HERR, HERR GOTT! barmhertzig, gnädig und gedultig, von grosser Güte und Treue! dessen Gna- de reicht so weit der Himmel ist, und des- sen Wahrheit, so weit die Wolcken gehen. Darff ich schnöder und grosser Sünder mich unterwinden, vor deinen Gnaden- Thron zu kommen, der ich mit meinen schweren und grossen Sünden deinen Zorn und Ungnade verdienet habe. Ach wie offt hab ich deine ruffende Gnaden-Stimme verachtet, und dir nicht gefolget, da du doch deine Hände gegen mich ausgestrecket hast den gantzen Tag. Wie offt hab ich den Reichthum deiner Langmuth miß- braucht, und Sünden mit Sünden gehäufft: Ja wie offt habe ich dir vor deinem Gna- den-Tisch Besserung meines Lebens ange- lobet, und dennoch das Gelübde des Bun- des so schlecht gehalten. O verkehrtes, schnödes und unartiges Hertz! wie uner- känntlich hast du dich bisher gegen deinem GOTT betragen, und die allerhöchste Majestät mit so viel tausend Sünden be-
leydi-
T 5
Gebett um Prüffung der Buſſe.
HERR, HERR GOTT! barmhertzig, gnädig und gedultig, von groſſer Güte und Treue! deſſen Gna- de reicht ſo weit der Himmel iſt, und deſ- ſen Wahrheit, ſo weit die Wolcken gehen. Darff ich ſchnöder und groſſer Sünder mich unterwinden, vor deinen Gnaden- Thron zu kommen, der ich mit meinen ſchweren und groſſen Sünden deinen Zorn und Ungnade verdienet habe. Ach wie offt hab ich deine ruffende Gnaden-Stimme verachtet, und dir nicht gefolget, da du doch deine Hände gegen mich ausgeſtrecket haſt den gantzen Tag. Wie offt hab ich den Reichthum deiner Langmuth miß- braucht, und Sünden mit Sünden gehäufft: Ja wie offt habe ich dir vor deinem Gna- den-Tiſch Beſſerung meines Lebens ange- lobet, und dennoch das Gelübde des Bun- des ſo ſchlecht gehalten. O verkehrtes, ſchnödes und unartiges Hertz! wie uner- känntlich haſt du dich bisher gegen deinem GOTT betragen, und die allerhöchſte Majeſtät mit ſo viel tauſend Sünden be-
leydi-
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Gebett um Prüffung der Buſſe.
HERR, HERR GOTT!
barmhertzig, gnädig und gedultig,
von groſſer Güte und Treue! deſſen Gna-
de reicht ſo weit der Himmel iſt, und deſ-
ſen Wahrheit, ſo weit die Wolcken gehen.
Darff ich ſchnöder und groſſer Sünder
mich unterwinden, vor deinen Gnaden-
Thron zu kommen, der ich mit meinen
ſchweren und groſſen Sünden deinen Zorn
und Ungnade verdienet habe. Ach wie offt
hab ich deine ruffende Gnaden-Stimme
verachtet, und dir nicht gefolget, da du
doch deine Hände gegen mich ausgeſtrecket
haſt den gantzen Tag. Wie offt hab ich
den Reichthum deiner Langmuth miß-
braucht, und Sünden mit Sünden gehäufft:
Ja wie offt habe ich dir vor deinem Gna-
den-Tiſch Beſſerung meines Lebens ange-
lobet, und dennoch das Gelübde des Bun-
des ſo ſchlecht gehalten. O verkehrtes,
ſchnödes und unartiges Hertz! wie uner-
känntlich haſt du dich bisher gegen deinem
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/319>, abgerufen am 26.11.2024.
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