Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett
sus Christus gewürdiget, dich seinen Knecht
und Diener zu nennen? Ist er dein HErr,
wo bleibt die Ehre, die du ihm schuldig bist?
Ist er dein GOtt, ach warum fürchtest du
ihn nicht besser? Ach ich elender Mensch!
wer wird mich doch erlösen von dem Leibe
dieses Todes? Dessen Glieder ich gestellet
habe zu Waffen der Ungerechtigkeit.

O daß meine Augen Thränen-Quellen
wären, zu beweinen den Jammer meines
Volcks, ja mein eigen Elend zu beklagen.

O gerechter GOTT! wann du nach
Recht wolltest mit mir handeln, und auf
meine schwere Sünden schwere und wohl-
verdiente Straffen wolltest folgen lassen,
wie würde mirs doch gehen? Du hättest
Recht, mein GOtt? Das Talent, das du
mir gegeben hast, von mir zu nehmen, und
andern zu geben, die es besser als ich möch-
ten anwenden: Ja du hättest Recht, deine
Gnade in Ungnade, deine Liebe in Haß, und
deinen Segen in Fluch zu verändern, und
meine arme Seele und Leib in den ewigen
Schuld-Thurn zu werffen.

Aber

Gebett
ſus Chriſtus gewürdiget, dich ſeinen Knecht
und Diener zu nennen? Iſt er dein HErr,
wo bleibt die Ehre, die du ihm ſchuldig biſt?
Iſt er dein GOtt, ach warum fürchteſt du
ihn nicht beſſer? Ach ich elender Menſch!
wer wird mich doch erlöſen von dem Leibe
dieſes Todes? Deſſen Glieder ich geſtellet
habe zu Waffen der Ungerechtigkeit.

O daß meine Augen Thränen-Quellen
wären, zu beweinen den Jammer meines
Volcks, ja mein eigen Elend zu beklagen.

O gerechter GOTT! wann du nach
Recht wollteſt mit mir handeln, und auf
meine ſchwere Sünden ſchwere und wohl-
verdiente Straffen wollteſt folgen laſſen,
wie würde mirs doch gehen? Du hätteſt
Recht, mein GOtt? Das Talent, das du
mir gegeben haſt, von mir zu nehmen, und
andern zu geben, die es beſſer als ich möch-
ten anwenden: Ja du hätteſt Recht, deine
Gnade in Ungnade, deine Liebe in Haß, und
deinen Segen in Fluch zu verändern, und
meine arme Seele und Leib in den ewigen
Schuld-Thurn zu werffen.

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0422" n="400"/><fw place="top" type="header">Gebett</fw><lb/>
&#x017F;us Chri&#x017F;tus gewürdiget, dich &#x017F;einen Knecht<lb/>
und Diener zu nennen? I&#x017F;t er dein HErr,<lb/>
wo bleibt die Ehre, die du ihm &#x017F;chuldig bi&#x017F;t?<lb/>
I&#x017F;t er dein GOtt, ach warum fürchte&#x017F;t du<lb/>
ihn nicht be&#x017F;&#x017F;er? Ach ich elender Men&#x017F;ch!<lb/>
wer wird mich doch erlö&#x017F;en von dem Leibe<lb/>
die&#x017F;es Todes? De&#x017F;&#x017F;en Glieder ich ge&#x017F;tellet<lb/>
habe zu Waffen der Ungerechtigkeit.</p><lb/>
          <p>O daß meine Augen Thränen-Quellen<lb/>
wären, zu beweinen den Jammer meines<lb/>
Volcks, ja mein eigen Elend zu beklagen.</p><lb/>
          <p>O gerechter GOTT! wann du nach<lb/>
Recht wollte&#x017F;t mit mir handeln, und auf<lb/>
meine &#x017F;chwere Sünden &#x017F;chwere und wohl-<lb/>
verdiente Straffen wollte&#x017F;t folgen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wie würde mirs doch gehen? Du hätte&#x017F;t<lb/>
Recht, mein GOtt? Das Talent, das du<lb/>
mir gegeben ha&#x017F;t, von mir zu nehmen, und<lb/>
andern zu geben, die es be&#x017F;&#x017F;er als ich möch-<lb/>
ten anwenden: Ja du hätte&#x017F;t Recht, deine<lb/>
Gnade in Ungnade, deine Liebe in Haß, und<lb/>
deinen Segen in Fluch zu verändern, und<lb/>
meine arme Seele und Leib in den ewigen<lb/>
Schuld-Thurn zu werffen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0422] Gebett ſus Chriſtus gewürdiget, dich ſeinen Knecht und Diener zu nennen? Iſt er dein HErr, wo bleibt die Ehre, die du ihm ſchuldig biſt? Iſt er dein GOtt, ach warum fürchteſt du ihn nicht beſſer? Ach ich elender Menſch! wer wird mich doch erlöſen von dem Leibe dieſes Todes? Deſſen Glieder ich geſtellet habe zu Waffen der Ungerechtigkeit. O daß meine Augen Thränen-Quellen wären, zu beweinen den Jammer meines Volcks, ja mein eigen Elend zu beklagen. O gerechter GOTT! wann du nach Recht wollteſt mit mir handeln, und auf meine ſchwere Sünden ſchwere und wohl- verdiente Straffen wollteſt folgen laſſen, wie würde mirs doch gehen? Du hätteſt Recht, mein GOtt? Das Talent, das du mir gegeben haſt, von mir zu nehmen, und andern zu geben, die es beſſer als ich möch- ten anwenden: Ja du hätteſt Recht, deine Gnade in Ungnade, deine Liebe in Haß, und deinen Segen in Fluch zu verändern, und meine arme Seele und Leib in den ewigen Schuld-Thurn zu werffen. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/422
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/422>, abgerufen am 02.07.2024.