sollte ich mich mit Sorgen quälen, und mir selbst mein Haupt grau machen, da ich dennoch dadurch nicht das Geringste ändern kan.
Wohlan dann, mein Vatter! machs mit mir, wie es dir beliebt, dein Wille soll auch mein Wille seyn: Wie du es wirst mit mir machen, so will ich mirs in allem wohl gefallen lassen. Willt du mir einen Sonnenschein guter Tage geben, und mir an irdischen Gütern etwas zufallen lassen, so will ichs mit Danck erkennen; solls aber Armuth seyn, und sollen die trüben Wolcken der Dürfftigkeit noch länger über meinem Haupte schweben, so geschehe dein vät- terlicher Wille. Geschicht schon nicht alles, was ich will, so wird doch das geschehen, was du willt, was dein ewiger Rath beschlossen hat, und was mir, dei- nem Kinde, an Leib und Seel wird nützlich und auch selig seyn.
Bin ich schon leiblich arm, so wirst du mich den- noch reich machen an meiner Seelen, und mir bey der Armuth auf Erden einen Reichthum im Him- mel beylegen. Gieb mir einen geistlichen Reichthum an Erkänntniß, an Glauben, an Liebe und Gottse- ligkeit, und laß mich nicht arm seyn geistlich und leib- lich, zeitlich und ewig, damit ich nicht den Jammer beyder Welten auf mich lade.
Sollte mich Reichthum hindern an meiner Se- ligkeit, so laß mich nimmermehr reich werden: Woll- test du mir Reichthum geben zu meinem Theil, um dadurch mein Gutes zu empfangen in meinem Leben, so wollte ich darwider heiliglich protestiren, und sa-
gen:
Gebett in Armuth
ſollte ich mich mit Sorgen quälen, und mir ſelbſt mein Haupt grau machen, da ich dennoch dadurch nicht das Geringſte ändern kan.
Wohlan dann, mein Vatter! machs mit mir, wie es dir beliebt, dein Wille ſoll auch mein Wille ſeyn: Wie du es wirſt mit mir machen, ſo will ich mirs in allem wohl gefallen laſſen. Willt du mir einen Sonnenſchein guter Tage geben, und mir an irdiſchen Gütern etwas zufallen laſſen, ſo will ichs mit Danck erkennen; ſolls aber Armuth ſeyn, und ſollen die trüben Wolcken der Dürfftigkeit noch länger über meinem Haupte ſchweben, ſo geſchehe dein vät- terlicher Wille. Geſchicht ſchon nicht alles, was ich will, ſo wird doch das geſchehen, was du willt, was dein ewiger Rath beſchloſſen hat, und was mir, dei- nem Kinde, an Leib und Seel wird nützlich und auch ſelig ſeyn.
Bin ich ſchon leiblich arm, ſo wirſt du mich den- noch reich machen an meiner Seelen, und mir bey der Armuth auf Erden einen Reichthum im Him- mel beylegen. Gieb mir einen geiſtlichen Reichthum an Erkänntniß, an Glauben, an Liebe und Gottſe- ligkeit, und laß mich nicht arm ſeyn geiſtlich und leib- lich, zeitlich und ewig, damit ich nicht den Jammer beyder Welten auf mich lade.
Sollte mich Reichthum hindern an meiner Se- ligkeit, ſo laß mich nimmermehr reich werden: Woll- teſt du mir Reichthum geben zu meinem Theil, um dadurch mein Gutes zu empfangen in meinem Leben, ſo wollte ich darwider heiliglich proteſtiren, und ſa-
gen:
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[576/0598]
Gebett in Armuth
ſollte ich mich mit Sorgen quälen, und mir ſelbſt
mein Haupt grau machen, da ich dennoch dadurch
nicht das Geringſte ändern kan.
Wohlan dann, mein Vatter! machs mit mir,
wie es dir beliebt, dein Wille ſoll auch mein Wille
ſeyn: Wie du es wirſt mit mir machen, ſo will ich
mirs in allem wohl gefallen laſſen. Willt du mir
einen Sonnenſchein guter Tage geben, und mir an
irdiſchen Gütern etwas zufallen laſſen, ſo will ichs
mit Danck erkennen; ſolls aber Armuth ſeyn, und
ſollen die trüben Wolcken der Dürfftigkeit noch länger
über meinem Haupte ſchweben, ſo geſchehe dein vät-
terlicher Wille. Geſchicht ſchon nicht alles, was ich
will, ſo wird doch das geſchehen, was du willt, was
dein ewiger Rath beſchloſſen hat, und was mir, dei-
nem Kinde, an Leib und Seel wird nützlich und auch
ſelig ſeyn.
Bin ich ſchon leiblich arm, ſo wirſt du mich den-
noch reich machen an meiner Seelen, und mir bey
der Armuth auf Erden einen Reichthum im Him-
mel beylegen. Gieb mir einen geiſtlichen Reichthum
an Erkänntniß, an Glauben, an Liebe und Gottſe-
ligkeit, und laß mich nicht arm ſeyn geiſtlich und leib-
lich, zeitlich und ewig, damit ich nicht den Jammer
beyder Welten auf mich lade.
Sollte mich Reichthum hindern an meiner Se-
ligkeit, ſo laß mich nimmermehr reich werden: Woll-
teſt du mir Reichthum geben zu meinem Theil, um
dadurch mein Gutes zu empfangen in meinem Leben,
ſo wollte ich darwider heiliglich proteſtiren, und ſa-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/598>, abgerufen am 23.11.2024.
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