so lange anklopffen vor deiner Gnaden- Thür, bis du mir zuruffest: Sey getrost, mein Sohn, (meine Tochter,) dir sind deine Sünden vergeben. Ich halte mich zu dir, der du das zerstossene Rohr nicht willt zerbrechen, und das glimmende Docht nicht auslöschen, und bitte dich, zerbrich mich nicht, sondern unterstütze mich. Lö- sche die schwache Funcken in meinem Her- tzen nicht aus, sondern entzünde sie je län- ger je mehr durch deinen Heil. Geist, geuß hinzu dein Oel, barmhertziger Samariter! und breite dein Panier über mich aus, daß kein Sturmwind meine Flamme lösche. Du kanst es thun, du willt es thun, denn dein Wort ist wahr, und deine Verheis- sungen sind wahrhafftig; darum halte ich dir vor dein Wort. Und wann endlich das Lichtlein meines Lebens anfängt sachter und sachter zu brennen, und wegen Kranckheiten oder Alter wird wollen ver- löschen, ach so laß doch das innwendige Licht deines Trostes in meiner Seelen immer mehr und heller brennen. Ich
sollte
Die wahre Selbſtverläugnung.
ſo lange anklopffen vor deiner Gnaden- Thür, bis du mir zuruffeſt: Sey getroſt, mein Sohn, (meine Tochter,) dir ſind deine Sünden vergeben. Ich halte mich zu dir, der du das zerſtoſſene Rohr nicht willt zerbrechen, und das glimmende Docht nicht auslöſchen, und bitte dich, zerbrich mich nicht, ſondern unterſtütze mich. Lö- ſche die ſchwache Funcken in meinem Her- tzen nicht aus, ſondern entzünde ſie je län- ger je mehr durch deinen Heil. Geiſt, geuß hinzu dein Oel, barmhertziger Samariter! und breite dein Panier über mich aus, daß kein Sturmwind meine Flamme löſche. Du kanſt es thun, du willt es thun, denn dein Wort iſt wahr, und deine Verheiſ- ſungen ſind wahrhafftig; darum halte ich dir vor dein Wort. Und wann endlich das Lichtlein meines Lebens anfängt ſachter und ſachter zu brennen, und wegen Kranckheiten oder Alter wird wollen ver- löſchen, ach ſo laß doch das innwendige Licht deines Troſtes in meiner Seelen immer mehr und heller brennen. Ich
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Die wahre Selbſtverläugnung.
ſo lange anklopffen vor deiner Gnaden-
Thür, bis du mir zuruffeſt: Sey getroſt,
mein Sohn, (meine Tochter,) dir ſind
deine Sünden vergeben. Ich halte mich
zu dir, der du das zerſtoſſene Rohr nicht
willt zerbrechen, und das glimmende Docht
nicht auslöſchen, und bitte dich, zerbrich
mich nicht, ſondern unterſtütze mich. Lö-
ſche die ſchwache Funcken in meinem Her-
tzen nicht aus, ſondern entzünde ſie je län-
ger je mehr durch deinen Heil. Geiſt, geuß
hinzu dein Oel, barmhertziger Samariter!
und breite dein Panier über mich aus, daß
kein Sturmwind meine Flamme löſche.
Du kanſt es thun, du willt es thun, denn
dein Wort iſt wahr, und deine Verheiſ-
ſungen ſind wahrhafftig; darum halte ich
dir vor dein Wort. Und wann endlich
das Lichtlein meines Lebens anfängt ſachter
und ſachter zu brennen, und wegen
Kranckheiten oder Alter wird wollen ver-
löſchen, ach ſo laß doch das innwendige
Licht deines Troſtes in meiner Seelen
immer mehr und heller brennen. Ich
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/328>, abgerufen am 27.11.2024.
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