuld bin ich bey dir gerathen? Gedan-
cken, Wort und Werck sind keines vor dir rein. Dein
Auge hats gesehn, dein Ohr hat es gehöret, und
deine Hand hat es gewißlich angemerckt, wie offt mich
Satan, Welt und eigne Lust bethöret, ja in der Bos-
heit noch erhalten und gestärckt. Vor dir ist alles
bloß, du prüffest Hertz und Nieren, es kan das In-
nerste dir nicht verborgen seyn; und wollt ich gleich
mein Thun mit eitelm Ruhme zieren, so gilt vor dir
kein Schertz, kein falscher Heuchel-Schein. Allwis-
sender, du weißst die Menge meiner Sünden, die ich
nicht alle weiß, und auch nicht zählen kan, die wird
man groß und klein in deinem Buche finden, wie übel
hab ich doch, o HERR! für dir gethan? Wann
dein Gesetze spricht, ich soll dich hertzlich lieben, so
hab ich mehr die Welt und ihre Lust geliebt. Was
mir das Christenthum für Reglen fürgeschrieben, die
hab ich niemals recht, wohl gar nicht, ausgeübt.
Mein JEsu ist mir wohl mit Beyspiel vorgegangen,
allein! wie folg ich ihm in seinen Stapfen nach; ich
sollte Fleisch und Blut vest an sein Creutze hangen,

so
A a a 3
Abend-Gebett am Montage.
Abend-Gebett am Montage.

SO ſtirbt der erſte Tag in dieſer neuen Wochen;
mein JEſu! habe Danck vor deine Güt und
Treu, und weil die finſtre Nacht bereits herein gebro-
chen, ſo gieb, daß meine Ruh in dir geſegnet ſey.
Doch denck ich auch zuvor an meine Miſſethaten, die
ſchon den erſten Tag von mir begangen ſeyn; in was
vor groſſe Schuld bin ich bey dir gerathen? Gedan-
cken, Wort und Werck ſind keines vor dir rein. Dein
Auge hats geſehn, dein Ohr hat es gehöret, und
deine Hand hat es gewißlich angemeꝛckt, wie offt mich
Satan, Welt und eigne Luſt bethöret, ja in der Bos-
heit noch erhalten und geſtärckt. Vor dir iſt alles
bloß, du prüffeſt Hertz und Nieren, es kan das In-
nerſte dir nicht verborgen ſeyn; und wollt ich gleich
mein Thun mit eitelm Ruhme zieren, ſo gilt vor dir
kein Schertz, kein falſcher Heuchel-Schein. Allwiſ-
ſender, du weißſt die Menge meiner Sünden, die ich
nicht alle weiß, und auch nicht zählen kan, die wird
man groß und klein in deinem Buche finden, wie übel
hab ich doch, o HERR! für dir gethan? Wann
dein Geſetze ſpricht, ich ſoll dich hertzlich lieben, ſo
hab ich mehr die Welt und ihre Luſt geliebt. Was
mir das Chriſtenthum für Reglen fürgeſchrieben, die
hab ich niemals recht, wohl gar nicht, ausgeübt.
Mein JEſu iſt mir wohl mit Beyſpiel vorgegangen,
allein! wie folg ich ihm in ſeinen Stapfen nach; ich
ſollte Fleiſch und Blut veſt an ſein Creutze hangen,

