Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Historia vom Leiden Christi.
Dieser war auch mit dem JEsu von Nazareth. Da
sprachen sie zu ihm: Bist du nicht seiner Jünger ei-
ner? Und ein anderer sprach: Du bist auch der einer.
Und er läugnete abermal, und schwur darzu, und
sprach: Ich bins nicht, und ich kenne auch des Men-
schen nicht.

Und über eine kleine Weil, bey einer Stund, be-
kräfftigets ein anderer bey denen, die da stuhnden, und
sprach: Warlich, du bist auch der einer, dann du bist
ein Galiläer, und deine Sprach verräth dich. Spricht
des Hohenpriesters Knecht, ein Gefreundter deß, dem
Petrus das Ohr abgehauen hatte: sahe ich dich nicht
im Garten bey ihm? Da fieng er an sich zu verflu-
chen und schwören, ich kenne des Menschen nicht,
von dem ihr mir sagt. Und alsbald, da er noch re-
det, krähet der Hahn zum andernmal. Und der HErr
wandte sich um, und sahe Petrum an. Da gedach-
te Petrus an die Wort JEsu, als er zu ihm gesagt
hatte: Ehe der Hahn zweymal krähet, wirst du mich
dreymal verläugnen, und gienge hinaus, und wei-
net bitterlich.

Die Hohenpriester aber, und Aeltesten, und der
gantze Rath, suchten falsche Zeugniß wider JEsum,
auf daß sie ihm zum Tode hülffen, und funden keins,
wiewol viel falsche Zeugen herzu traten, dann ihre
Zeugnisse stimmeten nicht überein. Zuletzt stuhnden
auf, und traten herzu zween falsche Zeugen, und ga-
ben falsche Zeugniß wider ihn, und sprachen: Wir
haben gehört, daß er sagt: Ich kan und will ab-
brechen den Tempel GOttes, der mit Händen ge-

ma-

Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
Dieſer war auch mit dem JEſu von Nazareth. Da
ſprachen ſie zu ihm: Biſt du nicht ſeiner Jünger ei-
ner? Und ein anderer ſprach: Du biſt auch der einer.
Und er läugnete abermal, und ſchwur darzu, und
ſprach: Ich bins nicht, und ich kenne auch des Men-
ſchen nicht.

Und über eine kleine Weil, bey einer Stund, be-
kräfftigets ein anderer bey denen, die da ſtuhnden, und
ſprach: Warlich, du biſt auch der einer, dann du biſt
ein Galiläer, und deine Sprach verräth dich. Spricht
des Hohenprieſters Knecht, ein Gefreundter deß, dem
Petrus das Ohr abgehauen hatte: ſahe ich dich nicht
im Garten bey ihm? Da fieng er an ſich zu verflu-
chen und ſchwören, ich kenne des Menſchen nicht,
von dem ihr mir ſagt. Und alsbald, da er noch re-
det, krähet der Hahn zum andernmal. Und der HErr
wandte ſich um, und ſahe Petrum an. Da gedach-
te Petrus an die Wort JEſu, als er zu ihm geſagt
hatte: Ehe der Hahn zweymal krähet, wirſt du mich
dreymal verläugnen, und gienge hinaus, und wei-
net bitterlich.

Die Hohenprieſter aber, und Aelteſten, und der
gantze Rath, ſuchten falſche Zeugniß wider JEſum,
auf daß ſie ihm zum Tode hülffen, und funden keins,
wiewol viel falſche Zeugen herzu traten, dann ihre
Zeugniſſe ſtimmeten nicht überein. Zuletzt ſtuhnden
auf, und traten herzu zween falſche Zeugen, und ga-
ben falſche Zeugniß wider ihn, und ſprachen: Wir
haben gehört, daß er ſagt: Ich kan und will ab-
brechen den Tempel GOttes, der mit Händen ge-

