Sünde gethan hat; und siehe! du ergiebest dich in den allerschmählichsten Tod und in das grausamste Leiden für mich, der ich ein Ungerechter, ein Sünder und ein Kind des Todes bin. O wie groß ist deine unaussprechliche Barmhertzigkeit! Der Heilige träget meine Unheiligkeit, der Fromme träget meine Bosheit, der Gerechte meine Unge- rechtigkeit, der Unschuldige meine Schuld: Dir werden meine Sünden aufgeleget, damit mir dei- ne Gerechtigkeit geschencket würde. Mein JEsu! an deinem Leiden kan ich sehen den Zorn GOttes gegen die Sünde, den Greuel der Sünden, die Strafe der Sünden. Denn hat GOTT, um fremder Missethaten, und um zugerechneter Sün- den willen, dich unschuldiges Lamm! so erbärmlich am Oelberg selbst gemartert, und durch deiner Feinde Hände so erbärmlich zurichten lassen; wie hart werden denn dermaleinst gestraffet werden, die durch solches Leiden sich nicht zum Glauben, zur Busse und zur Lebens-Heiligung bewegen lassen. Mein JEsu! ich trette jetzo zu dir, und schaue dein Leiden gläubig an. Du gehest in den Garten Gethsemane und schwitzest blutigen Schweiß! ach für mich! damit ich von der Gewalt des Satans befreyet würde. Du wirst vor Gericht geführet, verklaget und zum Tode verdammet! ach für mich! damit ich, wenn ich nach meinem Tode und am jüngsten Tag vor Gericht werde gestellet werden, möge losgesprochen werden. Du hast vor Gericht lauter Ankläger, aber keinen Fürsprecher! ach für
mich!
Der andächtige Chriſt betrachtet das Leiden
Sünde gethan hat; und ſiehe! du ergiebeſt dich in den allerſchmählichſten Tod und in das grauſamſte Leiden für mich, der ich ein Ungerechter, ein Sünder und ein Kind des Todes bin. O wie groß iſt deine unausſprechliche Barmhertzigkeit! Der Heilige träget meine Unheiligkeit, der Fromme träget meine Bosheit, der Gerechte meine Unge- rechtigkeit, der Unſchuldige meine Schuld: Dir werden meine Sünden aufgeleget, damit mir dei- ne Gerechtigkeit geſchencket würde. Mein JEſu! an deinem Leiden kan ich ſehen den Zorn GOttes gegen die Sünde, den Greuel der Sünden, die Strafe der Sünden. Denn hat GOTT, um fremder Miſſethaten, und um zugerechneter Sün- den willen, dich unſchuldiges Lamm! ſo erbärmlich am Oelberg ſelbſt gemartert, und durch deiner Feinde Hände ſo erbärmlich zurichten laſſen; wie hart werden denn dermaleinſt geſtraffet werden, die durch ſolches Leiden ſich nicht zum Glauben, zur Buſſe und zur Lebens-Heiligung bewegen laſſen. Mein JEſu! ich trette jetzo zu dir, und ſchaue dein Leiden gläubig an. Du geheſt in den Garten Gethſemane und ſchwitzeſt blutigen Schweiß! ach für mich! damit ich von der Gewalt des Satans befreyet würde. Du wirſt vor Gericht geführet, verklaget und zum Tode verdammet! ach für mich! damit ich, wenn ich nach meinem Tode und am jüngſten Tag vor Gericht werde geſtellet werden, möge losgeſprochen werden. Du haſt vor Gericht lauter Ankläger, aber keinen Fürſprecher! ach für
mich!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0252"n="230"/><fwplace="top"type="header">Der andächtige Chriſt betrachtet das Leiden</fw><lb/>
Sünde gethan hat; und ſiehe! du ergiebeſt dich in<lb/>
den allerſchmählichſten Tod und in das grauſamſte<lb/>
