Der gläubige Christ bittet um zeitlichen, geistlichen und ewi- gen Segen.
Aufmunterung.
Ps. 57, 8. Es segne uns GOtt, unser GOtt, es segne uns GOtt, und alle Welt fürchte ihn.
EIn jeder Mensch betet und bittet etwas von GOtt; da- bey aber ein jeder wohl erwegen soll, wie er betet, und was er bittet. Ach! der meisten Gebett gehet nur auf das Irdische und Vergängliche, welches sie aber offt zu ihrem Schaden sich bitten. Ein gläubiger Christ bittet 1) um leibli- che Dinge, um Gesundheit, Segen, Nahrung, Abwen- dung der Gefahren, Hülffe in Noth, Beystand im Leyden, Errettung aus Unglück; und dergleichen Gebett kan GOtt wohl leiden, weil er dieses alles uns in seinem heiligen Wort verheissen hat. Aber der gläubige Christ bleibet nicht dabey stehen, dieses ist das Geringste, weil es ihm GOtt ohn sein Bitten zuweilen lässet zufallen. Er bittet 2) sonderlich um geistliche Dinge, um den H. Geist, um ein frommes Hertz, um das Reich GOttes, welches ist Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem H. Geist, Röm. 14, 17. Er bittet um Erleuchtung, Wachsthum in dem Guten, Heiligung, und die Gaaben des H. Geistes, dieses ist das vornehmste, was er von GOtt bitten und erlangen kan, und wenn ihm sol- ches verliehen, so hält er es vor seinen grösten Reichthum. Ein gläubiger Christ bittet 3) auch um ewige Dinge, nem- lich um ein seliges Ende, frölichen Abschied aus diesem Leben, um den erwünschten Eintritt in das Freuden-Leben, damit er GOttes Angesicht schauen, mit weissen Kleidern angethan sich nach dem Kampf ewiglich in GOtt erfreuen könne. Al- so muß ein Gläubiger beten, sonderlich um geistliche und himmlische Güter, wenn er recht und GOtt wohlgefällig be- ten will, dabey er aber 4) sich muß eines unsträflichen Christ- lichen Wandels befleißigen, damit er auch so lebe, daß ihm GOtt die geistliche und himmlische Güter mittheilen könne, welche ein unwiedergebohrner und böser Mensch nicht em- pfangen kan.
Gebett.
Der gläubige Chriſt bittet
Der gläubige Chriſt bittet um zeitlichen, geiſtlichen und ewi- gen Segen.
Aufmunterung.
Pſ. 57, 8. Es ſegne uns GOtt, unſer GOtt, es ſegne uns GOtt, und alle Welt fürchte ihn.
EIn jeder Menſch betet und bittet etwas von GOtt; da- bey aber ein jeder wohl erwegen ſoll, wie er betet, und was er bittet. Ach! der meiſten Gebett gehet nur auf das Irdiſche und Vergängliche, welches ſie aber offt zu ihrem Schaden ſich bitten. Ein gläubiger Chriſt bittet 1) um leibli- che Dinge, um Geſundheit, Segen, Nahrung, Abwen- dung der Gefahren, Hülffe in Noth, Beyſtand im Leyden, Errettung aus Unglück; und dergleichen Gebett kan GOtt wohl leiden, weil er dieſes alles uns in ſeinem heiligen Wort verheiſſen hat. Aber der gläubige Chriſt bleibet nicht dabey ſtehen, dieſes iſt das Geringſte, weil es ihm GOtt ohn ſein Bitten zuweilen läſſet zufallen. Er bittet 2) ſonderlich um geiſtliche Dinge, um den H. Geiſt, um ein frommes Hertz, um das Reich GOttes, welches iſt Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem H. Geiſt, Röm. 14, 17. Er bittet um Erleuchtung, Wachsthum in dem Guten, Heiligung, und die Gaaben des H. Geiſtes, dieſes iſt das vornehmſte, was er von GOtt bitten und erlangen kan, und wenn ihm ſol- ches verliehen, ſo hält er es vor ſeinen gröſten Reichthum. Ein gläubiger Chriſt bittet 3) auch um ewige Dinge, nem- lich um ein ſeliges Ende, frölichen Abſchied aus dieſem Leben, um den erwünſchten Eintritt in das Freuden-Leben, damit er GOttes Angeſicht ſchauen, mit weiſſen Kleidern angethan ſich nach dem Kampf ewiglich in GOtt erfreuen könne. Al- ſo muß ein Gläubiger beten, ſonderlich um geiſtliche und himmliſche Güter, wenn er recht und GOtt wohlgefällig be- ten will, dabey er aber 4) ſich muß eines unſträflichen Chriſt- lichen Wandels befleißigen, damit er auch ſo lebe, daß ihm GOtt die geiſtliche und himmliſche Güter mittheilen könne, welche ein unwiedergebohrner und böſer Menſch nicht em- pfangen kan.
