und Sünden-Wege, ich sehe so viele Menschen, die auf denenselben gehen, und die mich theils mit freundlichen, theils mit Schmähworten reitzen, ich solle mit ihnen sündigen und Böses thun. Ach GOtt! leite mich in deiner Wahrheit, erhalte mein Hertz bey dem einigen, daß ich deinen Namen fürch- te: Stelle meiner Seelen allezeit vor, wenn mir die Welt und Welt-Sünden wollen gefallen, daß mich solcher breite Weg in das Verderben und Ver- dammniß führet. Ach gieb mir deinen H. Geist, den Geist der Wahrheit, der mich lehre; den Geist des Tro- stes, der mich erquicke; den Geist der Freudigkeit, der mich erfreue in Traurigkeit; den Geist der Wiederge- burt, der eine neue Creatur und neuen Menschen aus mir mache; den Geist der Kindschafft, der mich ver- sichre, ich sey ein Kind GOttes; den Geist, das Pfand meines himmlischen Erbes. O werther H. Geist! ach heilige mich, du siehest ja wie mein Hertz noch voll Unreinigkeit, Unart und Sünden ist, dahero denn lauter unheilige Gedancken, Worte und Wer- cke entstehen, aber du siehest auch, wie ich durch dei- ne Gnade davor einen hertzlichen Abscheu habe. Ach! es ist mir leyd, daß ich dich jemals betrübet, und dein Anklopfen gering geachtet habe. Hiemit er- gebe ich mich dir in deine heilige Führung und Regie- rung: Du sollt seyn meiner Seelen Seele, meines Lebens Krafft, meines Hertzens Trost, meines Verstandes Licht, meines Willens Ruhe und Stär- cke, meines Gedächtnisses Schatz, ein Ursprung, Anfang und Ende meines neuen und geistlichen Le-
bens:
Der gläubige Chriſt bittet
und Sünden-Wege, ich ſehe ſo viele Menſchen, die auf denenſelben gehen, und die mich theils mit freundlichen, theils mit Schmähworten reitzen, ich ſolle mit ihnen ſündigen und Böſes thun. Ach GOtt! leite mich in deiner Wahrheit, erhalte mein Hertz bey dem einigen, daß ich deinen Namen fürch- te: Stelle meiner Seelen allezeit vor, wenn mir die Welt und Welt-Sünden wollen gefallen, daß mich ſolcher breite Weg in das Verderben und Ver- dammniß führet. Ach gieb mir deinen H. Geiſt, den Geiſt der Wahrheit, der mich lehre; den Geiſt des Tro- ſtes, der mich erquicke; den Geiſt der Freudigkeit, der mich erfreue in Traurigkeit; den Geiſt der Wiederge- burt, der eine neue Creatur und neuen Menſchen aus mir mache; den Geiſt der Kindſchafft, der mich ver- ſichre, ich ſey ein Kind GOttes; den Geiſt, das Pfand meines himmliſchen Erbes. O werther H. Geiſt! ach heilige mich, du ſieheſt ja wie mein Hertz noch voll Unreinigkeit, Unart und Sünden iſt, dahero denn lauter unheilige Gedancken, Worte und Wer- cke entſtehen, aber du ſieheſt auch, wie ich durch dei- ne Gnade davor einen hertzlichen Abſcheu habe. Ach! es iſt mir leyd, daß ich dich jemals betrübet, und dein Anklopfen gering geachtet habe. Hiemit er- gebe ich mich dir in deine heilige Führung und Regie- rung: Du ſollt ſeyn meiner Seelen Seele, meines Lebens Krafft, meines Hertzens Troſt, meines Verſtandes Licht, meines Willens Ruhe und Stär- cke, meines Gedächtniſſes Schatz, ein Urſprung, Anfang und Ende meines neuen und geiſtlichen Le-
bens:
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Der gläubige Chriſt bittet
und Sünden-Wege, ich ſehe ſo viele Menſchen, die
auf denenſelben gehen, und die mich theils mit
freundlichen, theils mit Schmähworten reitzen, ich
ſolle mit ihnen ſündigen und Böſes thun. Ach
GOtt! leite mich in deiner Wahrheit, erhalte mein
Hertz bey dem einigen, daß ich deinen Namen fürch-
te: Stelle meiner Seelen allezeit vor, wenn mir
die Welt und Welt-Sünden wollen gefallen, daß
mich ſolcher breite Weg in das Verderben und Ver-
dammniß führet. Ach gieb mir deinen H. Geiſt, den
Geiſt der Wahrheit, der mich lehre; den Geiſt des Tro-
ſtes, der mich erquicke; den Geiſt der Freudigkeit, der
mich erfreue in Traurigkeit; den Geiſt der Wiederge-
burt, der eine neue Creatur und neuen Menſchen aus
mir mache; den Geiſt der Kindſchafft, der mich ver-
ſichre, ich ſey ein Kind GOttes; den Geiſt, das Pfand
meines himmliſchen Erbes. O werther H. Geiſt!
ach heilige mich, du ſieheſt ja wie mein Hertz noch
voll Unreinigkeit, Unart und Sünden iſt, dahero
denn lauter unheilige Gedancken, Worte und Wer-
cke entſtehen, aber du ſieheſt auch, wie ich durch dei-
ne Gnade davor einen hertzlichen Abſcheu habe. Ach!
es iſt mir leyd, daß ich dich jemals betrübet, und
dein Anklopfen gering geachtet habe. Hiemit er-
gebe ich mich dir in deine heilige Führung und Regie-
rung: Du ſollt ſeyn meiner Seelen Seele, meines
Lebens Krafft, meines Hertzens Troſt, meines
Verſtandes Licht, meines Willens Ruhe und Stär-
cke, meines Gedächtniſſes Schatz, ein Urſprung,
Anfang und Ende meines neuen und geiſtlichen Le-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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