mir den grossen Schatz und Reichthum gegeben, den der Himmel hatte, deinen allerliebsten Sohn, und mit ihm sein theures Wort, den besten Reichthum meiner Seele, auch daß du mir an irdischem Segen mein bescheiden Theil hast zufallen lassen. Ich bin zu gering, HErr! aller Barmhertzigkeit, die du an mir thust: Bewahre mein Hertz vor Mißvergnügen und unersättlicher Begierde des Reichthums, der doch die Seele nicht vergnügen kan; ich würde mir dadurch eine Mühe aufbürden, die mir das Leben zu einer Last, und den Tod würde zu einem Verdruß machen, und bey allem zeitlichen Gewinn diesen gros- sen Verlust haben, vor meine unsterbliche Seele nicht wohl zu sorgen. Meine Reise nach der Ewigkeit ist so kurtz, daß ich eben einen so grossen und gefährli- chen Zehrpfenning nicht nöthig habe: Was sollt ich mich denn nach grossem Gut sehnen, das mit grosser Mühe erworben, mit grössern Sorgen kaum erhalten wird, und mit der grössesten Unbeständigkeit kaum auf die Nachkommen kommt.
HErr! neige du mein Hertz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Geitz, der eine Wurtzel ist alles Ubels: Dann die da reich werden wollen, fallen in gar viel Stricke, die viel arme Menschen ins Verderben und Verdammniß versencken: Und was würde es mich helffen, in der Welt viel gehabt zu haben, wann ich kein Kinder-Theil in dem Himmel hätte? Giebst du mir, mein GOtt! Reichthum in der Welt, so gieb mir auch dabey die Gnade, denselben recht zu brau- chen: Laß mich Reichthum nicht hoffärtig, und Ar-
muth
E e 5
Gebett wider den Geitz.
mir den groſſen Schatz und Reichthum gegeben, den der Himmel hatte, deinen allerliebſten Sohn, und mit ihm ſein theures Wort, den beſten Reichthum meiner Seele, auch daß du mir an irdiſchem Segen mein beſcheiden Theil haſt zufallen laſſen. Ich bin zu gering, HErr! aller Barmhertzigkeit, die du an mir thuſt: Bewahre mein Hertz vor Mißvergnügen und unerſättlicher Begierde des Reichthums, der doch die Seele nicht vergnügen kan; ich würde mir dadurch eine Mühe aufbürden, die mir das Leben zu einer Laſt, und den Tod würde zu einem Verdruß machen, und bey allem zeitlichen Gewinn dieſen groſ- ſen Verluſt haben, vor meine unſterbliche Seele nicht wohl zu ſorgen. Meine Reiſe nach der Ewigkeit iſt ſo kurtz, daß ich eben einen ſo groſſen und gefährli- chen Zehrpfenning nicht nöthig habe: Was ſollt ich mich denn nach groſſem Gut ſehnen, das mit groſſer Mühe erworben, mit gröſſern Sorgen kaum erhalten wird, und mit der gröſſeſten Unbeſtändigkeit kaum auf die Nachkommen kommt.
