Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

um Sanfftmuth.
gen verheissen hast: Selig sind die Sanfftmüthigen,
denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind
die Friedfertigen, denn sie werden GOttes Kinder
heissen. Bezwinge in mir durch deinen Geist die
wider diese Tugend aufsteigende Lust, damit ich als
dein Kind glaube, lebe und sterbe, und dermaleins
durch deine Gnade in die Häuser des Friedens ver-
setzet werde. O Seele! schaue JEsum an, hier
kanst du recht erkennen, was wahre Demuth heissen
kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er stellet sich
zum Muster dar: Wie JEsus nun gesinnet war, so
sey du auch gesinnet. Das Böse sucht er alsobald
mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt
ihn schalt, ihn niemals wieder schelten: Er giebt es
seinem Vatter hin, so sanfft ist deines JEsu Sinn;
so sey du auch gesinnet, Amen.

Gesang.
Mel. Ach was soll ich Sünder machen, etc.

SJeh doch! wie mein Feind mich schmähet, grosser GOtt! ach
höre doch! grosser GOtt! du lebst ja noch! Sieh, wie er mit
mir umgehet, wie er tobet, rufft und schreyt, und mich fast
für Zorn anspeyt.

2. Höre, HErr! ach hör sein Schelten! aber ach verleih mir
Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver-
gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.

3. Gieb, daß ich nicht wieder hasse, daß ich schweige, wenn er
schilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich fasse, und
ertrage als ein Christ, was dem Fleisch beschwerlich ist.

4. Hilff, daß ich ihn möge segnen, wenn er mir aufs schlimmste
flucht, und nichts als mein Unglück sucht, und daß ich ihm mög be-
gegnen, mit gelaßnem stillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.

5. Laß mich nur auf JEsum schauen, der da gar nicht wieder schalt,
noch mit Vösem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich
als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.

6. Ach! laß deinen Geist mich stärcken, wenn mein Feind mir setzet
zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken

sich
L

um Sanfftmuth.
gen verheiſſen haſt: Selig ſind die Sanfftmüthigen,
denn ſie werden das Erdreich beſitzen. Selig ſind
die Friedfertigen, denn ſie werden GOttes Kinder
heiſſen. Bezwinge in mir durch deinen Geiſt die
wider dieſe Tugend aufſteigende Luſt, damit ich als
dein Kind glaube, lebe und ſterbe, und dermaleins
durch deine Gnade in die Häuſer des Friedens ver-
ſetzet werde. O Seele! ſchaue JEſum an, hier
kanſt du recht erkennen, was wahre Demuth heiſſen
kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er ſtellet ſich
zum Muſter dar: Wie JEſus nun geſinnet war, ſo
ſey du auch geſinnet. Das Böſe ſucht er alſobald
mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt
ihn ſchalt, ihn niemals wieder ſchelten: Er giebt es
ſeinem Vatter hin, ſo ſanfft iſt deines JEſu Sinn;
ſo ſey du auch geſinnet, Amen.

Geſang.
Mel. Ach was ſoll ich Sünder machen, ꝛc.

SJeh doch! wie mein Feind mich ſchmähet, groſſer GOtt! ach
höre doch! groſſer GOtt! du lebſt ja noch! Sieh, wie er mit
mir umgehet, wie er tobet, rufft und ſchreyt, und mich faſt
für Zorn anſpeyt.

2. Höre, HErr! ach hör ſein Schelten! aber ach verleih mir
Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver-
gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.

3. Gieb, daß ich nicht wieder haſſe, daß ich ſchweige, wenn er
ſchilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich faſſe, und
ertrage als ein Chriſt, was dem Fleiſch beſchwerlich iſt.

4. Hilff, daß ich ihn möge ſegnen, wenn er mir aufs ſchlimmſte
flucht, und nichts als mein Unglück ſucht, und daß ich ihm mög be-
gegnen, mit gelaßnem ſtillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.

5. Laß mich nur auf JEſum ſchauen, der da gar nicht wieder ſchalt,
noch mit Vöſem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich
als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.

6. Ach! laß deinen Geiſt mich ſtärcken, wenn mein Feind mir ſetzet
zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken

ſich
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0183" n="161"/><fw place="top" type="header">um Sanfftmuth.</fw><lb/>
gen verhei&#x017F;&#x017F;en ha&#x017F;t: Selig &#x017F;ind die Sanfftmüthigen,<lb/>
denn &#x017F;ie werden das Erdreich be&#x017F;itzen. Selig &#x017F;ind<lb/>
die Friedfertigen, denn &#x017F;ie werden GOttes Kinder<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en. Bezwinge in mir durch deinen Gei&#x017F;t die<lb/>
wider die&#x017F;e Tugend auf&#x017F;teigende Lu&#x017F;t, damit ich als<lb/>
dein Kind glaube, lebe und &#x017F;terbe, und dermaleins<lb/>
durch deine Gnade in die Häu&#x017F;er des Friedens ver-<lb/>
&#x017F;etzet werde. O Seele! &#x017F;chaue JE&#x017F;um an, hier<lb/>
kan&#x017F;t du recht erkennen, was wahre Demuth hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er &#x017F;tellet &#x017F;ich<lb/>
zum Mu&#x017F;ter dar: Wie JE&#x017F;us nun ge&#x017F;innet war, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ey du auch ge&#x017F;innet. Das Bö&#x017F;e &#x017F;ucht er al&#x017F;obald<lb/>
mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt<lb/>
ihn &#x017F;chalt, ihn niemals wieder &#x017F;chelten: Er giebt es<lb/>
&#x017F;einem Vatter hin, &#x017F;o &#x017F;anfft i&#x017F;t deines JE&#x017F;u Sinn;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ey du auch ge&#x017F;innet, Amen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ge&#x017F;ang.</head>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Mel. Ach was &#x017F;oll ich Sünder machen, &#xA75B;c.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Jeh doch! wie mein Feind mich &#x017F;chmähet, gro&#x017F;&#x017F;er GOtt! ach<lb/>
höre doch! gro&#x017F;&#x017F;er GOtt! du leb&#x017F;t ja noch! Sieh, wie er mit<lb/>
mir umgehet, wie er tobet, rufft und &#x017F;chreyt, und mich fa&#x017F;t<lb/>
für Zorn an&#x017F;peyt.</p><lb/>
            <p>2. Höre, HErr! ach hör &#x017F;ein Schelten! aber ach verleih mir<lb/>
Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver-<lb/>
gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.</p><lb/>
            <p>3. Gieb, daß ich nicht wieder ha&#x017F;&#x017F;e, daß ich &#x017F;chweige, wenn er<lb/>
&#x017F;chilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich fa&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
ertrage als ein Chri&#x017F;t, was dem Flei&#x017F;ch be&#x017F;chwerlich i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>4. Hilff, daß ich ihn möge &#x017F;egnen, wenn er mir aufs &#x017F;chlimm&#x017F;te<lb/>
flucht, und nichts als mein Unglück &#x017F;ucht, und daß ich ihm mög be-<lb/>
gegnen, mit gelaßnem &#x017F;tillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.</p><lb/>
            <p>5. Laß mich nur auf JE&#x017F;um &#x017F;chauen, der da gar nicht wieder &#x017F;chalt,<lb/>
noch mit Vö&#x017F;em bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich<lb/>
als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.</p><lb/>
            <p>6. Ach! laß deinen Gei&#x017F;t mich &#x017F;tärcken, wenn mein Feind mir &#x017F;etzet<lb/>
zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0183] um Sanfftmuth. gen verheiſſen haſt: Selig ſind die Sanfftmüthigen, denn ſie werden das Erdreich beſitzen. Selig ſind die Friedfertigen, denn ſie werden GOttes Kinder heiſſen. Bezwinge in mir durch deinen Geiſt die wider dieſe Tugend aufſteigende Luſt, damit ich als dein Kind glaube, lebe und ſterbe, und dermaleins durch deine Gnade in die Häuſer des Friedens ver- ſetzet werde. O Seele! ſchaue JEſum an, hier kanſt du recht erkennen, was wahre Demuth heiſſen kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er ſtellet ſich zum Muſter dar: Wie JEſus nun geſinnet war, ſo ſey du auch geſinnet. Das Böſe ſucht er alſobald mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt ihn ſchalt, ihn niemals wieder ſchelten: Er giebt es ſeinem Vatter hin, ſo ſanfft iſt deines JEſu Sinn; ſo ſey du auch geſinnet, Amen. Geſang. Mel. Ach was ſoll ich Sünder machen, ꝛc. SJeh doch! wie mein Feind mich ſchmähet, groſſer GOtt! ach höre doch! groſſer GOtt! du lebſt ja noch! Sieh, wie er mit mir umgehet, wie er tobet, rufft und ſchreyt, und mich faſt für Zorn anſpeyt. 2. Höre, HErr! ach hör ſein Schelten! aber ach verleih mir Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver- gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt. 3. Gieb, daß ich nicht wieder haſſe, daß ich ſchweige, wenn er ſchilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich faſſe, und ertrage als ein Chriſt, was dem Fleiſch beſchwerlich iſt. 4. Hilff, daß ich ihn möge ſegnen, wenn er mir aufs ſchlimmſte flucht, und nichts als mein Unglück ſucht, und daß ich ihm mög be- gegnen, mit gelaßnem ſtillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut. 5. Laß mich nur auf JEſum ſchauen, der da gar nicht wieder ſchalt, noch mit Vöſem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind. 6. Ach! laß deinen Geiſt mich ſtärcken, wenn mein Feind mir ſetzet zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken ſich L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/183
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/183>, abgerufen am 04.11.2024.