Schoß dem Käyser zu geben und spricht: Er seye Christus, ein König. Da gieng Pilatus wieder hin- ein in das Richthaus, und rieff JEsu, und fraget ihn, und sprach: Bist du der Juden König? JEsus stuhnd vor ihm und antwortet: Redest du das von dir selbst, oder habens dir andre von mir gesagt? Pilatus ant- wortet: Bin ich dann ein Jud? Dein Volck und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du gethan? JEsus antwortet: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob käm- pfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde. Aber nun ist mein Reich nicht von dannen. Da sprach Pilatus zu ihme: So bist du dannoch ein Kö- nig? JEsus antwortet: Du sagsts, ich bin ein Kö- nig, ich bin darzu gebohren und auf die Welt kom- men, daß ich die Wahrheit zeugen solle: Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist die Wahrheit?
Und da er das gesaget, gieng er wieder hinaus zu den Juden, und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihme. Und da er verklaget ward von den Hohenpriestern und Aeltesten, antwortet er nichts. Pilatus aber fraget ihn abermal, und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen? Hörest du nicht? Und er antwor- tet ihm nicht auf ein Wort mehr, also daß sich auch der Landpfleger sehr verwunderte. Sie aber hiel- ten an und sprachen: Er hat das Volck erreget, damit, daß er gelehret hat hin und her im gantzen
Jü-
Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
Schoß dem Käyſer zu geben und ſpricht: Er ſeye Chriſtus, ein König. Da gieng Pilatus wieder hin- ein in das Richthaus, und rieff JEſu, und fraget ihn, und ſprach: Biſt du der Juden König? JEſus ſtuhnd vor ihm und antwortet: Redeſt du das von dir ſelbſt, oder habens dir andre von mir geſagt? Pilatus ant- wortet: Bin ich dann ein Jud? Dein Volck und die Hohenprieſter haben dich mir überantwortet. Was haſt du gethan? JEſus antwortet: Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt, wäre mein Reich von dieſer Welt, meine Diener würden darob käm- pfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde. Aber nun iſt mein Reich nicht von dannen. Da ſprach Pilatus zu ihme: So biſt du dannoch ein Kö- nig? JEſus antwortet: Du ſagſts, ich bin ein Kö- nig, ich bin darzu gebohren und auf die Welt kom- men, daß ich die Wahrheit zeugen ſolle: Wer aus der Wahrheit iſt, der höret meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was iſt die Wahrheit?
Und da er das geſaget, gieng er wieder hinaus zu den Juden, und ſpricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihme. Und da er verklaget ward von den Hohenprieſtern und Aelteſten, antwortet er nichts. Pilatus aber fraget ihn abermal, und ſprach: Antworteſt du nichts? Siehe, wie hart ſie dich verklagen? Höreſt du nicht? Und er antwor- tet ihm nicht auf ein Wort mehr, alſo daß ſich auch der Landpfleger ſehr verwunderte. Sie aber hiel- ten an und ſprachen: Er hat das Volck erreget, damit, daß er gelehret hat hin und her im gantzen
Jü-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0738"n="716"/><fwplace="top"type="header">Hiſtoria vom Leiden Chriſti.</fw><lb/>
Schoß dem Käyſer zu geben und ſpricht: Er ſeye<lb/>
Chriſtus, ein König. Da gieng Pilatus wieder hin-<lb/>
ein in das Richthaus, und rieff JEſu, und fraget ihn,<lb/>
und ſprach: Biſt du der Juden König? JEſus ſtuhnd<lb/>
vor ihm und antwortet: Redeſt du das von dir ſelbſt,<lb/>
oder habens dir andre von mir geſagt? Pilatus ant-<lb/>
wortet: Bin ich dann ein Jud? Dein Volck und<lb/>
die Hohenprieſter haben dich mir überantwortet.<lb/>
Was haſt du gethan? JEſus antwortet: Mein<lb/>
Reich iſt nicht von dieſer Welt, wäre mein Reich<lb/>
von dieſer Welt, meine Diener würden darob käm-<lb/>
pfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde.<lb/>
Aber nun iſt mein Reich nicht von dannen. Da<lb/>ſprach Pilatus zu ihme: So biſt du dannoch ein Kö-<lb/>
nig? JEſus antwortet: Du ſagſts, ich bin ein Kö-<lb/>
nig, ich bin darzu gebohren und auf die Welt kom-<lb/>
men, daß ich die Wahrheit zeugen ſolle: Wer aus<lb/>
der Wahrheit iſt, der höret meine Stimme.<lb/>
Spricht Pilatus zu ihm: Was iſt die Wahrheit?</p><lb/><p>Und da er das geſaget, gieng er wieder hinaus zu<lb/>
den Juden, und ſpricht zu ihnen: Ich finde keine<lb/>
Schuld an ihme. Und da er verklaget ward von<lb/>
den Hohenprieſtern und Aelteſten, antwortet er<lb/>
nichts. Pilatus aber fraget ihn abermal, und<lb/>ſprach: Antworteſt du nichts? Siehe, wie hart ſie<lb/>
dich verklagen? Höreſt du nicht? Und er antwor-<lb/>
tet ihm nicht auf ein Wort mehr, alſo daß ſich auch<lb/>
der Landpfleger ſehr verwunderte. Sie aber hiel-<lb/>
ten an und ſprachen: Er hat das Volck erreget,<lb/>
damit, daß er gelehret hat hin und her im gantzen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jü-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[716/0738]
Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
Schoß dem Käyſer zu geben und ſpricht: Er ſeye
Chriſtus, ein König. Da gieng Pilatus wieder hin-
ein in das Richthaus, und rieff JEſu, und fraget ihn,
und ſprach: Biſt du der Juden König? JEſus ſtuhnd
vor ihm und antwortet: Redeſt du das von dir ſelbſt,
oder habens dir andre von mir geſagt? Pilatus ant-
wortet: Bin ich dann ein Jud? Dein Volck und
die Hohenprieſter haben dich mir überantwortet.
Was haſt du gethan? JEſus antwortet: Mein
Reich iſt nicht von dieſer Welt, wäre mein Reich
von dieſer Welt, meine Diener würden darob käm-
pfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde.
Aber nun iſt mein Reich nicht von dannen. Da
ſprach Pilatus zu ihme: So biſt du dannoch ein Kö-
nig? JEſus antwortet: Du ſagſts, ich bin ein Kö-
nig, ich bin darzu gebohren und auf die Welt kom-
men, daß ich die Wahrheit zeugen ſolle: Wer aus
der Wahrheit iſt, der höret meine Stimme.
Spricht Pilatus zu ihm: Was iſt die Wahrheit?
Und da er das geſaget, gieng er wieder hinaus zu
den Juden, und ſpricht zu ihnen: Ich finde keine
Schuld an ihme. Und da er verklaget ward von
den Hohenprieſtern und Aelteſten, antwortet er
nichts. Pilatus aber fraget ihn abermal, und
ſprach: Antworteſt du nichts? Siehe, wie hart ſie
dich verklagen? Höreſt du nicht? Und er antwor-
tet ihm nicht auf ein Wort mehr, alſo daß ſich auch
der Landpfleger ſehr verwunderte. Sie aber hiel-
ten an und ſprachen: Er hat das Volck erreget,
damit, daß er gelehret hat hin und her im gantzen
Jü-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/738>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.