bin ich gebohren, in Sünden aufgewachsen, und meine beste Wercke sind mit lauter Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe ich mit Sünden zubracht. Dein Wort habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan- delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe, und seine Hand ist Tag und Nacht schwer über mir; seine Gerichte sind recht, ich aber muß mich schämen, weil ich leide, was meine Sünden werth seyn: Und wohl ver- dient habe, daß mir der Sünden Sold und Lohn mit vollem Gewichte dargewogen wird. Darum komm immer her, du bit- terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch, daß mir diese Last aus Liebe kommt: Dann das ist ja die Gewohnheit meines Vatters, daß er den schlägt, welchen er liebet: Ob es zwar der Vernunfft schwer zu fassen, und Fleisch und Blut sauer ankommt, so ist es doch wahr, daß in deinen Schlägen, o GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei- ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit- te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat-
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Gebett in Kranckheit.
bin ich gebohren, in Sünden aufgewachſen, und meine beſte Wercke ſind mit lauter Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe ich mit Sünden zubracht. Dein Wort habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan- delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe, und ſeine Hand iſt Tag und Nacht ſchwer über mir; ſeine Gerichte ſind recht, ich aber muß mich ſchämen, weil ich leide, was meine Sünden werth ſeyn: Und wohl ver- dient habe, daß mir der Sünden Sold und Lohn mit vollem Gewichte dargewogen wird. Darum komm immer her, du bit- terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch, daß mir dieſe Laſt aus Liebe kommt: Dann das iſt ja die Gewohnheit meines Vatters, daß er den ſchlägt, welchen er liebet: Ob es zwar der Vernunfft ſchwer zu faſſen, und Fleiſch und Blut ſauer ankommt, ſo iſt es doch wahr, daß in deinen Schlägen, o GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei- ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit- te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat-
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Gebett in Kranckheit.
bin ich gebohren, in Sünden aufgewachſen,
und meine beſte Wercke ſind mit lauter
Sünden befleckt; ach wie manche Zeit habe
ich mit Sünden zubracht. Dein Wort
habe ich zwar gehöret, aber nicht darnach
gethan: Sondern auf dem Irrweg gewan-
delt. Darum fühle ich GOttes Ruthe,
und ſeine Hand iſt Tag und Nacht ſchwer
über mir; ſeine Gerichte ſind recht, ich
aber muß mich ſchämen, weil ich leide, was
meine Sünden werth ſeyn: Und wohl ver-
dient habe, daß mir der Sünden Sold und
Lohn mit vollem Gewichte dargewogen
wird. Darum komm immer her, du bit-
terer Kelch des HErrn! dann ich weiß doch,
daß mir dieſe Laſt aus Liebe kommt: Dann
das iſt ja die Gewohnheit meines Vatters,
daß er den ſchlägt, welchen er liebet: Ob es
zwar der Vernunfft ſchwer zu faſſen, und
Fleiſch und Blut ſauer ankommt, ſo iſt es
doch wahr, daß in deinen Schlägen, o
GOtt! eine Liebe, und in meinem Leyd ei-
ne Freude verborgen lieget. Aber ich bit-
te dich mit kindlicher Demuth, mein Vat-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/679>, abgerufen am 22.11.2024.
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