ne doch, und straffe mich nicht, wie ich wohl ver- dienet hätte: Denn auch die geringste Sünde ist der Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich gros- ser Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden, theurester JEsu! finde ich Trost für meine verwun- dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat und Fürsprecher nicht bist, so bin ich verlohren. Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä- ter batest. Wann ich von Hertzen spreche: Vat- ter! ich habe gesündiget im Himmel und vor dir, und bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet werden; So sprich du: Vatter! vergieb ihm. Wann ich sage: GOtt sey mir armen Sünder gnädig! So sprich du: Laß diese Seele nicht in die Grube fahren. Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab: Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis- her gewesen; zum wenigsten gieb mir einen aufrich- tigen Haß wider alles, was sündlich ist, und eine aufrichtige Liebe zu allem, was Christlich ist. End- lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel, Welt und Fleisch gekämpfet habe, so wird doch noch eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; sondern da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und dich nimmermehr beleydigen werde, Amen.
OHeiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich- keit! vor dessen Thron tausendmahl tausend stehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die Berge zittern, die Felsen springen, die Säulen des
Him-
Abtritt von dem Gnaden-Thron.
ne doch, und ſtraffe mich nicht, wie ich wohl ver- dienet hätte: Denn auch die geringſte Sünde iſt der Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich groſ- ſer Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden, theureſter JEſu! finde ich Troſt für meine verwun- dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat und Fürſprecher nicht biſt, ſo bin ich verlohren. Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä- ter bateſt. Wann ich von Hertzen ſpreche: Vat- ter! ich habe geſündiget im Himmel und vor dir, und bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet werden; So ſprich du: Vatter! vergieb ihm. Wann ich ſage: GOtt ſey mir armen Sünder gnädig! So ſprich du: Laß dieſe Seele nicht in die Grube fahren. Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab: Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis- her geweſen; zum wenigſten gieb mir einen aufrich- tigen Haß wider alles, was ſündlich iſt, und eine aufrichtige Liebe zu allem, was Chriſtlich iſt. End- lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel, Welt und Fleiſch gekämpfet habe, ſo wird doch noch eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; ſondern da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und dich nimmermehr beleydigen werde, Amen.
OHeiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich- keit! vor deſſen Thron tauſendmahl tauſend ſtehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die Berge zittern, die Felſen ſpringen, die Säulen des
Him-
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Abtritt von dem Gnaden-Thron.
ne doch, und ſtraffe mich nicht, wie ich wohl ver-
dienet hätte: Denn auch die geringſte Sünde iſt der
Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich groſ-
ſer Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden,
theureſter JEſu! finde ich Troſt für meine verwun-
dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat
und Fürſprecher nicht biſt, ſo bin ich verlohren.
Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä-
ter bateſt. Wann ich von Hertzen ſpreche: Vat-
ter! ich habe geſündiget im Himmel und vor dir, und
bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet
werden; So ſprich du: Vatter! vergieb ihm. Wann
ich ſage: GOtt ſey mir armen Sünder gnädig! So
ſprich du: Laß dieſe Seele nicht in die Grube fahren.
Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab:
Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis-
her geweſen; zum wenigſten gieb mir einen aufrich-
tigen Haß wider alles, was ſündlich iſt, und eine
aufrichtige Liebe zu allem, was Chriſtlich iſt. End-
lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel,
Welt und Fleiſch gekämpfet habe, ſo wird doch noch
eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich
jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; ſondern
da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und
dich nimmermehr beleydigen werde, Amen.
OHeiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich-
keit! vor deſſen Thron tauſendmahl tauſend
ſtehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die
Berge zittern, die Felſen ſpringen, die Säulen des
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/400>, abgerufen am 01.07.2024.
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