ma-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0734" n="712"/><fw place="top" type="header">Hi&#x017F;toria vom Leiden Chri&#x017F;ti.</fw><lb/>
Die&#x017F;er war auch mit dem JE&#x017F;u von Nazareth. Da<lb/>
&#x017F;prachen &#x017F;ie zu ihm: Bi&#x017F;t du nicht &#x017F;einer Jünger ei-<lb/>
ner? Und ein anderer &#x017F;prach: Du bi&#x017F;t auch der einer.<lb/>
Und er läugnete abermal, und &#x017F;chwur darzu, und<lb/>
&#x017F;prach: Ich bins nicht, und ich kenne auch des Men-<lb/>
&#x017F;chen nicht.</p><lb/>
            <p>Und über eine kleine Weil, bey einer Stund, be-<lb/>
kräfftigets ein anderer bey denen, die da &#x017F;tuhnden, und<lb/>
&#x017F;prach: Warlich, du bi&#x017F;t auch der einer, dann du bi&#x017F;t<lb/>
ein Galiläer, und deine Sprach verräth dich. Spricht<lb/>
des Hohenprie&#x017F;ters Knecht, ein Gefreundter deß, dem<lb/>
Petrus das Ohr abgehauen hatte: &#x017F;ahe ich dich nicht<lb/>
im Garten bey ihm? Da fieng er an &#x017F;ich zu verflu-<lb/>
chen und &#x017F;chwören, ich kenne des Men&#x017F;chen nicht,<lb/>
von dem ihr mir &#x017F;agt. Und alsbald, da er noch re-<lb/>
det, krähet der Hahn zum andernmal. Und der HErr<lb/>
wandte &#x017F;ich um, und &#x017F;ahe Petrum an. Da gedach-<lb/>
te Petrus an die Wort JE&#x017F;u, als er zu ihm ge&#x017F;agt<lb/>
hatte: Ehe der Hahn zweymal krähet, wir&#x017F;t du mich<lb/>
dreymal verläugnen, und gienge hinaus, und wei-<lb/>
net bitterlich.</p><lb/>
            <p>Die Hohenprie&#x017F;ter aber, und Aelte&#x017F;ten, und der<lb/>
gantze Rath, &#x017F;uchten fal&#x017F;che Zeugniß wider JE&#x017F;um,<lb/>
auf daß &#x017F;ie ihm zum Tode hülffen, und funden keins,<lb/>
wiewol viel fal&#x017F;che Zeugen herzu traten, dann ihre<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;timmeten nicht überein. Zuletzt &#x017F;tuhnden<lb/>
auf, und traten herzu zween fal&#x017F;che Zeugen, und ga-<lb/>
ben fal&#x017F;che Zeugniß wider ihn, und &#x017F;prachen: Wir<lb/>
haben gehört, daß er &#x017F;agt: Ich kan und will ab-<lb/>
brechen den Tempel GOttes, der mit Händen ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ma-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[712/0734] Hiſtoria vom Leiden Chriſti. Dieſer war auch mit dem JEſu von Nazareth. Da ſprachen ſie zu ihm: Biſt du nicht ſeiner Jünger ei- ner? Und ein anderer ſprach: Du biſt auch der einer. Und er läugnete abermal, und ſchwur darzu, und ſprach: Ich bins nicht, und ich kenne auch des Men- ſchen nicht. Und über eine kleine Weil, bey einer Stund, be- kräfftigets ein anderer bey denen, die da ſtuhnden, und ſprach: Warlich, du biſt auch der einer, dann du biſt ein Galiläer, und deine Sprach verräth dich. Spricht des Hohenprieſters Knecht, ein Gefreundter deß, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: ſahe ich dich nicht im Garten bey ihm? Da fieng er an ſich zu verflu- chen und ſchwören, ich kenne des Menſchen nicht, von dem ihr mir ſagt. Und alsbald, da er noch re- det, krähet der Hahn zum andernmal. Und der HErr wandte ſich um, und ſahe Petrum an. Da gedach- te Petrus an die Wort JEſu, als er zu ihm geſagt hatte: Ehe der Hahn zweymal krähet, wirſt du mich dreymal verläugnen, und gienge hinaus, und wei- net bitterlich. Die Hohenprieſter aber, und Aelteſten, und der gantze Rath, ſuchten falſche Zeugniß wider JEſum, auf daß ſie ihm zum Tode hülffen, und funden keins, wiewol viel falſche Zeugen herzu traten, dann ihre Zeugniſſe ſtimmeten nicht überein. Zuletzt ſtuhnden auf, und traten herzu zween falſche Zeugen, und ga- ben falſche Zeugniß wider ihn, und ſprachen: Wir haben gehört, daß er ſagt: Ich kan und will ab- brechen den Tempel GOttes, der mit Händen ge- ma-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/734
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/734>, abgerufen am 22.11.2024.