bittere Thränen. Ich stehe mit dem armen Zöllner von ferne, unterwinde mich nicht meine Augen aufzuheben, sondern schlage an meine harte Brust, und spreche: GOtt sey mir armen Sünder gnädig. Und mit dem verlohrnen Sohn: Vatter, ich hab gesündiget im Himmel und vor dir, und bin nicht werth, daß ich dein Sohn heisse.
Ach gnädiger Vatter! nimm doch den Bürgen an, den du mir selbst gestellet; Er ist gütig genug, sich meiner anzunehmen; Er ist reich genug, vor mich zu bezahlen; Er ist dir auch lieb genug, daß du seine Bürgschafft nicht wirst verwerffen; Er hat ja meine Handschrifft ans Creutz geheff- tet, und du hast sie durchstrichen. Siehe an sein theures Blut, das er vor mich ver- gossen; siehe an sein Angst-Schweiß, den er vor mich armen und beängstigten Sün- der geschwitzet; siehe an seine ausgebreitete Hände, mit welchen er willig ist zu empfan- gen alle mühselige und beladene Sünder, die zu ihm in wahrem Glauben ihre Zuflucht nehmen. Er ist ja der wahre Altar, dar-
um
Gebett
bittere Thränen. Ich ſtehe mit dem armen Zöllner von ferne, unterwinde mich nicht meine Augen aufzuheben, ſondern ſchlage an meine harte Bruſt, und ſpreche: GOtt ſey mir armen Sünder gnädig. Und mit dem verlohrnen Sohn: Vatter, ich hab geſündiget im Himmel und vor dir, und bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiſſe.
Ach gnädiger Vatter! nimm doch den Bürgen an, den du mir ſelbſt geſtellet; Er iſt gütig genug, ſich meiner anzunehmen; Er iſt reich genug, vor mich zu bezahlen; Er iſt dir auch lieb genug, daß du ſeine Bürgſchafft nicht wirſt verwerffen; Er hat ja meine Handſchrifft ans Creutz geheff- tet, und du haſt ſie durchſtrichen. Siehe an ſein theures Blut, das er vor mich ver- goſſen; ſiehe an ſein Angſt-Schweiß, den er vor mich armen und beängſtigten Sün- der geſchwitzet; ſiehe an ſeine ausgebreitete Hände, mit welchen er willig iſt zu empfan- gen alle mühſelige und beladene Sünder, die zu ihm in wahrem Glauben ihre Zuflucht nehmen. Er iſt ja der wahre Altar, dar-
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Gebett
bittere Thränen. Ich ſtehe mit dem armen
Zöllner von ferne, unterwinde mich nicht
meine Augen aufzuheben, ſondern ſchlage
an meine harte Bruſt, und ſpreche: GOtt
ſey mir armen Sünder gnädig. Und mit
dem verlohrnen Sohn: Vatter, ich hab
geſündiget im Himmel und vor dir, und
bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiſſe.
Ach gnädiger Vatter! nimm doch den
Bürgen an, den du mir ſelbſt geſtellet; Er
iſt gütig genug, ſich meiner anzunehmen;
Er iſt reich genug, vor mich zu bezahlen;
Er iſt dir auch lieb genug, daß du ſeine
Bürgſchafft nicht wirſt verwerffen; Er
hat ja meine Handſchrifft ans Creutz geheff-
tet, und du haſt ſie durchſtrichen. Siehe
an ſein theures Blut, das er vor mich ver-
goſſen; ſiehe an ſein Angſt-Schweiß, den
er vor mich armen und beängſtigten Sün-
der geſchwitzet; ſiehe an ſeine ausgebreitete
Hände, mit welchen er willig iſt zu empfan-
gen alle mühſelige und beladene Sünder,
die zu ihm in wahrem Glauben ihre Zuflucht
nehmen. Er iſt ja der wahre Altar, dar-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/424>, abgerufen am 25.11.2024.
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