Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Fünffte Andacht. Auserwählten Gottes beschuldigen? DannGOTT ist hie, der gerecht macht; ja der mich ewig verherrlichen will in dem Him- mel. Du hast mich nicht allein geliebet, ehe der Welt Grund gelegt war, sondern mich auch beruffen zur Gemeinschafft deiner Kir- chen. Ach wie viel tausend Seelen liegen noch mitten in ihrer Blindheit, welche die Gnade nicht haben, die ich habe! wie viel tausend Seelen gehen im Elend! wie viel tausend liegen schon in der Höllen und Ver- dammniß, die die heiligen Gnaden-Mit- tel hie auf Erden verschertzt haben. Mir aber thust du die Gnade und ruffest mich zu dir. Du breitest deine Hände aus ge- gen mir, und willt mich umarmen. Du bereitest vor mir einen Tisch, und willt mich laben mit den reichen Gütern deines Hau- ses. O theurer Immanuel! werthester Freund meiner Seelen! was ist doch an mir, das dir gefallen möchte? Und was hat dich bewogen, mich deinen Freund und Gelieb- ten zu nennen? Lag ich nicht in meinem Blut, und hatte vom Haupt bis zum Fuß nichts Y 5
Fünffte Andacht. Auserwählten Gottes beſchuldigen? DannGOTT iſt hie, der gerecht macht; ja der mich ewig verherrlichen will in dem Him- mel. Du haſt mich nicht allein geliebet, ehe der Welt Grund gelegt war, ſondern mich auch beruffen zur Gemeinſchafft deiner Kir- chen. Ach wie viel tauſend Seelen liegen noch mitten in ihrer Blindheit, welche die Gnade nicht haben, die ich habe! wie viel tauſend Seelen gehen im Elend! wie viel tauſend liegen ſchon in der Höllen und Ver- dammniß, die die heiligen Gnaden-Mit- tel hie auf Erden verſchertzt haben. Mir aber thuſt du die Gnade und ruffeſt mich zu dir. Du breiteſt deine Hände aus ge- gen mir, und willt mich umarmen. Du bereiteſt vor mir einen Tiſch, und willt mich laben mit den reichen Gütern deines Hau- ſes. O theurer Immanuel! wertheſter Freund meiner Seelen! was iſt doch an mir, das dir gefallen möchte? Und was hat dich bewogen, mich deinen Freund und Gelieb- ten zu nennen? Lag ich nicht in meinem Blut, und hatte vom Haupt bis zum Fuß nichts Y 5
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Fünffte Andacht.
Auserwählten Gottes beſchuldigen? Dann
GOTT iſt hie, der gerecht macht; ja der
mich ewig verherrlichen will in dem Him-
mel. Du haſt mich nicht allein geliebet, ehe
der Welt Grund gelegt war, ſondern mich
auch beruffen zur Gemeinſchafft deiner Kir-
chen. Ach wie viel tauſend Seelen liegen
noch mitten in ihrer Blindheit, welche die
Gnade nicht haben, die ich habe! wie viel
tauſend Seelen gehen im Elend! wie viel
tauſend liegen ſchon in der Höllen und Ver-
dammniß, die die heiligen Gnaden-Mit-
tel hie auf Erden verſchertzt haben. Mir
aber thuſt du die Gnade und ruffeſt mich
zu dir. Du breiteſt deine Hände aus ge-
gen mir, und willt mich umarmen. Du
bereiteſt vor mir einen Tiſch, und willt mich
laben mit den reichen Gütern deines Hau-
ſes. O theurer Immanuel! wertheſter
Freund meiner Seelen! was iſt doch an mir,
das dir gefallen möchte? Und was hat dich
bewogen, mich deinen Freund und Gelieb-
ten zu nennen? Lag ich nicht in meinem
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