Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.den Sonntag andächtig hin. doppelt Sünde. 3) Soll er sich hüten, daß er nicht den Sonn-tag mit Arbeit entheilige, mit irdischen Geschäfften, als Spa- tzierenfahren, Schulden eintreiben, Rechnungen durchge- hen, Arbeits-Leute bestellen; denn alle dergleichen Bemü- hungen verstreuen das Gemüth. Hiezu ist zu rechnen, wenn man des Sonntags gerne Gastereyen anstellet, zu Gaste gehet, oder spielet, tantzet, lustige Gesellschafft suchet; dieses alles verhindert die Seele an ihrer Erbauung, an der Ruhe in GOtt, in dem Wachsthum im Christenthum, und ist gantz wider den Endzweck des Sabbats, und die solches thun, sind noch keine rechte Kinder GOttes, sondern Maul-Christen, welchen, wie sie sagen, kein Tag so lang wird, als der Sonn- tag. Ein wahrer Christ weiß den Tag besser anzuwenden zur Ehre GOttes und seiner Seelen Besten. 1) Zur Ehre GOt- tes, mit Beten, Loben, Singen, Betrachtung der Güte und Wohlthaten GOttes, die er die Woche und Zeit seines Lebens empfangen. 2) Zu seiner Seelen Besten, daß er den Tag wiedme zum Gehör göttlichen Worts, damit er in der Erkänntniß GOttes und seinem Christenthum zunehmen möge. 3) Dieses alles aber soll er thun, nicht etwa eine oder halbe Stunde, sondern den gantzen Tag; denn das dritte Ge- bott redet von dem gantzen, und nicht von dem halben Tag. Ach gewiß, an der andächtigen Feyrung des Sonntags liegt viel, daran hängt ein grosser Segen: Wer weiß, warum viele Menschen der Fluch und Unsegen drücket? Die Alten haben gesagt: Wie man höret GOttes Wort, so gehet auch die Nah- rung fort. 4) Hat man GOttes Wort gehöret, so behalte man es in einem feinen guten Hertzen, man lebe darnach, und bringe die Lebens-Regeln so bald in die Ubung, und sammle sich dabey einen Vorrath an Trost-Lehren und Macht- Sprüchen, deren man sich in Noth und Tod bedienen könne. Gebett. DIß ist der Tag, den der HErr gemacht hat, las- res B
den Sonntag andächtig hin. doppelt Sünde. 3) Soll er ſich hüten, daß er nicht den Sonn-tag mit Arbeit entheilige, mit irdiſchen Geſchäfften, als Spa- tzierenfahren, Schulden eintreiben, Rechnungen durchge- hen, Arbeits-Leute beſtellen; denn alle dergleichen Bemü- hungen verſtreuen das Gemüth. Hiezu iſt zu rechnen, wenn man des Sonntags gerne Gaſtereyen anſtellet, zu Gaſte gehet, oder ſpielet, tantzet, luſtige Geſellſchafft ſuchet; dieſes alles verhindert die Seele an ihrer Erbauung, an der Ruhe in GOtt, in dem Wachsthum im Chriſtenthum, und iſt gantz wider den Endzweck des Sabbats, und die ſolches thun, ſind noch keine rechte Kinder GOttes, ſondern Maul-Chriſten, welchen, wie ſie ſagen, kein Tag ſo lang wird, als der Sonn- tag. Ein wahrer Chriſt weiß den Tag beſſer anzuwenden zur Ehre GOttes und ſeiner Seelen Beſten. 1) Zur Ehre GOt- tes, mit Beten, Loben, Singen, Betrachtung der Güte und Wohlthaten GOttes, die er die Woche und Zeit ſeines Lebens empfangen. 2) Zu ſeiner Seelen Beſten, daß er den Tag wiedme zum Gehör göttlichen Worts, damit er in der Erkänntniß GOttes und ſeinem Chriſtenthum zunehmen möge. 3) Dieſes alles aber ſoll er thun, nicht etwa eine oder halbe Stunde, ſondern den gantzen Tag; denn das dritte Ge- bott redet von dem gantzen, und nicht von dem halben Tag. Ach gewiß, an der andächtigen Feyrung des Sonntags liegt viel, daran hängt ein groſſer Segen: Wer weiß, warum viele Menſchen der Fluch und Unſegen drücket? Die Alten haben geſagt: Wie man höret GOttes Wort, ſo gehet auch die Nah- rung fort. 4) Hat man GOttes Wort gehöret, ſo behalte man es in einem feinen guten Hertzen, man lebe darnach, und bringe die Lebens-Regeln ſo bald in die Ubung, und ſammle ſich dabey einen Vorrath an Troſt-Lehren und Macht- Sprüchen, deren man ſich in Noth und Tod bedienen könne. Gebett. DIß iſt der Tag, den der HErr gemacht hat, laſ- res B
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den Sonntag andächtig hin.
doppelt Sünde. 3) Soll er ſich hüten, daß er nicht den Sonn-
tag mit Arbeit entheilige, mit irdiſchen Geſchäfften, als Spa-
tzierenfahren, Schulden eintreiben, Rechnungen durchge-
hen, Arbeits-Leute beſtellen; denn alle dergleichen Bemü-
hungen verſtreuen das Gemüth. Hiezu iſt zu rechnen, wenn
man des Sonntags gerne Gaſtereyen anſtellet, zu Gaſte gehet,
oder ſpielet, tantzet, luſtige Geſellſchafft ſuchet; dieſes alles
verhindert die Seele an ihrer Erbauung, an der Ruhe in
GOtt, in dem Wachsthum im Chriſtenthum, und iſt gantz
wider den Endzweck des Sabbats, und die ſolches thun, ſind
noch keine rechte Kinder GOttes, ſondern Maul-Chriſten,
welchen, wie ſie ſagen, kein Tag ſo lang wird, als der Sonn-
tag. Ein wahrer Chriſt weiß den Tag beſſer anzuwenden zur
Ehre GOttes und ſeiner Seelen Beſten. 1) Zur Ehre GOt-
tes, mit Beten, Loben, Singen, Betrachtung der Güte
und Wohlthaten GOttes, die er die Woche und Zeit ſeines
Lebens empfangen. 2) Zu ſeiner Seelen Beſten, daß er den
Tag wiedme zum Gehör göttlichen Worts, damit er in der
Erkänntniß GOttes und ſeinem Chriſtenthum zunehmen
möge. 3) Dieſes alles aber ſoll er thun, nicht etwa eine oder
halbe Stunde, ſondern den gantzen Tag; denn das dritte Ge-
bott redet von dem gantzen, und nicht von dem halben Tag. Ach
gewiß, an der andächtigen Feyrung des Sonntags liegt viel,
daran hängt ein groſſer Segen: Wer weiß, warum viele
Menſchen der Fluch und Unſegen drücket? Die Alten haben
geſagt: Wie man höret GOttes Wort, ſo gehet auch die Nah-
rung fort. 4) Hat man GOttes Wort gehöret, ſo behalte
man es in einem feinen guten Hertzen, man lebe darnach,
und bringe die Lebens-Regeln ſo bald in die Ubung, und
ſammle ſich dabey einen Vorrath an Troſt-Lehren und Macht-
Sprüchen, deren man ſich in Noth und Tod bedienen könne.
Gebett.
DIß iſt der Tag, den der HErr gemacht hat, laſ-
ſet uns freuen und frölich darinnen ſeyn. Heut
iſt des HErrn Tag, und der mir von GOTT ge-
ſchenckte Ruhe-Tag, derohalben will ich ihn zu GOt-
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