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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Der gläubige Christ

8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen stehen, und laß mich
ihrer Spur mit allem Fleiß nachgehen, ja daß ich mich betracht, und
an mir nehme ab, wie es in jedem Fall mein Nächster gerne hab.

9. Laß deinen guten Geist, den Geist der Treu und Liebe, in mei-
nem Hertzen seyn, damit ich Liebe übe: gieb mir ein redlich Hertz,
das ohne Falschheit sey, voll Liebe ohne List, und ohn Betrügerey.

10. So leb ich als dein Kind, und werd dahin gelangen, wo alle
Gläubige in Liebe sich umfangen, wo Liebe immer blüht in der Voll-
kommenheit, und nie aufhören wird in alle Ewigkeit.

Der gläubige Christ will JEsu nachfolgen.
Aufmunterung.
Matth. 16, 24. Will mir jemand nachfolgen, der verläugne sich selbst, und nehme
sein Creutz auf sich, |und folge mir nach.

HErr! siehe, ob ich auf bösem Wege bin: So soll ein gläubi-
ger Christ täglich seuffzen, Psalm 139, 24. Fraget ein
behutsamer Wandersmann fleißig nach dem Wege, so soll
ein Gläubiger sich fleißig des Himmels - Weges erkundigen.
Es sind viel Verführer ausgegangen, spricht Johannes, dar-
um soll ein wahrer Christ sich wohl fürsehen, daß er nicht
verführet werde. Ein gläubiger Christ folget demnach 1) nicht
nach den Welt - Kindern, die ihn wollen mitnehmen zu ih-
ren lustigen und sündlichen Gesellschafften, dadurch würde
er seine Seele in allzu grosse Gefahr setzen, vielweniger fol-
get er dem Trieb seines bösen Hertzens: Sondern er dencket
allezeit, so ihm etwas in die Gedancken kommt, ist das auch
recht? Er folget auch nicht dem Satan und seinen Reitzun-
gen nach: Sondern er folget nach 2) der heiligen Schrifft,
die ihm vorstellet, was er glauben, was er thun und unter-
lassen soll, das ist seine Lebens- Regel, was die nicht er-
laubt, davor hat er einen hertzlichen Abscheu. Er folget son-
derlich nach 3) dem HErrn JEsu, der hat uns ein Fürbild
gelassen, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapffen, die
Fußstapffen JEsu aber sind seine Demuth, Gehorsam, Ge-
dult, Sanfftmuth, Keuschheit, Freundlichkeit und Fröm-
migkeit. Hierinn bestehet die heilige und wahre Nachfolge.
Er folget 4) auch nach dem Exempel frommer Christen, sie-
het er an frommen Christen Eifer im Gebett, Ehrerbietig-
keit, Mildigkeit, und andere Tugenden, so trachtet er auch,
solche nachzuahmen. 5) Diese heilige Nachfolge aber soll
beständig bleiben bis in den Tod, so wird an solchen Seelen

auch
Der gläubige Chriſt

8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen ſtehen, und laß mich
ihrer Spur mit allem Fleiß nachgehen, ja daß ich mich betracht, und
an mir nehme ab, wie es in jedem Fall mein Nächſter gerne hab.

9. Laß deinen guten Geiſt, den Geiſt der Treu und Liebe, in mei-
nem Hertzen ſeyn, damit ich Liebe übe: gieb mir ein redlich Hertz,
das ohne Falſchheit ſey, voll Liebe ohne Liſt, und ohn Betrügerey.

10. So leb ich als dein Kind, und werd dahin gelangen, wo alle
Gläubige in Liebe ſich umfangen, wo Liebe immer blüht in der Voll-
kommenheit, und nie aufhören wird in alle Ewigkeit.

Der gläubige Chriſt will JEſu nachfolgen.
Aufmunterung.
Matth. 16, 24. Will mir jemand nachfolgen, der verläugne ſich ſelbſt, und nehme
ſein Creutz auf ſich, |und folge mir nach.

