meinen Augen, aus meinen Händen; ja aus meinem gantzen Leben und Wandel. Pflantze eine rechte kindliche Furcht in mein Hertz, daß ich dir möge nach den Augen se- hen, wie ein Kind nach den Augen seines Vatters, und lieber alle Welt erzürnen, dann im geringsten wider deinen Willen thun. Du hast mich heute lassen an deiner Tafel speisen, Vatter über alles, was Kin- der heißt, beydes im Himmel und auf Er- den. Ich war nicht werth, die Brosamen unter deinem Tisch aufzulesen: Der ich als ein verlohrner Sohn mich des Kinder- Rechts verlustig gemacht hatte: Und du hast mich doch wieder angenommen, und mich so reichlich gespeiset mit den Gütern deines Hauses. Ach gieb, daß ich dich nicht wiederum von neuem mit Sündrn erzürne und beleydige. Du hast mich vor so viel Tausenden, die noch in ihrer Blindheit lie- gen, gewürdiget anzunehmen als ein Kind deines Hauses, und als einen Erben deines Reichs. Darum laß mich diese theure Gna- de hoch schätzen, daß ich gehöre zu deinem
könig-
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Vierte Stuffe.
meinen Augen, aus meinen Händen; ja aus meinem gantzen Leben und Wandel. Pflantze eine rechte kindliche Furcht in mein Hertz, daß ich dir möge nach den Augen ſe- hen, wie ein Kind nach den Augen ſeines Vatters, und lieber alle Welt erzürnen, dann im geringſten wider deinen Willen thun. Du haſt mich heute laſſen an deiner Tafel ſpeiſen, Vatter über alles, was Kin- der heißt, beydes im Himmel und auf Er- den. Ich war nicht werth, die Broſamen unter deinem Tiſch aufzuleſen: Der ich als ein verlohrner Sohn mich des Kinder- Rechts verluſtig gemacht hatte: Und du haſt mich doch wieder angenommen, und mich ſo reichlich geſpeiſet mit den Gütern deines Hauſes. Ach gieb, daß ich dich nicht wiederum von neuem mit Sündrn erzürne und beleydige. Du haſt mich vor ſo viel Tauſenden, die noch in ihrer Blindheit lie- gen, gewürdiget anzunehmen als ein Kind deines Hauſes, und als einen Erben deines Reichs. Darum laß mich dieſe theure Gna- de hoch ſchätzen, daß ich gehöre zu deinem
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Vierte Stuffe.
meinen Augen, aus meinen Händen; ja
aus meinem gantzen Leben und Wandel.
Pflantze eine rechte kindliche Furcht in mein
Hertz, daß ich dir möge nach den Augen ſe-
hen, wie ein Kind nach den Augen ſeines
Vatters, und lieber alle Welt erzürnen,
dann im geringſten wider deinen Willen
thun. Du haſt mich heute laſſen an deiner
Tafel ſpeiſen, Vatter über alles, was Kin-
der heißt, beydes im Himmel und auf Er-
den. Ich war nicht werth, die Broſamen
unter deinem Tiſch aufzuleſen: Der ich als
ein verlohrner Sohn mich des Kinder-
Rechts verluſtig gemacht hatte: Und du
haſt mich doch wieder angenommen, und
mich ſo reichlich geſpeiſet mit den Gütern
deines Hauſes. Ach gieb, daß ich dich nicht
wiederum von neuem mit Sündrn erzürne
und beleydige. Du haſt mich vor ſo viel
Tauſenden, die noch in ihrer Blindheit lie-
gen, gewürdiget anzunehmen als ein Kind
deines Hauſes, und als einen Erben deines
Reichs. Darum laß mich dieſe theure Gna-
de hoch ſchätzen, daß ich gehöre zu deinem
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/393>, abgerufen am 27.11.2024.
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