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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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JEsu Christi im Anfang der H. Fasten-Zeit.
kommt und schaut die Marter an, ob sie euch bewegen kan, ob viel-
leicht euch dieser Schmertze rühren mög das harte Hertze.

2. Schauet, wie er wird geschlagen, wie die Geisseln blutig seyn;
schauet, wie er Spott muß tragen, ja, die allergröste Pein;
schauet doch der Feinde Wuth; schauet das vergoßne Blut, obs
euch könnt zurücke ziehen, daß ihr möcht die Sünde fliehen.

3. Schauet, wie er endlich stirbet an dem hohen Creutzes-Stamm,
und die Seligkeit erwirbet; schauet an das GOttes-Lamm, wie
sein heisses Blut noch fließt, und wie es die Augen schließt, obs
vielleicht die Sünder schrecken, und zur Busse möcht erwecken.

4. JEsu! liebster JEsu! schreibe dieses alles in mein Hertz, daß
ich eingedenck verbleibe, wie dein Leiden, wie dein Schmertz, wie
dein Sterben, wie dein Blut komm mir Armen auch zu gut, daß
ich möge daraus sehen, was auf Sünd vor Straf ergehen.

5. Hilff, daß dieses Blut mich lehre, wo ich gehe, wo ich steh,
daß ich, wo ich mich hinkehre, blutig dich vor Augen seh, blutig auf
der Lager-Stätt, blutig auf dem Sterbe-Beth, blutig, wenn ich
Schmertzen leide, blutig, wenn ich nun verscheide.

6. JEsu! stell dein Blut und Wunden immer vor mein Ange-
sicht, in den Wunden hab ich funden Gnade, Leben, Trost und Licht,
deine Marter, Tod und Pein, soll im Tod mein Labsal seyn, und so
lang ich werde leben, soll es mir vor Augen schweben.

Der andächtige Christ erwäget den Todes-Tag JEsu,
oder den Char-Freytag.
Aufmunterung.
Esaj. 57, 1. Der Gerechte kommt um, und niemand ist, der es zu Hertzen nehme,
und heilige Leute werden aufgerafft, und niemand achtet darauf.

OBgleich der Char- oder stille Freytag, welcher der Lei-
dens- und der Todes-Tag unsers hochgelobten JEsu ist,
auch von den Welt-Kindern aus äusserlicher Scham und
Furcht vor Menschen stille hingebracht wird; so haben hin-
gegen wahre Kinder GOttes sich diesen Tag zu ihrer son-
derbaren Andacht erwählet. Sie erwägen an demselben
das Leiden JEsu, 1) als ein aus Liebe über sich genom-
menes Leiden. O grosse Lieb! o Lieb! ohn alle Massen, die
dich gebracht auf diese Marter-Strassen. Liebe drang ihn,
daß er Mensch wurde; Liebe bewegte ihn, daß er sich für
uns dahin gab, und am Creutze starb. 2) Als ein un-
schuldiges Leiden. Man soll nicht meynen, als ob der
Heyland im geringsten etwas gethan, das der Straffe

werth
P 5

JEſu Chriſti im Anfang der H. Faſten-Zeit.
kommt und ſchaut die Marter an, ob ſie euch bewegen kan, ob viel-
leicht euch dieſer Schmertze rühren mög das harte Hertze.

2. Schauet, wie er wird geſchlagen, wie die Geiſſeln blutig ſeyn;
ſchauet, wie er Spott muß tragen, ja, die allergröſte Pein;
ſchauet doch der Feinde Wuth; ſchauet das vergoßne Blut, obs
euch könnt zurücke ziehen, daß ihr möcht die Sünde fliehen.

3. Schauet, wie er endlich ſtirbet an dem hohen Creutzes-Stamm,
und die Seligkeit erwirbet; ſchauet an das GOttes-Lamm, wie
ſein heiſſes Blut noch fließt, und wie es die Augen ſchließt, obs
vielleicht die Sünder ſchrecken, und zur Buſſe möcht erwecken.

4. JEſu! liebſter JEſu! ſchreibe dieſes alles in mein Hertz, daß
ich eingedenck verbleibe, wie dein Leiden, wie dein Schmertz, wie
dein Sterben, wie dein Blut komm mir Armen auch zu gut, daß
ich möge daraus ſehen, was auf Sünd vor Straf ergehen.

5. Hilff, daß dieſes Blut mich lehre, wo ich gehe, wo ich ſteh,
daß ich, wo ich mich hinkehre, blutig dich vor Augen ſeh, blutig auf
der Lager-Stätt, blutig auf dem Sterbe-Beth, blutig, wenn ich
Schmertzen leide, blutig, wenn ich nun verſcheide.

