daß hinter diesen trüben Wolcken dein vät- terliches Antlitz verborgen liegt: Ich weiß deine Weise, mein Vatter! daß deine Hülffe alsdann pflegt am nächsten zu seyn: Unsere Vätter hoffeten auf dich, und du halffest ihnen, du wirst mich dein Kind auch nicht frucht - und hilfflos lassen schreyen in der Tieffe meiner Noth, da ein Abgrund dem andern rufft, der Abgrund meiner Verlegenheit und Elends, dem Abgrund deiner unendlichen Barmhertzigkeit und Allmacht: Kan auch ein Weib ihres Kin- des vergessen? Solltest du meiner dann ver- gessen, Abba mein Vatter! Ach laß doch den Kelch dieses Creutzes bald vorüber ge- hen, hilff mir nach deiner Weisheit, dann deine Hand ist nie zu kurtz zu helffen: Hilff mir nach deiner Allmacht, dann du kanst ja überschwenglich thun, über alles was ich bitte und begehre: Hilff mir nach deiner Liebe, dann in deine Hand bin ich gezeich- net. HErr, ich lasse dich nicht, du hilffest mir dann: Laß mich wieder hören Freude und Wonne, daß die Gebeine frölich wer-
den,
Gebett wann man in Noth
daß hinter dieſen trüben Wolcken dein vät- terliches Antlitz verborgen liegt: Ich weiß deine Weiſe, mein Vatter! daß deine Hülffe alsdann pflegt am nächſten zu ſeyn: Unſere Vätter hoffeten auf dich, und du halffeſt ihnen, du wirſt mich dein Kind auch nicht frucht - und hilfflos laſſen ſchreyen in der Tieffe meiner Noth, da ein Abgrund dem andern rufft, der Abgrund meiner Verlegenheit und Elends, dem Abgrund deiner unendlichen Barmhertzigkeit und Allmacht: Kan auch ein Weib ihres Kin- des vergeſſen? Sollteſt du meiner dann ver- geſſen, Abba mein Vatter! Ach laß doch den Kelch dieſes Creutzes bald vorüber ge- hen, hilff mir nach deiner Weisheit, dann deine Hand iſt nie zu kurtz zu helffen: Hilff mir nach deiner Allmacht, dann du kanſt ja überſchwenglich thun, über alles was ich bitte und begehre: Hilff mir nach deiner Liebe, dann in deine Hand bin ich gezeich- net. HErr, ich laſſe dich nicht, du hilffeſt mir dann: Laß mich wieder hören Freude und Wonne, daß die Gebeine frölich wer-
den,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0452"n="430"/><fwplace="top"type="header">Gebett wann man in Noth</fw><lb/>
daß hinter dieſen trüben Wolcken dein vät-<lb/>
terliches Antlitz verborgen liegt: Ich weiß<lb/>
deine Weiſe, mein Vatter! daß deine<lb/>
Hülffe alsdann pflegt am nächſten zu ſeyn:<lb/>
Unſere Vätter hoffeten auf dich, und du<lb/>
halffeſt ihnen, du wirſt mich dein Kind auch<lb/>
nicht frucht - und hilfflos laſſen ſchreyen<lb/>
in der Tieffe meiner Noth, da ein Abgrund<lb/>
dem andern rufft, der Abgrund meiner<lb/>
Verlegenheit und Elends, dem Abgrund<lb/>
deiner unendlichen Barmhertzigkeit und<lb/>
Allmacht: Kan auch ein Weib ihres Kin-<lb/>
des vergeſſen? Sollteſt du meiner dann ver-<lb/>
geſſen, Abba mein Vatter! Ach laß doch<lb/>
den Kelch dieſes Creutzes bald vorüber ge-<lb/>
hen, hilff mir nach deiner Weisheit, dann<lb/>
deine Hand iſt nie zu kurtz zu helffen: Hilff<lb/>
mir nach deiner Allmacht, dann du kanſt<lb/>
ja überſchwenglich thun, über alles was ich<lb/>
bitte und begehre: Hilff mir nach deiner<lb/>
Liebe, dann in deine Hand bin ich gezeich-<lb/>
net. HErr, ich laſſe dich nicht, du hilffeſt<lb/>
mir dann: Laß mich wieder hören Freude<lb/>
und Wonne, daß die Gebeine frölich wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[430/0452]
Gebett wann man in Noth
daß hinter dieſen trüben Wolcken dein vät-
terliches Antlitz verborgen liegt: Ich weiß
deine Weiſe, mein Vatter! daß deine
Hülffe alsdann pflegt am nächſten zu ſeyn:
Unſere Vätter hoffeten auf dich, und du
halffeſt ihnen, du wirſt mich dein Kind auch
nicht frucht - und hilfflos laſſen ſchreyen
in der Tieffe meiner Noth, da ein Abgrund
dem andern rufft, der Abgrund meiner
Verlegenheit und Elends, dem Abgrund
deiner unendlichen Barmhertzigkeit und
Allmacht: Kan auch ein Weib ihres Kin-
des vergeſſen? Sollteſt du meiner dann ver-
geſſen, Abba mein Vatter! Ach laß doch
den Kelch dieſes Creutzes bald vorüber ge-
hen, hilff mir nach deiner Weisheit, dann
deine Hand iſt nie zu kurtz zu helffen: Hilff
mir nach deiner Allmacht, dann du kanſt
ja überſchwenglich thun, über alles was ich
bitte und begehre: Hilff mir nach deiner
Liebe, dann in deine Hand bin ich gezeich-
net. HErr, ich laſſe dich nicht, du hilffeſt
mir dann: Laß mich wieder hören Freude
und Wonne, daß die Gebeine frölich wer-
den,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/452>, abgerufen am 04.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.