und verletztem Gewissen zurück kommt. Behüte mich vor einem unordentlichen Leben, vor Völlerey und Unkeuschheit, und andern Sünden, wodurch ich dei- nen Zorn und Ungnade möchte über mich reitzen, und anstatt des Segens den Fluch mit nach Haus bringen.
O frommer GOtt! du Liebhaber der Menschen! leite mich mit deinen Augen: Wie eine liebreiche Mutter ihrem Kind sorgfältig nachsiehet, und ihm bald beyspringt, wann es straucheln oder fallen will; so siehe mir auch gnädiglich nach mit den Augen deiner vätterlichen Obhut: Damit mir kein Unfall begegne, zeige mir die Wege, die ich wandeln soll, und beschütze mich; tausend Gefahren können uns zustos- sen, wann du deine gnädige Hand nicht über uns hältest: Ein böses Lüfftlein kan uns entstellen: Ei- ne ungesunde Speise oder Tranck kan unsere Gesund- heit in Kranckheit, und unsere Kranckheit in Tod verwandeln: Untreu, Rauberey und Uberfall kan den Reisenden gar bald begegnen: Auf Reisen ist al- les unsicher, wann uns deine mächtige Hand nicht beschützet: Darum will ich nicht einen Schritt fort- setzen, ohn ein sicheres Geleit: Wo du mit mir bist, mein GOtt! auf meinen Wegen, da reiset sichs si- cher und wohl. Du, o HErr! bist mein Licht, vor wem sollt ich mich fürchten, du bist meines Lebens Krafft, vor wem sollte mir grauen? Sey du dann mein Geleitsmann, und laß deine Engel mich behü- ten auf allen meinen Wegen: Sey mein Schutz- HErr, wann ich wache, und sey des Nachts mein
Wäch-
Gebett eines Reiſenden.
und verletztem Gewiſſen zurück kommt. Behüte mich vor einem unordentlichen Leben, vor Völlerey und Unkeuſchheit, und andern Sünden, wodurch ich dei- nen Zorn und Ungnade möchte über mich reitzen, und anſtatt des Segens den Fluch mit nach Haus bringen.
O frommer GOtt! du Liebhaber der Menſchen! leite mich mit deinen Augen: Wie eine liebreiche Mutter ihrem Kind ſorgfältig nachſiehet, und ihm bald beyſpringt, wann es ſtraucheln oder fallen will; ſo ſiehe mir auch gnädiglich nach mit den Augen deiner vätterlichen Obhut: Damit mir kein Unfall begegne, zeige mir die Wege, die ich wandeln ſoll, und beſchütze mich; tauſend Gefahren können uns zuſtoſ- ſen, wann du deine gnädige Hand nicht über uns hälteſt: Ein böſes Lüfftlein kan uns entſtellen: Ei- ne ungeſunde Speiſe oder Tranck kan unſere Geſund- heit in Kranckheit, und unſere Kranckheit in Tod verwandeln: Untreu, Rauberey und Uberfall kan den Reiſenden gar bald begegnen: Auf Reiſen iſt al- les unſicher, wann uns deine mächtige Hand nicht beſchützet: Darum will ich nicht einen Schritt fort- ſetzen, ohn ein ſicheres Geleit: Wo du mit mir biſt, mein GOtt! auf meinen Wegen, da reiſet ſichs ſi- cher und wohl. Du, o HErr! biſt mein Licht, vor wem ſollt ich mich fürchten, du biſt meines Lebens Krafft, vor wem ſollte mir grauen? Sey du dann mein Geleitsmann, und laß deine Engel mich behü- ten auf allen meinen Wegen: Sey mein Schutz- HErr, wann ich wache, und ſey des Nachts mein
Wäch-
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Gebett eines Reiſenden.
und verletztem Gewiſſen zurück kommt. Behüte mich
vor einem unordentlichen Leben, vor Völlerey und
Unkeuſchheit, und andern Sünden, wodurch ich dei-
nen Zorn und Ungnade möchte über mich reitzen, und
anſtatt des Segens den Fluch mit nach Haus
bringen.
O frommer GOtt! du Liebhaber der Menſchen!
leite mich mit deinen Augen: Wie eine liebreiche
Mutter ihrem Kind ſorgfältig nachſiehet, und ihm
bald beyſpringt, wann es ſtraucheln oder fallen will;
ſo ſiehe mir auch gnädiglich nach mit den Augen
deiner vätterlichen Obhut: Damit mir kein Unfall
begegne, zeige mir die Wege, die ich wandeln ſoll, und
beſchütze mich; tauſend Gefahren können uns zuſtoſ-
ſen, wann du deine gnädige Hand nicht über uns
hälteſt: Ein böſes Lüfftlein kan uns entſtellen: Ei-
ne ungeſunde Speiſe oder Tranck kan unſere Geſund-
heit in Kranckheit, und unſere Kranckheit in Tod
verwandeln: Untreu, Rauberey und Uberfall kan
den Reiſenden gar bald begegnen: Auf Reiſen iſt al-
les unſicher, wann uns deine mächtige Hand nicht
beſchützet: Darum will ich nicht einen Schritt fort-
ſetzen, ohn ein ſicheres Geleit: Wo du mit mir biſt,
mein GOtt! auf meinen Wegen, da reiſet ſichs ſi-
cher und wohl. Du, o HErr! biſt mein Licht, vor
wem ſollt ich mich fürchten, du biſt meines Lebens
Krafft, vor wem ſollte mir grauen? Sey du dann
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ten auf allen meinen Wegen: Sey mein Schutz-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/560>, abgerufen am 25.11.2024.
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