Welches bis auf diesen Tag noch die Weise aller wahren Kinder GOttes ist. Ob nun aber gleich der Satan die Welt-Kinder so weit gebracht, daß sie die Fasten-Zeit nicht mit Beten und Andacht, sondern mit Sauffen, Masque- raden, Fressen, Uppigkeiten und Gottlosigkeiten anfangen, damit sie bezeugen, sie fragen nichts nach dem gecreutzigten HErrn JEsu, und tretten sein Blut mit Füssen: So sind doch wahre Kinder GOttes anders gesinnet, und haben davor ein Greuel. 1) Sie fangen die Zeit nicht allein mit Beten und Singen an, sondern entschlagen sich, so viel möglich, aller irdischen Dinge, damit sie allein an dem Blu- te JEsu ihre Freude haben können. 2) Sodann stellen sie sich das gantze Leiden JEsu vor Augen, JEsum in dem Gar- ten Gethsemane, vor Gericht, in dem Richthaus, auf dem Berge Golgatha, am Creutz, im Grabe, und sprechen bey jeder Betrachtung, für mich, das ist alles für mich ge- schehen. 3) Wie sie nun diese heilige Betrachtung zu Hau- se und in der Kirche anstellen, so sind sie nicht vergnügt mit der äusserlichen Historie, sie lassen auch nicht mit der Fasten- Zeit ihre Andacht verschwinden, sondern wie sie Zeit ihres Lebens der Wunden JEsu, und in dem Sterben sich derer getrösten wollen, so haben sie auch Zeit Lebens im Gedächt- niß den gecreutzigten und auferstandenen JEsum. Wel- ches Andencken 4) sie antreibet zur Creutzigung ihrer Lüste und Begierden, daß sie nicht mehr leben nach dem Lauf die- ser Welt, oder vorsetzlich sündigen, damit sie der Sünde desto mehr absterben, und geistlicher Weise auferstehen. Welcher Fleiß, Verlangen und Wunsch 5) von GOtt zu ihres Lebens Heiligung wird gesegnet seyn.
Gebett.
ACh JESU! mein JEsu! wie groß ist deine Liebe, die du in deinem bittern Leiden mir erwiesen hast. Du bist der eingebohrne Sohn GOttes, du bist das unbefleckte Lamm, der HErr der Herrlichkeit, der Allerheiligste, der nie keine
Sünde
P 3
JEſu Chriſti im Anfang der H. Faſten-Zeit.
Welches bis auf dieſen Tag noch die Weiſe aller wahren Kinder GOttes iſt. Ob nun aber gleich der Satan die Welt-Kinder ſo weit gebracht, daß ſie die Faſten-Zeit nicht mit Beten und Andacht, ſondern mit Sauffen, Maſque- raden, Freſſen, Uppigkeiten und Gottloſigkeiten anfangen, damit ſie bezeugen, ſie fragen nichts nach dem gecreutzigten HErrn JEſu, und tretten ſein Blut mit Füſſen: So ſind doch wahre Kinder GOttes anders geſinnet, und haben davor ein Greuel. 1) Sie fangen die Zeit nicht allein mit Beten und Singen an, ſondern entſchlagen ſich, ſo viel möglich, aller irdiſchen Dinge, damit ſie allein an dem Blu- te JEſu ihre Freude haben können. 2) Sodann ſtellen ſie ſich das gantze Leiden JEſu vor Augen, JEſum in dem Gar- ten Gethſemane, vor Gericht, in dem Richthaus, auf dem Berge Golgatha, am Creutz, im Grabe, und ſprechen bey jeder Betrachtung, für mich, das iſt alles für mich ge- ſchehen. 3) Wie ſie nun dieſe heilige Betrachtung zu Hau- ſe und in der Kirche anſtellen, ſo ſind ſie nicht vergnügt mit der äuſſerlichen Hiſtorie, ſie laſſen auch nicht mit der Faſten- Zeit ihre Andacht verſchwinden, ſondern wie ſie Zeit ihres Lebens der Wunden JEſu, und in dem Sterben ſich derer getröſten wollen, ſo haben ſie auch Zeit Lebens im Gedächt- niß den gecreutzigten und auferſtandenen JEſum. Wel- ches Andencken 4) ſie antreibet zur Creutzigung ihrer Lüſte und Begierden, daß ſie nicht mehr leben nach dem Lauf die- ſer Welt, oder vorſetzlich ſündigen, damit ſie der Sünde deſto mehr abſterben, und geiſtlicher Weiſe auferſtehen. Welcher Fleiß, Verlangen und Wunſch 5) von GOtt zu ihres Lebens Heiligung wird geſegnet ſeyn.
Gebett.
ACh JESU! mein JEſu! wie groß iſt deine Liebe, die du in deinem bittern Leiden mir erwieſen haſt. Du biſt der eingebohrne Sohn GOttes, du biſt das unbefleckte Lamm, der HErr der Herrlichkeit, der Allerheiligſte, der nie keine
Sünde
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JEſu Chriſti im Anfang der H. Faſten-Zeit.
Welches bis auf dieſen Tag noch die Weiſe aller wahren
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Welt-Kinder ſo weit gebracht, daß ſie die Faſten-Zeit nicht
mit Beten und Andacht, ſondern mit Sauffen, Maſque-
raden, Freſſen, Uppigkeiten und Gottloſigkeiten anfangen,
damit ſie bezeugen, ſie fragen nichts nach dem gecreutzigten
HErrn JEſu, und tretten ſein Blut mit Füſſen: So ſind
doch wahre Kinder GOttes anders geſinnet, und haben
davor ein Greuel. 1) Sie fangen die Zeit nicht allein mit
Beten und Singen an, ſondern entſchlagen ſich, ſo viel
möglich, aller irdiſchen Dinge, damit ſie allein an dem Blu-
te JEſu ihre Freude haben können. 2) Sodann ſtellen ſie
ſich das gantze Leiden JEſu vor Augen, JEſum in dem Gar-
ten Gethſemane, vor Gericht, in dem Richthaus, auf dem
Berge Golgatha, am Creutz, im Grabe, und ſprechen bey
jeder Betrachtung, für mich, das iſt alles für mich ge-
ſchehen. 3) Wie ſie nun dieſe heilige Betrachtung zu Hau-
ſe und in der Kirche anſtellen, ſo ſind ſie nicht vergnügt mit
der äuſſerlichen Hiſtorie, ſie laſſen auch nicht mit der Faſten-
Zeit ihre Andacht verſchwinden, ſondern wie ſie Zeit ihres
Lebens der Wunden JEſu, und in dem Sterben ſich derer
getröſten wollen, ſo haben ſie auch Zeit Lebens im Gedächt-
niß den gecreutzigten und auferſtandenen JEſum. Wel-
ches Andencken 4) ſie antreibet zur Creutzigung ihrer Lüſte
und Begierden, daß ſie nicht mehr leben nach dem Lauf die-
ſer Welt, oder vorſetzlich ſündigen, damit ſie der Sünde
deſto mehr abſterben, und geiſtlicher Weiſe auferſtehen.
Welcher Fleiß, Verlangen und Wunſch 5) von GOtt zu
ihres Lebens Heiligung wird geſegnet ſeyn.
Gebett.
ACh JESU! mein JEſu! wie groß iſt deine
Liebe, die du in deinem bittern Leiden mir
erwieſen haſt. Du biſt der eingebohrne Sohn
GOttes, du biſt das unbefleckte Lamm, der HErr
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/251>, abgerufen am 28.06.2024.
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