Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett vor die
vergessen, und eine Mutter des Sohnes
ihres Leibes: Aber du willt und kanst der
Deinen nimmermehr vergessen, denn in
deine Hände hast du sie gezeichnet.

Zwar unsere Sache ist gut, wann nur
das Leben vieler Menschen unter uns nicht
so wäre: Unser Glaube ist heilig, unsre
Lehre rein; wann nur nicht so viele wären,
die dieselbe mit einem unheiligen Leben be-
fleckten. Kein Wunder ist es dann, daß
du hin und wieder so schwere Trübsalen
über uns verhänget hast, und deine Tenne
säubern und fegen lässest: Die Dienst-
Magd hat mehr Kinder als die Freye;
und diejenige, die im Joch der Menschen-
Satzungen gehen, halten steiffer und vester
über ihrem Aberglauben, als wir bey un-
serm allerheiligsten Glauben über denen
Satzungen: Darum schickest du so viel
Trübsalen. Ach HErr! nimm doch weg
von uns das sündliche Wesen: Laß abstehen
von der Ungerechtigkeit, die deinen Na-
men kennen: Und schone unser, um der Ge-
rechten willen, die unter uns seyn! ja viel-

mehr

Gebett vor die
vergeſſen, und eine Mutter des Sohnes
ihres Leibes: Aber du willt und kanſt der
Deinen nimmermehr vergeſſen, denn in
deine Hände haſt du ſie gezeichnet.

Zwar unſere Sache iſt gut, wann nur
das Leben vieler Menſchen unter uns nicht
ſo wäre: Unſer Glaube iſt heilig, unſre
Lehre rein; wann nur nicht ſo viele wären,
die dieſelbe mit einem unheiligen Leben be-
fleckten. Kein Wunder iſt es dann, daß
du hin und wieder ſo ſchwere Trübſalen
über uns verhänget haſt, und deine Tenne
ſäubern und fegen läſſeſt: Die Dienſt-
Magd hat mehr Kinder als die Freye;
und diejenige, die im Joch der Menſchen-
Satzungen gehen, halten ſteiffer und veſter
über ihrem Aberglauben, als wir bey un-
ſerm allerheiligſten Glauben über denen
Satzungen: Darum ſchickeſt du ſo viel
Trübſalen. Ach HErr! nimm doch weg
von uns das ſündliche Weſen: Laß abſtehen
von der Ungerechtigkeit, die deinen Na-
men kennen: Und ſchone unſer, um der Ge-
rechten willen, die unter uns ſeyn! ja viel-

mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0478" n="456"/><fw place="top" type="header">Gebett vor die</fw><lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en, und eine Mutter des Sohnes<lb/>
ihres Leibes: Aber du willt und kan&#x017F;t der<lb/>
Deinen nimmermehr verge&#x017F;&#x017F;en, denn in<lb/>
deine Hände ha&#x017F;t du &#x017F;ie gezeichnet.</p><lb/>
          <p>Zwar un&#x017F;ere Sache i&#x017F;t gut, wann nur<lb/>
das Leben vieler Men&#x017F;chen unter uns nicht<lb/>
&#x017F;o wäre: Un&#x017F;er Glaube i&#x017F;t heilig, un&#x017F;re<lb/>
Lehre rein; wann nur nicht &#x017F;o viele wären,<lb/>
die die&#x017F;elbe mit einem unheiligen Leben be-<lb/>
fleckten. Kein Wunder i&#x017F;t es dann, daß<lb/>
du hin und wieder &#x017F;o &#x017F;chwere Trüb&#x017F;alen<lb/>
über uns verhänget ha&#x017F;t, und deine Tenne<lb/>
&#x017F;äubern und fegen lä&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t: Die Dien&#x017F;t-<lb/>
Magd hat mehr Kinder als die Freye;<lb/>
und diejenige, die im Joch der Men&#x017F;chen-<lb/>
Satzungen gehen, halten &#x017F;teiffer und ve&#x017F;ter<lb/>
über ihrem Aberglauben, als wir bey un-<lb/>
&#x017F;erm allerheilig&#x017F;ten Glauben über denen<lb/>
Satzungen: Darum &#x017F;chicke&#x017F;t du &#x017F;o viel<lb/>
Trüb&#x017F;alen. Ach HErr! nimm doch weg<lb/>
von uns das &#x017F;ündliche We&#x017F;en: Laß ab&#x017F;tehen<lb/>
von der Ungerechtigkeit, die deinen Na-<lb/>
men kennen: Und &#x017F;chone un&#x017F;er, um der Ge-<lb/>
rechten willen, die unter uns &#x017F;eyn! ja viel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0478] Gebett vor die vergeſſen, und eine Mutter des Sohnes ihres Leibes: Aber du willt und kanſt der Deinen nimmermehr vergeſſen, denn in deine Hände haſt du ſie gezeichnet. Zwar unſere Sache iſt gut, wann nur das Leben vieler Menſchen unter uns nicht ſo wäre: Unſer Glaube iſt heilig, unſre Lehre rein; wann nur nicht ſo viele wären, die dieſelbe mit einem unheiligen Leben be- fleckten. Kein Wunder iſt es dann, daß du hin und wieder ſo ſchwere Trübſalen über uns verhänget haſt, und deine Tenne ſäubern und fegen läſſeſt: Die Dienſt- Magd hat mehr Kinder als die Freye; und diejenige, die im Joch der Menſchen- Satzungen gehen, halten ſteiffer und veſter über ihrem Aberglauben, als wir bey un- ſerm allerheiligſten Glauben über denen Satzungen: Darum ſchickeſt du ſo viel Trübſalen. Ach HErr! nimm doch weg von uns das ſündliche Weſen: Laß abſtehen von der Ungerechtigkeit, die deinen Na- men kennen: Und ſchone unſer, um der Ge- rechten willen, die unter uns ſeyn! ja viel- mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/478
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/478>, abgerufen am 22.11.2024.