nicht ein kleines Kind geworden, so könn- ten wir nicht sagen: Sehet, welch eine Lie- be hat uns der Vatter bewiesen, daß wir seine Kinder sollen heissen! Nun aber, da der Bürge ein Kind geworden, hast du den Grund geleget, das grosse Werck der Erlösung auszuführen, und uns zu Kin- dern GOttes zu machen, zu Kindern dei- nes Hauses, und zu Erben deines Him- mels. So arm, so veracht du auch, o junger Heyland der Welt! in deiner Krip- pe lagest, so warest du doch der HErr der gantzen Welt, dem man nichts schencken konnte, was er nicht hatte, und dennoch wa- ren dir lieb die Geschencke der Weisen aus Morgenland; Ich will dir auch ein Ge- schenck bringen, holdseligster JEsu! das ist mein Hertz, diß sündliche Hertz wasche mit deinem theuren Blut, und reinige es von allen Sünden: Ach mach es doch so glücklich, daß es deine Wohnung möge seyn: Meine Buß-Thränen sind die Myr- rhen; die Opffer, die dir gefallen, sind ein geängstigter Geist, ein geängstigtes und
zer-
O 4
auf Weyhnachten die Geburt JEſu Chriſti.
nicht ein kleines Kind geworden, ſo könn- ten wir nicht ſagen: Sehet, welch eine Lie- be hat uns der Vatter bewieſen, daß wir ſeine Kinder ſollen heiſſen! Nun aber, da der Bürge ein Kind geworden, haſt du den Grund geleget, das groſſe Werck der Erlöſung auszuführen, und uns zu Kin- dern GOttes zu machen, zu Kindern dei- nes Hauſes, und zu Erben deines Him- mels. So arm, ſo veracht du auch, o junger Heyland der Welt! in deiner Krip- pe lageſt, ſo wareſt du doch der HErr der gantzen Welt, dem man nichts ſchencken konnte, was er nicht hatte, und dennoch wa- ren dir lieb die Geſchencke der Weiſen aus Morgenland; Ich will dir auch ein Ge- ſchenck bringen, holdſeligſter JEſu! das iſt mein Hertz, diß ſündliche Hertz waſche mit deinem theuren Blut, und reinige es von allen Sünden: Ach mach es doch ſo glücklich, daß es deine Wohnung möge ſeyn: Meine Buß-Thränen ſind die Myr- rhen; die Opffer, die dir gefallen, ſind ein geängſtigter Geiſt, ein geängſtigtes und
zer-
O 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0237"n="215"/><fwplace="top"type="header">auf Weyhnachten die Geburt JEſu Chriſti.</fw><lb/>
nicht ein kleines Kind geworden, ſo könn-<lb/>
ten wir nicht ſagen: Sehet, welch eine Lie-<lb/>
be hat uns der Vatter bewieſen, daß wir<lb/>ſeine Kinder ſollen heiſſen! Nun aber, da<lb/>
der Bürge ein Kind geworden, haſt du<lb/>
den Grund geleget, das groſſe Werck der<lb/>
Erlöſung auszuführen, und uns zu Kin-<lb/>
dern GOttes zu machen, zu Kindern dei-<lb/>
nes Hauſes, und zu Erben deines Him-<lb/>
mels. So arm, ſo veracht du auch, o<lb/>
junger Heyland der Welt! in deiner Krip-<lb/>
pe lageſt, ſo wareſt du doch der HErr der<lb/>
gantzen Welt, dem man nichts ſchencken<lb/>
konnte, was er nicht hatte, und dennoch wa-<lb/>
ren dir lieb die Geſchencke der Weiſen aus<lb/>
Morgenland; Ich will dir auch ein Ge-<lb/>ſchenck bringen, holdſeligſter JEſu! das<lb/>
iſt mein Hertz, diß ſündliche Hertz waſche<lb/>
mit deinem theuren Blut, und reinige es<lb/>
von allen Sünden: Ach mach es doch ſo<lb/>
glücklich, daß es deine Wohnung möge<lb/>ſeyn: Meine Buß-Thränen ſind die Myr-<lb/>
rhen; die Opffer, die dir gefallen, ſind ein<lb/>
geängſtigter Geiſt, ein geängſtigtes und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">zer-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[215/0237]
auf Weyhnachten die Geburt JEſu Chriſti.
nicht ein kleines Kind geworden, ſo könn-
ten wir nicht ſagen: Sehet, welch eine Lie-
be hat uns der Vatter bewieſen, daß wir
ſeine Kinder ſollen heiſſen! Nun aber, da
der Bürge ein Kind geworden, haſt du
den Grund geleget, das groſſe Werck der
Erlöſung auszuführen, und uns zu Kin-
dern GOttes zu machen, zu Kindern dei-
nes Hauſes, und zu Erben deines Him-
mels. So arm, ſo veracht du auch, o
junger Heyland der Welt! in deiner Krip-
pe lageſt, ſo wareſt du doch der HErr der
gantzen Welt, dem man nichts ſchencken
konnte, was er nicht hatte, und dennoch wa-
ren dir lieb die Geſchencke der Weiſen aus
Morgenland; Ich will dir auch ein Ge-
ſchenck bringen, holdſeligſter JEſu! das
iſt mein Hertz, diß ſündliche Hertz waſche
mit deinem theuren Blut, und reinige es
von allen Sünden: Ach mach es doch ſo
glücklich, daß es deine Wohnung möge
ſeyn: Meine Buß-Thränen ſind die Myr-
rhen; die Opffer, die dir gefallen, ſind ein
geängſtigter Geiſt, ein geängſtigtes und
zer-
O 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/237>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.