O allein weiser GOtt! du hast den Ehstand einge- setzt, das menschliche Geschlecht zu erhalten, die Welt zu vermehren, deiner Kirche einen heiligen Saamen zu geben, und den Himmel mit Erben zu erfüllen, die dei- nen Rath ausführen, dein Lob verkündigen, und deine Tugenden verherrlichen sollen, in Zeit und Ewigkeit.
Ich preise dich, Vatter Himmels und der Erden, daß du mich gewürdiget hast zu seyn ein Werckzeug deiner Ehre, und daß du mich mit Leibes-Frucht ge- segnet hast. Du hast zwar auf Evä Töchter den Fluch gelegt, daß sie mit Schmertzen sollen Kinder ge- bähren: Und obwohl dein lieber Sohn, der durch sei- ne Geburt und Menschwerdung den Leib seiner Mut- ter heiligen wollen, durch sein schmertzliches Leiden den Fluch unsers auserwählten Geschlechts hinweg- genommen: Doch aber hat es dir beliebt, die schmertz- haffte Geburt der Menschen nicht aufzuheben, son- dern noch einige Wehen zurück zu lassen, auch bey de- nen, die du geheiliget und wiedergebohren hast; zwar nicht als ein Stück des Fluchs, doch aber als eine vätterliche Züchtigung, zur Erkänntniß unserer Erb- und würcklichen Sünde, zur Ausübung unserer Ge- dult, und zur Prüfung unsers Glaubens.
Darum bitte ich dich hertzlich, mein GOtt! du wollest mir eine kindliche Gelassenheit geben, daß ich mich deiner gnädigen allzeit guten und heiligen Für- sehung auch in diesem Stück williglich unterwerffe.
O GOtt! der du eine so schöne Welt voller herr- lichen Geschöpfe, aus ihrem Nichts geruffen, mit hervor gebracht hast: Und durch die Bildung des
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geſegneten Frauen.
O allein weiſer GOtt! du haſt den Ehſtand einge- ſetzt, das menſchliche Geſchlecht zu erhalten, die Welt zu vermehren, deiner Kirche einen heiligen Saamen zu geben, und den Him̃el mit Erben zu erfüllen, die dei- nen Rath ausführen, dein Lob verkündigen, und deine Tugenden verherrlichen ſollen, in Zeit und Ewigkeit.
Ich preiſe dich, Vatter Himmels und der Erden, daß du mich gewürdiget haſt zu ſeyn ein Werckzeug deiner Ehre, und daß du mich mit Leibes-Frucht ge- ſegnet haſt. Du haſt zwar auf Evä Töchter den Fluch gelegt, daß ſie mit Schmertzen ſollen Kinder ge- bähren: Und obwohl dein lieber Sohn, der durch ſei- ne Geburt und Menſchwerdung den Leib ſeiner Mut- ter heiligen wollen, durch ſein ſchmertzliches Leiden den Fluch unſers auserwählten Geſchlechts hinweg- genommen: Doch aber hat es dir beliebt, die ſchmertz- haffte Geburt der Menſchen nicht aufzuheben, ſon- dern noch einige Wehen zurück zu laſſen, auch bey de- nen, die du geheiliget und wiedergebohren haſt; zwar nicht als ein Stück des Fluchs, doch aber als eine vätterliche Züchtigung, zur Erkänntniß unſerer Erb- und würcklichen Sünde, zur Ausübung unſerer Ge- dult, und zur Prüfung unſers Glaubens.
Darum bitte ich dich hertzlich, mein GOtt! du wolleſt mir eine kindliche Gelaſſenheit geben, daß ich mich deiner gnädigen allzeit guten und heiligen Für- ſehung auch in dieſem Stück williglich unterwerffe.
O GOtt! der du eine ſo ſchöne Welt voller herr- lichen Geſchöpfe, aus ihrem Nichts geruffen, mit hervor gebracht haſt: Und durch die Bildung des
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geſegneten Frauen.
O allein weiſer GOtt! du haſt den Ehſtand einge-
ſetzt, das menſchliche Geſchlecht zu erhalten, die Welt
zu vermehren, deiner Kirche einen heiligen Saamen
zu geben, und den Him̃el mit Erben zu erfüllen, die dei-
nen Rath ausführen, dein Lob verkündigen, und deine
Tugenden verherrlichen ſollen, in Zeit und Ewigkeit.
Ich preiſe dich, Vatter Himmels und der Erden,
daß du mich gewürdiget haſt zu ſeyn ein Werckzeug
deiner Ehre, und daß du mich mit Leibes-Frucht ge-
ſegnet haſt. Du haſt zwar auf Evä Töchter den
Fluch gelegt, daß ſie mit Schmertzen ſollen Kinder ge-
bähren: Und obwohl dein lieber Sohn, der durch ſei-
ne Geburt und Menſchwerdung den Leib ſeiner Mut-
ter heiligen wollen, durch ſein ſchmertzliches Leiden
den Fluch unſers auserwählten Geſchlechts hinweg-
genommen: Doch aber hat es dir beliebt, die ſchmertz-
haffte Geburt der Menſchen nicht aufzuheben, ſon-
dern noch einige Wehen zurück zu laſſen, auch bey de-
nen, die du geheiliget und wiedergebohren haſt; zwar
nicht als ein Stück des Fluchs, doch aber als eine
vätterliche Züchtigung, zur Erkänntniß unſerer Erb-
und würcklichen Sünde, zur Ausübung unſerer Ge-
dult, und zur Prüfung unſers Glaubens.
Darum bitte ich dich hertzlich, mein GOtt! du
wolleſt mir eine kindliche Gelaſſenheit geben, daß ich
mich deiner gnädigen allzeit guten und heiligen Für-
ſehung auch in dieſem Stück williglich unterwerffe.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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