6. JEſu! ſtell dein Blut und Wunden immer vor mein Ange-
ſicht, in den Wunden hab ich funden Gnade, Leben, Troſt und Licht,
deine Marter, Tod und Pein, ſoll im Tod mein Labſal ſeyn, und ſo
lang ich werde leben, ſoll es mir vor Augen ſchweben.

Der andächtige Chriſt erwäget den Todes-Tag JEſu,
oder den Char-Freytag.
Aufmunterung.
Eſaj. 57, 1. Der Gerechte kommt um, und niemand iſt, der es zu Hertzen nehme,
und heilige Leute werden aufgerafft, und niemand achtet darauf.

OBgleich der Char- oder ſtille Freytag, welcher der Lei-
dens- und der Todes-Tag unſers hochgelobten JEſu iſt,
auch von den Welt-Kindern aus äuſſerlicher Scham und
Furcht vor Menſchen ſtille hingebracht wird; ſo haben hin-
gegen wahre Kinder GOttes ſich dieſen Tag zu ihrer ſon-
derbaren Andacht erwählet. Sie erwägen an demſelben
das Leiden JEſu, 1) als ein aus Liebe über ſich genom-
menes Leiden. O groſſe Lieb! o Lieb! ohn alle Maſſen, die
dich gebracht auf dieſe Marter-Straſſen. Liebe drang ihn,
daß er Menſch wurde; Liebe bewegte ihn, daß er ſich für
uns dahin gab, und am Creutze ſtarb. 2) Als ein un-
ſchuldiges Leiden. Man ſoll nicht meynen, als ob der
Heyland im geringſten etwas gethan, das der Straffe

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P 5
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[233/0255] JEſu Chriſti im Anfang der H. Faſten-Zeit. kommt und ſchaut die Marter an, ob ſie euch bewegen kan, ob viel- leicht euch dieſer Schmertze rühren mög das harte Hertze. 2. Schauet, wie er wird geſchlagen, wie die Geiſſeln blutig ſeyn; ſchauet, wie er Spott muß tragen, ja, die allergröſte Pein; ſchauet doch der Feinde Wuth; ſchauet das vergoßne Blut, obs euch könnt zurücke ziehen, daß ihr möcht die Sünde fliehen. 3. Schauet, wie er endlich ſtirbet an dem hohen Creutzes-Stamm, und die Seligkeit erwirbet; ſchauet an das GOttes-Lamm, wie ſein heiſſes Blut noch fließt, und wie es die Augen ſchließt, obs vielleicht die Sünder ſchrecken, und zur Buſſe möcht erwecken. 4. JEſu! liebſter JEſu! ſchreibe dieſes alles in mein Hertz, daß ich eingedenck verbleibe, wie dein Leiden, wie dein Schmertz, wie dein Sterben, wie dein Blut komm mir Armen auch zu gut, daß ich möge daraus ſehen, was auf Sünd vor Straf ergehen. 5. Hilff, daß dieſes Blut mich lehre, wo ich gehe, wo ich ſteh, daß ich, wo ich mich hinkehre, blutig dich vor Augen ſeh, blutig auf der Lager-Stätt, blutig auf dem Sterbe-Beth, blutig, wenn ich Schmertzen leide, blutig, wenn ich nun verſcheide. 6. JEſu! ſtell dein Blut und Wunden immer vor mein Ange- ſicht, in den Wunden hab ich funden Gnade, Leben, Troſt und Licht, deine Marter, Tod und Pein, ſoll im Tod mein Labſal ſeyn, und ſo lang ich werde leben, ſoll es mir vor Augen ſchweben. Der andächtige Chriſt erwäget den Todes-Tag JEſu, oder den Char-Freytag. Aufmunterung. Eſaj. 57, 1. Der Gerechte kommt um, und niemand iſt, der es zu Hertzen nehme, und heilige Leute werden aufgerafft, und niemand achtet darauf. OBgleich der Char- oder ſtille Freytag, welcher der Lei- dens- und der Todes-Tag unſers hochgelobten JEſu iſt, auch von den Welt-Kindern aus äuſſerlicher Scham und Furcht vor Menſchen ſtille hingebracht wird; ſo haben hin- gegen wahre Kinder GOttes ſich dieſen Tag zu ihrer ſon- derbaren Andacht erwählet. Sie erwägen an demſelben das Leiden JEſu, 1) als ein aus Liebe über ſich genom- menes Leiden. O groſſe Lieb! o Lieb! ohn alle Maſſen, die dich gebracht auf dieſe Marter-Straſſen. Liebe drang ihn, daß er Menſch wurde; Liebe bewegte ihn, daß er ſich für uns dahin gab, und am Creutze ſtarb. 2) Als ein un- ſchuldiges Leiden. Man ſoll nicht meynen, als ob der Heyland im geringſten etwas gethan, das der Straffe werth P 5

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/255>, abgerufen am 24.11.2024.