HErr! neige du mein Hertz zu deinen Zeugniſſen und nicht zum Geitz, der eine Wurtzel iſt alles Ubels: Dann die da reich werden wollen, fallen in gar viel Stricke, die viel arme Menſchen ins Verderben und Verdammniß verſencken: Und was würde es mich helffen, in der Welt viel gehabt zu haben, wann ich kein Kinder-Theil in dem Himmel hätte? Giebſt du mir, mein GOtt! Reichthum in der Welt, ſo gieb mir auch dabey die Gnade, denſelben recht zu brau- chen: Laß mich Reichthum nicht hoffärtig, und Ar-
muth
E e 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0463"n="441"/><fwplace="top"type="header">Gebett wider den Geitz.</fw><lb/>
mir den groſſen Schatz und Reichthum gegeben, den<lb/>
der Himmel hatte, deinen allerliebſten Sohn, und<lb/>
mit ihm ſein theures Wort, den beſten Reichthum<lb/>
meiner Seele, auch daß du mir an irdiſchem Segen<lb/>
mein beſcheiden Theil haſt zufallen laſſen. Ich bin<lb/>
zu gering, HErr! aller Barmhertzigkeit, die du an<lb/>
mir thuſt: Bewahre mein Hertz vor Mißvergnügen<lb/>
und unerſättlicher Begierde des Reichthums, der<lb/>
doch die Seele nicht vergnügen kan; ich würde mir<lb/>
dadurch eine Mühe aufbürden, die mir das Leben zu<lb/>
einer Laſt, und den Tod würde zu einem Verdruß<lb/>
machen, und bey allem zeitlichen Gewinn dieſen groſ-<lb/>ſen Verluſt haben, vor meine unſterbliche Seele nicht<lb/>
wohl zu ſorgen. Meine Reiſe nach der Ewigkeit iſt<lb/>ſo kurtz, daß ich eben einen ſo groſſen und gefährli-<lb/>
chen Zehrpfenning nicht nöthig habe: Was ſollt ich<lb/>
mich denn nach groſſem Gut ſehnen, das mit<lb/>
groſſer Mühe erworben, mit gröſſern Sorgen kaum<lb/>
erhalten wird, und mit der gröſſeſten Unbeſtändigkeit<lb/>
kaum auf die Nachkommen kommt.</p><lb/><p>HErr! neige du mein Hertz zu deinen Zeugniſſen<lb/>
und nicht zum Geitz, der eine Wurtzel iſt alles Ubels:<lb/>
Dann die da reich werden wollen, fallen in gar viel<lb/>
Stricke, die viel arme Menſchen ins Verderben und<lb/>
Verdammniß verſencken: Und was würde es mich<lb/>
helffen, in der Welt viel gehabt zu haben, wann ich<lb/>
kein Kinder-Theil in dem Himmel hätte? Giebſt du<lb/>
mir, mein GOtt! Reichthum in der Welt, ſo gieb<lb/>
mir auch dabey die Gnade, denſelben recht zu brau-<lb/>
chen: Laß mich Reichthum nicht hoffärtig, und Ar-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">muth</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[441/0463]
Gebett wider den Geitz.
mir den groſſen Schatz und Reichthum gegeben, den
der Himmel hatte, deinen allerliebſten Sohn, und
mit ihm ſein theures Wort, den beſten Reichthum
meiner Seele, auch daß du mir an irdiſchem Segen
mein beſcheiden Theil haſt zufallen laſſen. Ich bin
zu gering, HErr! aller Barmhertzigkeit, die du an
mir thuſt: Bewahre mein Hertz vor Mißvergnügen
und unerſättlicher Begierde des Reichthums, der
doch die Seele nicht vergnügen kan; ich würde mir
dadurch eine Mühe aufbürden, die mir das Leben zu
einer Laſt, und den Tod würde zu einem Verdruß
machen, und bey allem zeitlichen Gewinn dieſen groſ-
ſen Verluſt haben, vor meine unſterbliche Seele nicht
wohl zu ſorgen. Meine Reiſe nach der Ewigkeit iſt
ſo kurtz, daß ich eben einen ſo groſſen und gefährli-
chen Zehrpfenning nicht nöthig habe: Was ſollt ich
mich denn nach groſſem Gut ſehnen, das mit
groſſer Mühe erworben, mit gröſſern Sorgen kaum
erhalten wird, und mit der gröſſeſten Unbeſtändigkeit
kaum auf die Nachkommen kommt.
HErr! neige du mein Hertz zu deinen Zeugniſſen
und nicht zum Geitz, der eine Wurtzel iſt alles Ubels:
Dann die da reich werden wollen, fallen in gar viel
Stricke, die viel arme Menſchen ins Verderben und
Verdammniß verſencken: Und was würde es mich
helffen, in der Welt viel gehabt zu haben, wann ich
kein Kinder-Theil in dem Himmel hätte? Giebſt du
mir, mein GOtt! Reichthum in der Welt, ſo gieb
mir auch dabey die Gnade, denſelben recht zu brau-
chen: Laß mich Reichthum nicht hoffärtig, und Ar-
muth
E e 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/463>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.