HErr! ſiehe, ob ich auf böſem Wege bin: So ſoll ein gläubi-
ger Chriſt täglich ſeuffzen, Pſalm 139, 24. Fraget ein
behutſamer Wandersmann fleißig nach dem Wege, ſo ſoll
ein Gläubiger ſich fleißig des Himmels - Weges erkundigen.
Es ſind viel Verführer ausgegangen, ſpricht Johannes, dar-
um ſoll ein wahrer Chriſt ſich wohl fürſehen, daß er nicht
verführet werde. Ein gläubiger Chriſt folget demnach 1) nicht
nach den Welt - Kindern, die ihn wollen mitnehmen zu ih-
ren luſtigen und ſündlichen Geſellſchafften, dadurch würde
er ſeine Seele in allzu groſſe Gefahr ſetzen, vielweniger fol-
get er dem Trieb ſeines böſen Hertzens: Sondern er dencket
allezeit, ſo ihm etwas in die Gedancken kommt, iſt das auch
recht? Er folget auch nicht dem Satan und ſeinen Reitzun-
gen nach: Sondern er folget nach 2) der heiligen Schrifft,
die ihm vorſtellet, was er glauben, was er thun und unter-
laſſen ſoll, das iſt ſeine Lebens- Regel, was die nicht er-
laubt, davor hat er einen hertzlichen Abſcheu. Er folget ſon-
derlich nach 3) dem HErrn JEſu, der hat uns ein Fürbild
gelaſſen, daß wir ſollen nachfolgen ſeinen Fußſtapffen, die
Fußſtapffen JEſu aber ſind ſeine Demuth, Gehorſam, Ge-
dult, Sanfftmuth, Keuſchheit, Freundlichkeit und Fröm-
migkeit. Hierinn beſtehet die heilige und wahre Nachfolge.
Er folget 4) auch nach dem Exempel frommer Chriſten, ſie-
het er an frommen Chriſten Eifer im Gebett, Ehrerbietig-
keit, Mildigkeit, und andere Tugenden, ſo trachtet er auch,
ſolche nachzuahmen. 5) Dieſe heilige Nachfolge aber ſoll
beſtändig bleiben bis in den Tod, ſo wird an ſolchen Seelen

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[130/0152] Der gläubige Chriſt 8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen ſtehen, und laß mich ihrer Spur mit allem Fleiß nachgehen, ja daß ich mich betracht, und an mir nehme ab, wie es in jedem Fall mein Nächſter gerne hab. 9. Laß deinen guten Geiſt, den Geiſt der Treu und Liebe, in mei- nem Hertzen ſeyn, damit ich Liebe übe: gieb mir ein redlich Hertz, das ohne Falſchheit ſey, voll Liebe ohne Liſt, und ohn Betrügerey. 10. So leb ich als dein Kind, und werd dahin gelangen, wo alle Gläubige in Liebe ſich umfangen, wo Liebe immer blüht in der Voll- kommenheit, und nie aufhören wird in alle Ewigkeit. Der gläubige Chriſt will JEſu nachfolgen. Aufmunterung. Matth. 16, 24. Will mir jemand nachfolgen, der verläugne ſich ſelbſt, und nehme ſein Creutz auf ſich, |und folge mir nach. HErr! ſiehe, ob ich auf böſem Wege bin: So ſoll ein gläubi- ger Chriſt täglich ſeuffzen, Pſalm 139, 24. Fraget ein behutſamer Wandersmann fleißig nach dem Wege, ſo ſoll ein Gläubiger ſich fleißig des Himmels - Weges erkundigen. Es ſind viel Verführer ausgegangen, ſpricht Johannes, dar- um ſoll ein wahrer Chriſt ſich wohl fürſehen, daß er nicht verführet werde. Ein gläubiger Chriſt folget demnach 1) nicht nach den Welt - Kindern, die ihn wollen mitnehmen zu ih- ren luſtigen und ſündlichen Geſellſchafften, dadurch würde er ſeine Seele in allzu groſſe Gefahr ſetzen, vielweniger fol- get er dem Trieb ſeines böſen Hertzens: Sondern er dencket allezeit, ſo ihm etwas in die Gedancken kommt, iſt das auch recht? Er folget auch nicht dem Satan und ſeinen Reitzun- gen nach: Sondern er folget nach 2) der heiligen Schrifft, die ihm vorſtellet, was er glauben, was er thun und unter- laſſen ſoll, das iſt ſeine Lebens- Regel, was die nicht er- laubt, davor hat er einen hertzlichen Abſcheu. Er folget ſon- derlich nach 3) dem HErrn JEſu, der hat uns ein Fürbild gelaſſen, daß wir ſollen nachfolgen ſeinen Fußſtapffen, die Fußſtapffen JEſu aber ſind ſeine Demuth, Gehorſam, Ge- dult, Sanfftmuth, Keuſchheit, Freundlichkeit und Fröm- migkeit. Hierinn beſtehet die heilige und wahre Nachfolge. Er folget 4) auch nach dem Exempel frommer Chriſten, ſie- het er an frommen Chriſten Eifer im Gebett, Ehrerbietig- keit, Mildigkeit, und andere Tugenden, ſo trachtet er auch, ſolche nachzuahmen. 5) Dieſe heilige Nachfolge aber ſoll beſtändig bleiben bis in den Tod, ſo wird an ſolchen Seelen auch

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/152>, abgerufen am 22.11.2024.