wir haben sollten: Des Menschen Thun stehet nicht in seiner Gewalt, und stehet in keines Menschen Macht, wie er seinen Gang richte; offt klügelt das arme Hertz, und denckt, wie es seine Sache so weislich und wohl wolle hinaus führen: Aber dann zeigest du, o GOtt! daß deine Gedancken nicht seyn wie Menschen - Gedancken, und deine Wege nicht wie Menschen - Wege. Eben das, mein GOtt! erfahre ich auch, durch einen begangenen Fehler, den ich wünsche nicht begangen zu haben, und wor- über ich mir nun viel betrübte und traurige Gedancken und Vorstellungen mache. Ich erkenne für dir, meinem GOtt, daß ich mei- nem eigenen betrüglichen Hertzen zu viel ge- trauet, schläfrig und nachläßig geworden in meinem Gebett, mehr mit Fleisch und Blut als mit dir, meinem GOtt, zu Rath gangen, und deine Ehre und meines Näch- sten Wohlfahrt nicht also zum Zweck ge- habt, wie ich hätte thun sollen: Darum hast du auf mich verhänget, einen Fehltritt zu begehen, daß ich gethan habe was nicht
recht
Gebett bey Ubereilung
wir haben ſollten: Des Menſchen Thun ſtehet nicht in ſeiner Gewalt, und ſtehet in keines Menſchen Macht, wie er ſeinen Gang richte; offt klügelt das arme Hertz, und denckt, wie es ſeine Sache ſo weislich und wohl wolle hinaus führen: Aber dann zeigeſt du, o GOtt! daß deine Gedancken nicht ſeyn wie Menſchen - Gedancken, und deine Wege nicht wie Menſchen - Wege. Eben das, mein GOtt! erfahre ich auch, durch einen begangenen Fehler, den ich wünſche nicht begangen zu haben, und wor- über ich mir nun viel betrübte und traurige Gedancken und Vorſtellungen mache. Ich erkenne für dir, meinem GOtt, daß ich mei- nem eigenen betrüglichen Hertzen zu viel ge- trauet, ſchläfrig und nachläßig geworden in meinem Gebett, mehr mit Fleiſch und Blut als mit dir, meinem GOtt, zu Rath gangen, und deine Ehre und meines Näch- ſten Wohlfahrt nicht alſo zum Zweck ge- habt, wie ich hätte thun ſollen: Darum haſt du auf mich verhänget, einen Fehltritt zu begehen, daß ich gethan habe was nicht
recht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0458"n="436"/><fwplace="top"type="header">Gebett bey Ubereilung</fw><lb/>
wir haben ſollten: Des Menſchen Thun<lb/>ſtehet nicht in ſeiner Gewalt, und ſtehet<lb/>
in keines Menſchen Macht, wie er ſeinen<lb/>
Gang richte; offt klügelt das arme Hertz,<lb/>
und denckt, wie es ſeine Sache ſo weislich<lb/>
und wohl wolle hinaus führen: Aber dann<lb/>
zeigeſt du, o GOtt! daß deine Gedancken<lb/>
nicht ſeyn wie Menſchen - Gedancken, und<lb/>
deine Wege nicht wie Menſchen - Wege.<lb/>
Eben das, mein GOtt! erfahre ich auch,<lb/>
durch einen begangenen Fehler, den ich<lb/>
wünſche nicht begangen zu haben, und wor-<lb/>
über ich mir nun viel betrübte und traurige<lb/>
Gedancken und Vorſtellungen mache. Ich<lb/>
erkenne für dir, meinem GOtt, daß ich mei-<lb/>
nem eigenen betrüglichen Hertzen zu viel ge-<lb/>
trauet, ſchläfrig und nachläßig geworden<lb/>
in meinem Gebett, mehr mit Fleiſch und<lb/>
Blut als mit dir, meinem GOtt, zu Rath<lb/>
gangen, und deine Ehre und meines Näch-<lb/>ſten Wohlfahrt nicht alſo zum Zweck ge-<lb/>
habt, wie ich hätte thun ſollen: Darum<lb/>
haſt du auf mich verhänget, einen Fehltritt<lb/>
zu begehen, daß ich gethan habe was nicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">recht</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[436/0458]
Gebett bey Ubereilung
wir haben ſollten: Des Menſchen Thun
ſtehet nicht in ſeiner Gewalt, und ſtehet
in keines Menſchen Macht, wie er ſeinen
Gang richte; offt klügelt das arme Hertz,
und denckt, wie es ſeine Sache ſo weislich
und wohl wolle hinaus führen: Aber dann
zeigeſt du, o GOtt! daß deine Gedancken
nicht ſeyn wie Menſchen - Gedancken, und
deine Wege nicht wie Menſchen - Wege.
Eben das, mein GOtt! erfahre ich auch,
durch einen begangenen Fehler, den ich
wünſche nicht begangen zu haben, und wor-
über ich mir nun viel betrübte und traurige
Gedancken und Vorſtellungen mache. Ich
erkenne für dir, meinem GOtt, daß ich mei-
nem eigenen betrüglichen Hertzen zu viel ge-
trauet, ſchläfrig und nachläßig geworden
in meinem Gebett, mehr mit Fleiſch und
Blut als mit dir, meinem GOtt, zu Rath
gangen, und deine Ehre und meines Näch-
ſten Wohlfahrt nicht alſo zum Zweck ge-
habt, wie ich hätte thun ſollen: Darum
haſt du auf mich verhänget, einen Fehltritt
zu begehen, daß ich gethan habe was nicht
recht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/458>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.