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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett in Widerwärtigkeit im Ehstand.
bet wahr, wann auch die gantze Welt sollte unter-
gehen. Es sollen wohl Berge weichen und Hügel
hinfallen, aber deine Gnade wird nicht von mir wei-
chen, und der Bund deines Friedens wird nicht auf-
hören; deß tröste ich mich, und darauf verlasse ich
mich, so lang ein Bluts-Tropfen in mir ist, und
spreche in vestem Vertrauen und kindlicher Zuver-
sicht, Amen.

Gebett in Widerwärtigkeit im Ehstand.
Matth. 5, 5. Selig sind die Friedfertigen, dann sie werden das Erdreich be-
sitzen.

OGOtt des Friedens! der du willt, daß diejeni-
gen, die du zusammen verbunden hast, in Liebe
und Einträchtigkeit zusammen leben, den Himmel
bauen und die Erde pflantzen sollen: Laß nicht zu, daß
böse Zungen unsern Eh-Frieden stöhren: Bewahre
mich auch, daß ich nicht selbst durch Zorn, Zanck, Zwie-
tracht, Unachtsamkeit und unvorsichtige Bewegung
meinem Ehgatten einigen Verdruß mache. Zwar wie
der heiterste Himmel selbst nicht ohne einige Wol-
cken ist, so ist auch der friedlichste Ehstand nicht ohne
Creutz und Widerwärtigkeit: Kommen denn auch
Verdrießlichkeiten, so laß mich die Widerwärtigkeit
nicht durch einen verdrießlichen Umgang mehren.
Es fehlet uns ausser dem Hause nicht an Feinden, wie
sollten wir dann in unserm Haus uns unter einander
das Leben sauer machen, und durch Zanck und
Streit die Hölle und nicht den Himmel bauen? Gieb,
daß wir uns unter einander als ein Hertz und Seele

lie-
O o 4

Gebett in Widerwärtigkeit im Ehſtand.
bet wahr, wann auch die gantze Welt ſollte unter-
gehen. Es ſollen wohl Berge weichen und Hügel
hinfallen, aber deine Gnade wird nicht von mir wei-
chen, und der Bund deines Friedens wird nicht auf-
hören; deß tröſte ich mich, und darauf verlaſſe ich
mich, ſo lang ein Bluts-Tropfen in mir iſt, und
ſpreche in veſtem Vertrauen und kindlicher Zuver-
ſicht, Amen.

Gebett in Widerwärtigkeit im Ehſtand.
Matth. 5, 5. Selig ſind die Friedfertigen, dann ſie werden das Erdreich be-
ſitzen.

OGOtt des Friedens! der du willt, daß diejeni-
gen, die du zuſammen verbunden haſt, in Liebe
und Einträchtigkeit zuſammen leben, den Himmel
bauen und die Erde pflantzen ſollen: Laß nicht zu, daß
böſe Zungen unſern Eh-Frieden ſtöhren: Bewahre
mich auch, daß ich nicht ſelbſt durch Zorn, Zanck, Zwie-
tracht, Unachtſamkeit und unvorſichtige Bewegung
meinem Ehgatten einigen Verdruß mache. Zwar wie
der heiterſte Himmel ſelbſt nicht ohne einige Wol-
cken iſt, ſo iſt auch der friedlichſte Ehſtand nicht ohne
Creutz und Widerwärtigkeit: Kommen denn auch
Verdrießlichkeiten, ſo laß mich die Widerwärtigkeit
nicht durch einen verdrießlichen Umgang mehren.
Es fehlet uns auſſer dem Hauſe nicht an Feinden, wie
ſollten wir dann in unſerm Haus uns unter einander
das Leben ſauer machen, und durch Zanck und
Streit die Hölle und nicht den Himmel bauen? Gieb,
daß wir uns unter einander als ein Hertz und Seele

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O o 4
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[583/0605] Gebett in Widerwärtigkeit im Ehſtand. bet wahr, wann auch die gantze Welt ſollte unter- gehen. Es ſollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber deine Gnade wird nicht von mir wei- chen, und der Bund deines Friedens wird nicht auf- hören; deß tröſte ich mich, und darauf verlaſſe ich mich, ſo lang ein Bluts-Tropfen in mir iſt, und ſpreche in veſtem Vertrauen und kindlicher Zuver- ſicht, Amen. Gebett in Widerwärtigkeit im Ehſtand. Matth. 5, 5. Selig ſind die Friedfertigen, dann ſie werden das Erdreich be- ſitzen. OGOtt des Friedens! der du willt, daß diejeni- gen, die du zuſammen verbunden haſt, in Liebe und Einträchtigkeit zuſammen leben, den Himmel bauen und die Erde pflantzen ſollen: Laß nicht zu, daß böſe Zungen unſern Eh-Frieden ſtöhren: Bewahre mich auch, daß ich nicht ſelbſt durch Zorn, Zanck, Zwie- tracht, Unachtſamkeit und unvorſichtige Bewegung meinem Ehgatten einigen Verdruß mache. Zwar wie der heiterſte Himmel ſelbſt nicht ohne einige Wol- cken iſt, ſo iſt auch der friedlichſte Ehſtand nicht ohne Creutz und Widerwärtigkeit: Kommen denn auch Verdrießlichkeiten, ſo laß mich die Widerwärtigkeit nicht durch einen verdrießlichen Umgang mehren. Es fehlet uns auſſer dem Hauſe nicht an Feinden, wie ſollten wir dann in unſerm Haus uns unter einander das Leben ſauer machen, und durch Zanck und Streit die Hölle und nicht den Himmel bauen? Gieb, daß wir uns unter einander als ein Hertz und Seele lie- O o 4

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/605>, abgerufen am 22.11.2024.