Leiden für mich, der ich ein Ungerechter, ein<lb/>
Sünder und ein Kind des Todes bin. O wie<lb/>
groß iſt deine unausſprechliche Barmhertzigkeit!<lb/>
Der Heilige träget meine Unheiligkeit, der Fromme<lb/>
träget meine Bosheit, der Gerechte meine Unge-<lb/>
rechtigkeit, der Unſchuldige meine Schuld: Dir<lb/>
werden meine Sünden aufgeleget, damit mir dei-<lb/>
ne Gerechtigkeit geſchencket würde. Mein JEſu!<lb/>
an deinem Leiden kan ich ſehen den Zorn GOttes<lb/>
gegen die Sünde, den Greuel der Sünden, die<lb/>
Strafe der Sünden. Denn hat GOTT, um<lb/>
fremder Miſſethaten, und um zugerechneter Sün-<lb/>
den willen, dich unſchuldiges Lamm! ſo erbärmlich<lb/>
am Oelberg ſelbſt gemartert, und durch deiner<lb/>
Feinde Hände ſo erbärmlich zurichten laſſen; wie<lb/>
hart werden denn dermaleinſt geſtraffet werden, die<lb/>
durch ſolches Leiden ſich nicht zum Glauben, zur<lb/>
Buſſe und zur Lebens-Heiligung bewegen laſſen.<lb/>
Mein JEſu! ich trette jetzo zu dir, und ſchaue dein<lb/>
Leiden gläubig an. Du geheſt in den Garten<lb/>
Gethſemane und ſchwitzeſt blutigen Schweiß! ach<lb/>
für mich! damit ich von der Gewalt des Satans<lb/>
befreyet würde. Du wirſt vor Gericht geführet,<lb/>
verklaget und zum Tode verdammet! ach für mich!<lb/>
damit ich, wenn ich nach meinem Tode und am<lb/>
jüngſten Tag vor Gericht werde geſtellet werden,<lb/>
möge losgeſprochen werden. Du haſt vor Gericht<lb/>
lauter Ankläger, aber keinen Fürſprecher! ach für<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mich!</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[230/0252]
Der andächtige Chriſt betrachtet das Leiden
Sünde gethan hat; und ſiehe! du ergiebeſt dich in
den allerſchmählichſten Tod und in das grauſamſte
Leiden für mich, der ich ein Ungerechter, ein
Sünder und ein Kind des Todes bin. O wie
groß iſt deine unausſprechliche Barmhertzigkeit!
Der Heilige träget meine Unheiligkeit, der Fromme
träget meine Bosheit, der Gerechte meine Unge-
rechtigkeit, der Unſchuldige meine Schuld: Dir
werden meine Sünden aufgeleget, damit mir dei-
ne Gerechtigkeit geſchencket würde. Mein JEſu!
an deinem Leiden kan ich ſehen den Zorn GOttes
gegen die Sünde, den Greuel der Sünden, die
Strafe der Sünden. Denn hat GOTT, um
fremder Miſſethaten, und um zugerechneter Sün-
den willen, dich unſchuldiges Lamm! ſo erbärmlich
am Oelberg ſelbſt gemartert, und durch deiner
Feinde Hände ſo erbärmlich zurichten laſſen; wie
hart werden denn dermaleinſt geſtraffet werden, die
durch ſolches Leiden ſich nicht zum Glauben, zur
Buſſe und zur Lebens-Heiligung bewegen laſſen.
Mein JEſu! ich trette jetzo zu dir, und ſchaue dein
Leiden gläubig an. Du geheſt in den Garten
Gethſemane und ſchwitzeſt blutigen Schweiß! ach
für mich! damit ich von der Gewalt des Satans
befreyet würde. Du wirſt vor Gericht geführet,
verklaget und zum Tode verdammet! ach für mich!
damit ich, wenn ich nach meinem Tode und am
jüngſten Tag vor Gericht werde geſtellet werden,
möge losgeſprochen werden. Du haſt vor Gericht
lauter Ankläger, aber keinen Fürſprecher! ach für
mich!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/252>, abgerufen am 28.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.