Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Abend-Gebett am Sonntage. drauf. Schreib alles in den Sinn, was diesen Taggeschehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge- bens seyn: Du Hertzens-Kündiger kanst in das Her- tze sehen, ach! so bewahre mich vor allem Heuchel- Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho- nig speisen, damit der Nachschmack mir die gantze Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und Masse weisen, wie man das Christenthum mit rech- tem Eifer treibt. Laß deine Tröstungen wie lauter Zucker schmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach so verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im Gewissen schrecken, daß ich die Sünde mehr als eine Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum Lauffen und zum Ringen, diß Wort bevestige in mir des Geistes Sinn. Hat Moses mich geweckt mit des Gesätzes Flüchen, so laß mir seinen Schall durch Ohr und Hertze gehn. Hat JEsus mich getröst mit seinen Segens-Sprüchen, so laß mich darauf vest in Noth und Tod bestehn. Der Glaube werde starck durch deines Geistes Lehren, die Liebe zünde sich bey diesem Feuer an, die Hoffnung müsse sich durch diesen Ancker mehren, so grünt ein Kleeblatt hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe mich nach Christi Stapffen hin; im Leiden laß mich nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache selbst den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht allein ein Christ im Wissen heisse, vielmehr ein wah- rer
Abend-Gebett am Sonntage. drauf. Schreib alles in den Sinn, was dieſen Taggeſchehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge- bens ſeyn: Du Hertzens-Kündiger kanſt in das Her- tze ſehen, ach! ſo bewahre mich vor allem Heuchel- Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho- nig ſpeiſen, damit der Nachſchmack mir die gantze Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und Maſſe weiſen, wie man das Chriſtenthum mit rech- tem Eifer treibt. Laß deine Tröſtungen wie lauter Zucker ſchmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach ſo verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im Gewiſſen ſchrecken, daß ich die Sünde mehr als eine Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum Lauffen und zum Ringen, diß Wort beveſtige in mir des Geiſtes Sinn. Hat Moſes mich geweckt mit des Geſätzes Flüchen, ſo laß mir ſeinen Schall durch Ohr und Hertze gehn. Hat JEſus mich getröſt mit ſeinen Segens-Sprüchen, ſo laß mich darauf veſt in Noth und Tod beſtehn. Der Glaube werde ſtarck durch deines Geiſtes Lehren, die Liebe zünde ſich bey dieſem Feuer an, die Hoffnung müſſe ſich durch dieſen Ancker mehren, ſo grünt ein Kleeblatt hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe mich nach Chriſti Stapffen hin; im Leiden laß mich nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache ſelbſt den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht allein ein Chriſt im Wiſſen heiſſe, vielmehr ein wah- rer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0756" n="734"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Sonntage.</fw><lb/> drauf. Schreib alles in den Sinn, was dieſen Tag<lb/> geſchehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge-<lb/> bens ſeyn: Du Hertzens-Kündiger kanſt in das Her-<lb/> tze ſehen, ach! ſo bewahre mich vor allem Heuchel-<lb/> Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho-<lb/> nig ſpeiſen, damit der Nachſchmack mir die gantze<lb/> Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und<lb/> Maſſe weiſen, wie man das Chriſtenthum mit rech-<lb/> tem Eifer treibt. Laß deine Tröſtungen wie lauter<lb/> Zucker ſchmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach<lb/> ſo verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im<lb/> Gewiſſen ſchrecken, daß ich die Sünde mehr als eine<lb/> Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir<lb/> verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum<lb/> in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum<lb/> Lauffen und zum Ringen, diß Wort beveſtige in mir<lb/> des Geiſtes Sinn. Hat Moſes mich geweckt mit<lb/> des Geſätzes Flüchen, ſo laß mir ſeinen Schall durch<lb/> Ohr und Hertze gehn. Hat JEſus mich getröſt<lb/> mit ſeinen Segens-Sprüchen, ſo laß mich darauf<lb/> veſt in Noth und Tod beſtehn. Der Glaube werde<lb/> ſtarck durch deines Geiſtes Lehren, die Liebe zünde<lb/> ſich bey dieſem Feuer an, die Hoffnung müſſe ſich<lb/> durch dieſen Ancker mehren, ſo grünt ein Kleeblatt<lb/> hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich<lb/> dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe<lb/> mich nach Chriſti Stapffen hin; im Leiden laß mich<lb/> nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache<lb/> ſelbſt den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht<lb/> allein ein Chriſt im Wiſſen heiſſe, vielmehr ein wah-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rer</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [734/0756]
Abend-Gebett am Sonntage.
drauf. Schreib alles in den Sinn, was dieſen Tag
geſchehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge-
bens ſeyn: Du Hertzens-Kündiger kanſt in das Her-
tze ſehen, ach! ſo bewahre mich vor allem Heuchel-
Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho-
nig ſpeiſen, damit der Nachſchmack mir die gantze
Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und
Maſſe weiſen, wie man das Chriſtenthum mit rech-
tem Eifer treibt. Laß deine Tröſtungen wie lauter
Zucker ſchmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach
ſo verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im
Gewiſſen ſchrecken, daß ich die Sünde mehr als eine
Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir
verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum
in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum
Lauffen und zum Ringen, diß Wort beveſtige in mir
des Geiſtes Sinn. Hat Moſes mich geweckt mit
des Geſätzes Flüchen, ſo laß mir ſeinen Schall durch
Ohr und Hertze gehn. Hat JEſus mich getröſt
mit ſeinen Segens-Sprüchen, ſo laß mich darauf
veſt in Noth und Tod beſtehn. Der Glaube werde
ſtarck durch deines Geiſtes Lehren, die Liebe zünde
ſich bey dieſem Feuer an, die Hoffnung müſſe ſich
durch dieſen Ancker mehren, ſo grünt ein Kleeblatt
hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich
dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe
mich nach Chriſti Stapffen hin; im Leiden laß mich
nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache
ſelbſt den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht
allein ein Chriſt im Wiſſen heiſſe, vielmehr ein wah-
rer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |