du doch an mir schnöden Sünder, da ich in meinem Blut lage, und weder Gestalt noch Schöne hatte, die dir hätte gefallen mögen. Waren nicht die Cherubim viel heiliger als ich bin? Waren nicht die Seraphim eiferi- ger und liebenswürdiger, als ich armes Menschen-Kind? Und doch hast du nicht der Engel Saamen, sondern den Saamen Abrahams angenommen. Ich war blöd- sichtiger als Lea: Schwärtzer in Sünden, als Zipora: Untreuer als Delila: Blin- der als Bartimäus: Unreiner als Mir- jam, und hinckender als Mephiboset; und doch hat es dir gefallen, mich zu beruffen und einzuladen zu der Hochzeit des Lamms. Doch die Gesunden bedürffen des Artztes nicht, sondern die Krancken: Darum hast du an den Allerelendesten deine Gnade, an den Allerärmsten deinen Reichthum, und an den Allerunwürdigsten deine Liebe be- weisen wollen, daß du möchtest in mir alles in allem seyn. Nimm hin mein Hertz, das unreine, das Sünden-volle Hertz, und gieb es mir rein und heilig wieder; setze mich
wie
Zutritt zum Gnaden-Thron.
du doch an mir ſchnöden Sünder, da ich in meinem Blut lage, und weder Geſtalt noch Schöne hatte, die dir hätte gefallen mögen. Waren nicht die Cherubim viel heiliger als ich bin? Waren nicht die Seraphim eiferi- ger und liebenswürdiger, als ich armes Menſchen-Kind? Und doch haſt du nicht der Engel Saamen, ſondern den Saamen Abrahams angenommen. Ich war blöd- ſichtiger als Lea: Schwärtzer in Sünden, als Zipora: Untreuer als Delila: Blin- der als Bartimäus: Unreiner als Mir- jam, und hinckender als Mephiboſet; und doch hat es dir gefallen, mich zu beruffen und einzuladen zu der Hochzeit des Lamms. Doch die Geſunden bedürffen des Artztes nicht, ſondern die Krancken: Darum haſt du an den Allerelendeſten deine Gnade, an den Allerärmſten deinen Reichthum, und an den Allerunwürdigſten deine Liebe be- weiſen wollen, daß du möchteſt in mir alles in allem ſeyn. Nimm hin mein Hertz, das unreine, das Sünden-volle Hertz, und gieb es mir rein und heilig wieder; ſetze mich
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Zutritt zum Gnaden-Thron.
du doch an mir ſchnöden Sünder, da ich in
meinem Blut lage, und weder Geſtalt noch
Schöne hatte, die dir hätte gefallen mögen.
Waren nicht die Cherubim viel heiliger als
ich bin? Waren nicht die Seraphim eiferi-
ger und liebenswürdiger, als ich armes
Menſchen-Kind? Und doch haſt du nicht
der Engel Saamen, ſondern den Saamen
Abrahams angenommen. Ich war blöd-
ſichtiger als Lea: Schwärtzer in Sünden,
als Zipora: Untreuer als Delila: Blin-
der als Bartimäus: Unreiner als Mir-
jam, und hinckender als Mephiboſet; und
doch hat es dir gefallen, mich zu beruffen
und einzuladen zu der Hochzeit des Lamms.
Doch die Geſunden bedürffen des Artztes
nicht, ſondern die Krancken: Darum haſt
du an den Allerelendeſten deine Gnade, an
den Allerärmſten deinen Reichthum, und
an den Allerunwürdigſten deine Liebe be-
weiſen wollen, daß du möchteſt in mir alles
in allem ſeyn. Nimm hin mein Hertz, das
unreine, das Sünden-volle Hertz, und
gieb es mir rein und heilig wieder; ſetze mich
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/362>, abgerufen am 26.11.2024.
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