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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Der gläubige Christ bittet GOtt
känntniß GOttes, JEsu Christi, und ihres Heyls stehet.
Denn ein Ungläubiger ist gleich einem Gemach, darinn kein
Licht ist, darinn es finster und unangenehm ist; aber eine
gläubige Seele ist gleich einem Gemach, darinn es helle ist,
und darinn ein Licht scheinet, welches Licht der Glaube ist.
Diesen Glauben kan sich der Mensch nicht selbst geben, son-
dern GOtt ists, der ihn in uns anzündet, entweder in der
heiligen Taufe, wenn der Heil. Geist wird reichlich über
uns ausgegossen, oder durchs Wort GOttes, dadurch der
Mensch anfangs eine Erkänntniß und Wissenschafft seines
Heyls erlanget, durch GOttes Krafft dem Wort Beyfall
giebt, es vor eine göttliche Wahrheit in seinem Hertzen hält,
sodann in vester Zuversicht GOtt fasset, sich JEsum Chri-
stum und sein heiliges Verdienst zueignet, und nach diesem
Wort zu glauben, zu leben und zu sterben sich mit GOtt
vest entschliesset. Derowegen soll ein gläubiger Christ, 1)
GOtt dancken, daß er ihn zum Glauben und Erkänntniß
JEsu Christi gebracht, und dadurch vor Juden, Türcken,
Heyden, glücklich gemacht hat. 2) Er soll sich seines Tauff-
Bundes, und der darinn erlangten Herrlichkeit erinnern, und
den mit GOtt gemachten Bund nicht muthwillig übertret-
ten. 3) Soll er GOttes Wort fleißig und mit Andacht an-
hören, damit er immer mehr und mehr erleuchtet, zu
grösserer Erkänntniß gelangen möge: 4) Was er höret und
lieset, soll er in die Uebung bringen, und seinen Glauben
in den Wercken zeigen. Dahero 5) es einem wahren Chri-
sten nicht soll genug seyn zu sagen, ich glaube, sondern er
soll auch die Glaubens-Früchte, Frömmigkeit, Liebe,
Keuschheit, Gedult, Sanftmuth und dergleichen in seinem
gantzen Leben hervor leuchten lassen. Er soll auch nicht et-
wa nur eine Zeitlang glauben, sondern im Glauben GOtt
getreu verbleiben bis in den Tod. So kan er sich auch ge-
trösten, daß er werde das Ende seines Glaubens davon tra-
gen, nemlich der Seelen Seligkeit.

Gebett.

ODu gnadenreicher GOtt! welche grosse Barm-
hertzigkeit ist es, daß du mich zur wahren

Erkännt-

Der gläubige Chriſt bittet GOtt
känntniß GOttes, JEſu Chriſti, und ihres Heyls ſtehet.
Denn ein Ungläubiger iſt gleich einem Gemach, darinn kein
Licht iſt, darinn es finſter und unangenehm iſt; aber eine
gläubige Seele iſt gleich einem Gemach, darinn es helle iſt,
und darinn ein Licht ſcheinet, welches Licht der Glaube iſt.
Dieſen Glauben kan ſich der Menſch nicht ſelbſt geben, ſon-
dern GOtt iſts, der ihn in uns anzündet, entweder in der
heiligen Taufe, wenn der Heil. Geiſt wird reichlich über
uns ausgegoſſen, oder durchs Wort GOttes, dadurch der
Menſch anfangs eine Erkänntniß und Wiſſenſchafft ſeines
Heyls erlanget, durch GOttes Krafft dem Wort Beyfall
giebt, es vor eine göttliche Wahrheit in ſeinem Hertzen hält,
ſodann in veſter Zuverſicht GOtt faſſet, ſich JEſum Chri-
ſtum und ſein heiliges Verdienſt zueignet, und nach dieſem
Wort zu glauben, zu leben und zu ſterben ſich mit GOtt
veſt entſchlieſſet. Derowegen ſoll ein gläubiger Chriſt, 1)
GOtt dancken, daß er ihn zum Glauben und Erkänntniß
JEſu Chriſti gebracht, und dadurch vor Juden, Türcken,
Heyden, glücklich gemacht hat. 2) Er ſoll ſich ſeines Tauff-
Bundes, und der darinn erlangten Herrlichkeit erinnern, und
den mit GOtt gemachten Bund nicht muthwillig übertret-
ten. 3) Soll er GOttes Wort fleißig und mit Andacht an-
hören, damit er immer mehr und mehr erleuchtet, zu
gröſſerer Erkänntniß gelangen möge: 4) Was er höret und
lieſet, ſoll er in die Uebung bringen, und ſeinen Glauben
in den Wercken zeigen. Dahero 5) es einem wahren Chri-
ſten nicht ſoll genug ſeyn zu ſagen, ich glaube, ſondern er
ſoll auch die Glaubens-Früchte, Frömmigkeit, Liebe,
Keuſchheit, Gedult, Sanftmuth und dergleichen in ſeinem
gantzen Leben hervor leuchten laſſen. Er ſoll auch nicht et-
wa nur eine Zeitlang glauben, ſondern im Glauben GOtt
getreu verbleiben bis in den Tod. So kan er ſich auch ge-
tröſten, daß er werde das Ende ſeines Glaubens davon tra-
gen, nemlich der Seelen Seligkeit.

