leydiget? Wärest du nicht werth, daß dir GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn, als mit Gnade und Barmhertzigkeit be- gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei- lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie sich ein Kind fürchtet vor seinem zornigen Vatter; sind vor dir die Himmel selbst nicht rein: Müssen vor dir die allerheilig- sten Seraphim ihre Angesichter bedecken: Mußte jener grosse Apostel sich den grösten Sünder nennen: Ach wie sollte ich dann für dir bestehen, wenn du mit mir armen Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich noch lang kein Paulus bin, auch deinen Willen so vollkommen nicht thun kan, wie die Engel im Himmel. Ach meine Sün- den zeugen wider mich, und meine Misse- thaten reichen hinan bis an den Himmel. Willt du, o GOtt! mit mir rechten, so bin ich verlohren; ja werth, daß mir die Donner-Stimme deines Gesetzes zuer- kennete, Tod, Hölle und Verdammniß. Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin, mit blutenden Hertzens-Wunden, vor den
Thron
Gebett um Prüffung der Buſſe.
leydiget? Wäreſt du nicht werth, daß dir GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn, als mit Gnade und Barmhertzigkeit be- gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei- lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie ſich ein Kind fürchtet vor ſeinem zornigen Vatter; ſind vor dir die Himmel ſelbſt nicht rein: Müſſen vor dir die allerheilig- ſten Seraphim ihre Angeſichter bedecken: Mußte jener groſſe Apoſtel ſich den gröſten Sünder nennen: Ach wie ſollte ich dann für dir beſtehen, wenn du mit mir armen Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich noch lang kein Paulus bin, auch deinen Willen ſo vollkommen nicht thun kan, wie die Engel im Himmel. Ach meine Sün- den zeugen wider mich, und meine Miſſe- thaten reichen hinan bis an den Himmel. Willt du, o GOtt! mit mir rechten, ſo bin ich verlohren; ja werth, daß mir die Donner-Stimme deines Geſetzes zuer- kennete, Tod, Hölle und Verdammniß. Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin, mit blutenden Hertzens-Wunden, vor den
Thron
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Gebett um Prüffung der Buſſe.
leydiget? Wäreſt du nicht werth, daß dir
GOtt viel eher mit Ungnade und Zorn,
als mit Gnade und Barmhertzigkeit be-
gegnete? Darum fürchte ich mich, o hei-
lig, heilig, heiliger GOtt! für dir, wie
ſich ein Kind fürchtet vor ſeinem zornigen
Vatter; ſind vor dir die Himmel ſelbſt
nicht rein: Müſſen vor dir die allerheilig-
ſten Seraphim ihre Angeſichter bedecken:
Mußte jener groſſe Apoſtel ſich den gröſten
Sünder nennen: Ach wie ſollte ich dann
für dir beſtehen, wenn du mit mir armen
Sünder willt ins Gericht gehen: Der ich
noch lang kein Paulus bin, auch deinen
Willen ſo vollkommen nicht thun kan, wie
die Engel im Himmel. Ach meine Sün-
den zeugen wider mich, und meine Miſſe-
thaten reichen hinan bis an den Himmel.
Willt du, o GOtt! mit mir rechten, ſo
bin ich verlohren; ja werth, daß mir die
Donner-Stimme deines Geſetzes zuer-
kennete, Tod, Hölle und Verdammniß.
Aber ach GOtt! hier werff ich mich hin,
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/320>, abgerufen am 26.11.2024.
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