ſo
A a a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0763" n="741"/>
          <fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Montage.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>Abend-Gebett am Montage.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>O &#x017F;tirbt der er&#x017F;te Tag in die&#x017F;er neuen Wochen;<lb/>
mein JE&#x017F;u! habe Danck vor deine Güt und<lb/>
Treu, und weil die fin&#x017F;tre Nacht bereits herein gebro-<lb/>
chen, &#x017F;o gieb, daß meine Ruh in dir ge&#x017F;egnet &#x017F;ey.<lb/>
Doch denck ich auch zuvor an meine Mi&#x017F;&#x017F;ethaten, die<lb/>
&#x017F;chon den er&#x017F;ten Tag von mir begangen &#x017F;eyn; in was<lb/>
vor gro&#x017F;&#x017F;e Schuld bin ich bey dir gerathen? Gedan-<lb/>
cken, Wort und Werck &#x017F;ind keines vor dir rein. Dein<lb/>
Auge hats ge&#x017F;ehn, dein Ohr hat es gehöret, und<lb/>
deine Hand hat es gewißlich angeme&#xA75B;ckt, wie offt mich<lb/>
Satan, Welt und eigne Lu&#x017F;t bethöret, ja in der Bos-<lb/>
heit noch erhalten und ge&#x017F;tärckt. Vor dir i&#x017F;t alles<lb/>
bloß, du prüffe&#x017F;t Hertz und Nieren, es kan das In-<lb/>
ner&#x017F;te dir nicht verborgen &#x017F;eyn; und wollt ich gleich<lb/>
mein Thun mit eitelm Ruhme zieren, &#x017F;o gilt vor dir<lb/>
kein Schertz, kein fal&#x017F;cher Heuchel-Schein. Allwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ender, du weiß&#x017F;t die Menge meiner Sünden, die ich<lb/>
nicht alle weiß, und auch nicht zählen kan, die wird<lb/>
man groß und klein in deinem Buche finden, wie übel<lb/>
hab ich doch, o HERR! für dir gethan? Wann<lb/>
dein Ge&#x017F;etze &#x017F;pricht, ich &#x017F;oll dich hertzlich lieben, &#x017F;o<lb/>
hab ich mehr die Welt und ihre Lu&#x017F;t geliebt. Was<lb/>
mir das Chri&#x017F;tenthum für Reglen fürge&#x017F;chrieben, die<lb/>
hab ich niemals recht, wohl gar nicht, ausgeübt.<lb/>
Mein JE&#x017F;u i&#x017F;t mir wohl mit Bey&#x017F;piel vorgegangen,<lb/>
allein! wie folg ich ihm in &#x017F;einen Stapfen nach; ich<lb/>
&#x017F;ollte Flei&#x017F;ch und Blut ve&#x017F;t an &#x017F;ein Creutze hangen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[741/0763] Abend-Gebett am Montage. Abend-Gebett am Montage. SO ſtirbt der erſte Tag in dieſer neuen Wochen; mein JEſu! habe Danck vor deine Güt und Treu, und weil die finſtre Nacht bereits herein gebro- chen, ſo gieb, daß meine Ruh in dir geſegnet ſey. Doch denck ich auch zuvor an meine Miſſethaten, die ſchon den erſten Tag von mir begangen ſeyn; in was vor groſſe Schuld bin ich bey dir gerathen? Gedan- cken, Wort und Werck ſind keines vor dir rein. Dein Auge hats geſehn, dein Ohr hat es gehöret, und deine Hand hat es gewißlich angemeꝛckt, wie offt mich Satan, Welt und eigne Luſt bethöret, ja in der Bos- heit noch erhalten und geſtärckt. Vor dir iſt alles bloß, du prüffeſt Hertz und Nieren, es kan das In- nerſte dir nicht verborgen ſeyn; und wollt ich gleich mein Thun mit eitelm Ruhme zieren, ſo gilt vor dir kein Schertz, kein falſcher Heuchel-Schein. Allwiſ- ſender, du weißſt die Menge meiner Sünden, die ich nicht alle weiß, und auch nicht zählen kan, die wird man groß und klein in deinem Buche finden, wie übel hab ich doch, o HERR! für dir gethan? Wann dein Geſetze ſpricht, ich ſoll dich hertzlich lieben, ſo hab ich mehr die Welt und ihre Luſt geliebt. Was mir das Chriſtenthum für Reglen fürgeſchrieben, die hab ich niemals recht, wohl gar nicht, ausgeübt. Mein JEſu iſt mir wohl mit Beyſpiel vorgegangen, allein! wie folg ich ihm in ſeinen Stapfen nach; ich ſollte Fleiſch und Blut veſt an ſein Creutze hangen, ſo A a a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/763
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/763>, abgerufen am 02.07.2024.