Gebett.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0070"n="48"/><fwplace="top"type="header">Der gläubige Chriſt bittet</fw><lb/><divn="2"><head>Der gläubige Chriſt bittet um zeitlichen, geiſtlichen und ewi-<lb/>
gen Segen.</head><lb/><divn="3"><head>Aufmunterung.</head><lb/><cit><quote>Pſ. 57, 8. Es ſegne uns GOtt, unſer GOtt, es ſegne uns GOtt, und alle<lb/>
Welt fürchte ihn.</quote></cit><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>In jeder Menſch betet und bittet etwas von GOtt; da-<lb/>
bey aber ein jeder wohl erwegen ſoll, wie er betet, und<lb/>
was er bittet. Ach! der meiſten Gebett gehet nur auf das<lb/>
Irdiſche und Vergängliche, welches ſie aber offt zu ihrem<lb/>
Schaden ſich bitten. Ein gläubiger Chriſt bittet 1) um leibli-<lb/>
che Dinge, um Geſundheit, Segen, Nahrung, Abwen-<lb/>
dung der Gefahren, Hülffe in Noth, Beyſtand im Leyden,<lb/>
Errettung aus Unglück; und dergleichen Gebett kan GOtt<lb/>
wohl leiden, weil er dieſes alles uns in ſeinem heiligen Wort<lb/>
verheiſſen hat. Aber der gläubige Chriſt bleibet nicht dabey<lb/>ſtehen, dieſes iſt das Geringſte, weil es ihm GOtt ohn ſein<lb/>
Bitten zuweilen läſſet zufallen. Er bittet 2) ſonderlich um<lb/>
geiſtliche Dinge, um den H. Geiſt, um ein frommes Hertz,<lb/>
um das Reich GOttes, welches iſt Gerechtigkeit, Friede<lb/>
und Freude in dem H. Geiſt, Röm. 14, 17. Er bittet um<lb/>
Erleuchtung, Wachsthum in dem Guten, Heiligung, und<lb/>
die Gaaben des H. Geiſtes, dieſes iſt das vornehmſte, was<lb/>
er von GOtt bitten und erlangen kan, und wenn ihm ſol-<lb/>
ches verliehen, ſo hält er es vor ſeinen gröſten Reichthum.<lb/>
Ein gläubiger Chriſt bittet 3) auch um ewige Dinge, nem-<lb/>
lich um ein ſeliges Ende, frölichen Abſchied aus dieſem Leben,<lb/>
um den erwünſchten Eintritt in das Freuden-Leben, damit<lb/>
er GOttes Angeſicht ſchauen, mit weiſſen Kleidern angethan<lb/>ſich nach dem Kampf ewiglich in GOtt erfreuen könne. Al-<lb/>ſo muß ein Gläubiger beten, ſonderlich um geiſtliche und<lb/>
himmliſche Güter, wenn er recht und GOtt wohlgefällig be-<lb/>
ten will, dabey er aber 4) ſich muß eines unſträflichen Chriſt-<lb/>
lichen Wandels befleißigen, damit er auch ſo lebe, daß ihm<lb/>
GOtt die geiſtliche und himmliſche Güter mittheilen könne,<lb/>
welche ein unwiedergebohrner und böſer Menſch nicht em-<lb/>
pfangen kan.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gebett.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[48/0070]
Der gläubige Chriſt bittet
Der gläubige Chriſt bittet um zeitlichen, geiſtlichen und ewi-
gen Segen.
Aufmunterung.
Pſ. 57, 8. Es ſegne uns GOtt, unſer GOtt, es ſegne uns GOtt, und alle
Welt fürchte ihn.
EIn jeder Menſch betet und bittet etwas von GOtt; da-
bey aber ein jeder wohl erwegen ſoll, wie er betet, und
was er bittet. Ach! der meiſten Gebett gehet nur auf das
Irdiſche und Vergängliche, welches ſie aber offt zu ihrem
Schaden ſich bitten. Ein gläubiger Chriſt bittet 1) um leibli-
che Dinge, um Geſundheit, Segen, Nahrung, Abwen-
dung der Gefahren, Hülffe in Noth, Beyſtand im Leyden,
Errettung aus Unglück; und dergleichen Gebett kan GOtt
wohl leiden, weil er dieſes alles uns in ſeinem heiligen Wort
verheiſſen hat. Aber der gläubige Chriſt bleibet nicht dabey
ſtehen, dieſes iſt das Geringſte, weil es ihm GOtt ohn ſein
Bitten zuweilen läſſet zufallen. Er bittet 2) ſonderlich um
geiſtliche Dinge, um den H. Geiſt, um ein frommes Hertz,
um das Reich GOttes, welches iſt Gerechtigkeit, Friede
und Freude in dem H. Geiſt, Röm. 14, 17. Er bittet um
Erleuchtung, Wachsthum in dem Guten, Heiligung, und
die Gaaben des H. Geiſtes, dieſes iſt das vornehmſte, was
er von GOtt bitten und erlangen kan, und wenn ihm ſol-
ches verliehen, ſo hält er es vor ſeinen gröſten Reichthum.
Ein gläubiger Chriſt bittet 3) auch um ewige Dinge, nem-
lich um ein ſeliges Ende, frölichen Abſchied aus dieſem Leben,
um den erwünſchten Eintritt in das Freuden-Leben, damit
er GOttes Angeſicht ſchauen, mit weiſſen Kleidern angethan
ſich nach dem Kampf ewiglich in GOtt erfreuen könne. Al-
ſo muß ein Gläubiger beten, ſonderlich um geiſtliche und
himmliſche Güter, wenn er recht und GOtt wohlgefällig be-
ten will, dabey er aber 4) ſich muß eines unſträflichen Chriſt-
lichen Wandels befleißigen, damit er auch ſo lebe, daß ihm
GOtt die geiſtliche und himmliſche Güter mittheilen könne,
welche ein unwiedergebohrner und böſer Menſch nicht em-
pfangen kan.
Gebett.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/70>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.