Gebett.

ODu gnadenreicher GOtt! welche groſſe Barm-
hertzigkeit iſt es, daß du mich zur wahren

Erkännt-
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[78/0100] Der gläubige Chriſt bittet GOtt känntniß GOttes, JEſu Chriſti, und ihres Heyls ſtehet. Denn ein Ungläubiger iſt gleich einem Gemach, darinn kein Licht iſt, darinn es finſter und unangenehm iſt; aber eine gläubige Seele iſt gleich einem Gemach, darinn es helle iſt, und darinn ein Licht ſcheinet, welches Licht der Glaube iſt. Dieſen Glauben kan ſich der Menſch nicht ſelbſt geben, ſon- dern GOtt iſts, der ihn in uns anzündet, entweder in der heiligen Taufe, wenn der Heil. Geiſt wird reichlich über uns ausgegoſſen, oder durchs Wort GOttes, dadurch der Menſch anfangs eine Erkänntniß und Wiſſenſchafft ſeines Heyls erlanget, durch GOttes Krafft dem Wort Beyfall giebt, es vor eine göttliche Wahrheit in ſeinem Hertzen hält, ſodann in veſter Zuverſicht GOtt faſſet, ſich JEſum Chri- ſtum und ſein heiliges Verdienſt zueignet, und nach dieſem Wort zu glauben, zu leben und zu ſterben ſich mit GOtt veſt entſchlieſſet. Derowegen ſoll ein gläubiger Chriſt, 1) GOtt dancken, daß er ihn zum Glauben und Erkänntniß JEſu Chriſti gebracht, und dadurch vor Juden, Türcken, Heyden, glücklich gemacht hat. 2) Er ſoll ſich ſeines Tauff- Bundes, und der darinn erlangten Herrlichkeit erinnern, und den mit GOtt gemachten Bund nicht muthwillig übertret- ten. 3) Soll er GOttes Wort fleißig und mit Andacht an- hören, damit er immer mehr und mehr erleuchtet, zu gröſſerer Erkänntniß gelangen möge: 4) Was er höret und lieſet, ſoll er in die Uebung bringen, und ſeinen Glauben in den Wercken zeigen. Dahero 5) es einem wahren Chri- ſten nicht ſoll genug ſeyn zu ſagen, ich glaube, ſondern er ſoll auch die Glaubens-Früchte, Frömmigkeit, Liebe, Keuſchheit, Gedult, Sanftmuth und dergleichen in ſeinem gantzen Leben hervor leuchten laſſen. Er ſoll auch nicht et- wa nur eine Zeitlang glauben, ſondern im Glauben GOtt getreu verbleiben bis in den Tod. So kan er ſich auch ge- tröſten, daß er werde das Ende ſeines Glaubens davon tra- gen, nemlich der Seelen Seligkeit. Gebett. ODu gnadenreicher GOtt! welche groſſe Barm- hertzigkeit iſt es, daß du mich zur wahren Erkännt-

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/100>, abgerufen am 24.11.2024.