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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Abend-Gebett am Sonntage.
Abend-Gebett am Sonntage.

DEr Sonntag ist vollbracht, der Sonnen-Glantz
verschwunden, mein JEsu! der du mir mehr
als die Sonne bist, bestrahle durch dein Licht die
dunckeln Abend-Stunden, gieb deinen Schein der
Nacht, die schon vorhanden ist. Entreisse meinen
Geist den schwartzen Finsternissen, wenn mich der
sanffte Schlaf zum Todten-Bilde macht, laß mich
die süsse Ruh in dir allein geniessen, so wird es Sonn-
tag seyn auch mitten in der Nacht. Ach aber! wie
so schwartz bin ich vor deinen Augen, ich sollte, HErr!
vor dir ein Kind des Lichtes seyn, so find ich Wercke
hier, die leyder gar nichts taugen, und mir der Höl-
len-Nacht zu einem Lohne dräun. Dein lieber Sonn-
tag ist von mir entheiligt worden; wie hab ich doch
dein Wort so schläfrig angehört, wie wenig mich be-
müht im wahren Christen-Orden, dasjenige zu thun,
was du mich hast gelehrt? Mein Ohr ist gleichsam
taub, mein Hertze todt gewesen, mein gantzer Got-
tesdienst nur laulicht und verkehrt, und also sollt ich
wohl ein Urtheil von dir lesen: Der Sünder sey nicht
mehr so grosser Gnade werth. O eine schwartze Nacht,
die meine Sünden machen! Ach stoß mich darum
nicht ins Finsterniß hinaus! Errette doch mein GOtt
mich aus des Todes Rachen, und tilge meine Schuld
mit Christi Unschuld aus. Mein Hertze suchet dich, ach!
laß dich wieder finden, ich klopf an deine Thür, thu mir
genädig auf: Ich will von neuem dir mich gantz u. gar
verbinden, und gebe Hertz und Hand zu einem Pfande

drauf.
Abend-Gebett am Sonntage.
Abend-Gebett am Sonntage.

DEr Sonntag iſt vollbracht, der Sonnen-Glantz
verſchwunden, mein JEſu! der du mir mehr
als die Sonne biſt, beſtrahle durch dein Licht die
dunckeln Abend-Stunden, gieb deinen Schein der
Nacht, die ſchon vorhanden iſt. Entreiſſe meinen
Geiſt den ſchwartzen Finſterniſſen, wenn mich der
ſanffte Schlaf zum Todten-Bilde macht, laß mich
die ſüſſe Ruh in dir allein genieſſen, ſo wird es Sonn-
tag ſeyn auch mitten in der Nacht. Ach aber! wie
ſo ſchwartz bin ich vor deinen Augen, ich ſollte, HErr!
vor dir ein Kind des Lichtes ſeyn, ſo find ich Wercke
hier, die leyder gar nichts taugen, und mir der Höl-
len-Nacht zu einem Lohne dräun. Dein lieber Sonn-
tag iſt von mir entheiligt worden; wie hab ich doch
dein Wort ſo ſchläfrig angehört, wie wenig mich be-
müht im wahren Chriſten-Orden, dasjenige zu thun,
was du mich haſt gelehrt? Mein Ohr iſt gleichſam
taub, mein Hertze todt geweſen, mein gantzer Got-
tesdienſt nur laulicht und verkehrt, und alſo ſollt ich
wohl ein Urtheil von dir leſen: Der Sünder ſey nicht
mehr ſo groſſer Gnade werth. O eine ſchwartze Nacht,
die meine Sünden machen! Ach ſtoß mich darum
nicht ins Finſterniß hinaus! Errette doch mein GOtt
mich aus des Todes Rachen, und tilge meine Schuld
mit Chriſti Unſchuld aus. Mein Hertze ſuchet dich, ach!
laß dich wieder finden, ich klopf an deine Thür, thu mir
genädig auf: Ich will von neuem dir mich gantz u. gar
verbinden, und gebe Hertz und Hand zu einem Pfande

drauf.
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[733/0755] Abend-Gebett am Sonntage. Abend-Gebett am Sonntage. DEr Sonntag iſt vollbracht, der Sonnen-Glantz verſchwunden, mein JEſu! der du mir mehr als die Sonne biſt, beſtrahle durch dein Licht die dunckeln Abend-Stunden, gieb deinen Schein der Nacht, die ſchon vorhanden iſt. Entreiſſe meinen Geiſt den ſchwartzen Finſterniſſen, wenn mich der ſanffte Schlaf zum Todten-Bilde macht, laß mich die ſüſſe Ruh in dir allein genieſſen, ſo wird es Sonn- tag ſeyn auch mitten in der Nacht. Ach aber! wie ſo ſchwartz bin ich vor deinen Augen, ich ſollte, HErr! vor dir ein Kind des Lichtes ſeyn, ſo find ich Wercke hier, die leyder gar nichts taugen, und mir der Höl- len-Nacht zu einem Lohne dräun. Dein lieber Sonn- tag iſt von mir entheiligt worden; wie hab ich doch dein Wort ſo ſchläfrig angehört, wie wenig mich be- müht im wahren Chriſten-Orden, dasjenige zu thun, was du mich haſt gelehrt? Mein Ohr iſt gleichſam taub, mein Hertze todt geweſen, mein gantzer Got- tesdienſt nur laulicht und verkehrt, und alſo ſollt ich wohl ein Urtheil von dir leſen: Der Sünder ſey nicht mehr ſo groſſer Gnade werth. O eine ſchwartze Nacht, die meine Sünden machen! Ach ſtoß mich darum nicht ins Finſterniß hinaus! Errette doch mein GOtt mich aus des Todes Rachen, und tilge meine Schuld mit Chriſti Unſchuld aus. Mein Hertze ſuchet dich, ach! laß dich wieder finden, ich klopf an deine Thür, thu mir genädig auf: Ich will von neuem dir mich gantz u. gar verbinden, und gebe Hertz und Hand zu einem Pfande drauf.

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/755>, abgerufen am 22.11.2024.